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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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gedreht?«
    »Oh, du weißt schon«, sagte ich. Ich tat, als würde ich meine Fingernägel betrachten. »Charme, Geschicklichkeit und Führungseigenschaften.«
    »Das ist ein guter Deal«, meinte Mike. Er musste es wissen, mit solchen Dingen kannte er sich aus. »Tut mir leid, aber ich muss jetzt wirklich los«, sagte er. »Ich wünsche einen arbeitsreichen Tag und so.«
    »Alles klar«, sagte ich. Ich wünschte, er hätte länger bleiben können. Ich hätte gerne über Einzelheiten mit ihm gesprochen. Mike entdeckte immer Kleinigkeiten, die ich übersah. Er hatte die Fähigkeit, die Dinge hinter den Zahlen zu sehen. Ich betrachtete Zahlen als Funktionen. »Trotzdem, vielen Dank, dass du gekommen bist.«
    »Wir sehen uns später, Alter. Bis später, Caitlin.«
    »Wiedersehen, Mike.«
    Caitlin winkte ihm schüchtern zu; sie hob die Hand und wackelte mit den Fingern. Es war eine etwas linkische, mädchenhafte Bewegung.

    »Und jetzt?«, sagte ich und schloss die Tür hinter Mike.
    Caitlin zuckte mit den Achseln. »Es ist ziemlich dreckig hier«, sagte sie. »Vielleicht sollten wir ein wenig aufräumen und sauber machen?«
    »Hast du an staubsaugen gedacht?«, fragte ich.
    Caitlin sah mich einen Augenblick lang todernst an.
    »Staubsaugen?«
    Ich grinste. »Das war ein Scherz«, erklärte ich. »Die Handwerker werden bald kommen und ein riesiges Durcheinander anrichten. Wir können es einstweilen so lassen, wie es ist.«
    »Ist mir auch recht«, sagte Caitlin. »Können wir dann jetzt nach Hause fahren?«
    Ich war mir nicht sicher, aber ich glaube, das war das erste Mal, dass sie »nach Hause« gesagt hatte. Es klang seltsam aus ihrem Mund.
    »Ja, gut«, sagte ich. Ich öffnete die Tür für sie. Wir schlenderten zurück zum Auto. Caitlin hatte ihre Ohrhörer im Ohr, aber es war deutlich, dass sie jetzt reden wollte. Ihre Stimmung hatte sich innerhalb der letzten fünf Minuten verändert. Ich war aufgeregt, wollte aber vermeiden, dass sie in Schmollen und Achselzucken zurückfiel.
    »Wie sollen wir es nennen?«, fragte ich. Ich hoffte, dass das »wir« sie nicht gleich wegrennen ließ.
    »Was nennen?«
    »Das Café natürlich.«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie.
    Sehr hilfreich!
    Ich ignorierte sie und beschleunigte meine Schritte.
Ich hatte keine Lust, neben ihr zu gehen. Erst erzählte sie mir, dass ich diese Sache in Gang bringen solle, damit ich nicht zu Hause herumsaß und ihre Kreise störte. Wenn ich die Sache dann anging, zeigte sie mir ihre volle jugendliche Missachtung.
    Vielleicht bemerkte sie meine Verstimmung. Sie lief hinter mir her und versuchte, zu mir aufzuschließen.
    »Wie wäre etwas, in dem Bohnen vorkommen?«, fragte sie. »Ich meine, wegen der Kaffeebohne.«
    Ich ging weiter.
    »Interessant«, sagte ich zurückhaltend.
    »Du wirst auch Sachen zum Mitnehmen anbieten, oder?«
    »Ja, die Leute können etwas im Café trinken oder auch Getränke mitnehmen.«
    »Gut«, sagte Caitlin, »was hältst du von ›Bean & Gone‹? Das wäre abgefahren.«
    Ich sah sie an. Ich versuchte, nicht überrascht zu wirken.
    »Das ist ein sehr guter Vorschlag«, sagte ich.
    Caitlin nickte. Sie tat sehr cool, aber ich hatte das Gefühl, dass sie sich freute.
    »Ich muss wohl auf dich achtgeben«, sagte ich. »Ich befürchte, du bist auf meinen Job aus.«
    »Kann ich einen Job haben?«
    »Ich glaube, ich brauche jede Hilfe, die ich nur bekommen kann«, sagte ich.
    »Gut«, sagte sie. »Dann brauche ich nicht mehr in die Schule zu gehen.«
    Ich wollte ihr gerade klarmachen, dass dieser Punkt doch schon endgültig geklärt war, als ich wieder das
blecherne Dröhnen des iPod hörte. Ich sollte wichtiger sein als dieses Ding. Ich würde es besiegen. Ich fragte mich, ob dieses mit Problemen behaftete, widerborstige Kind überhaupt wusste, wie glücklich es sich schätzen konnte, mich zum Vater zu haben.
     
    Ich suchte gerade online nach Kaffeegroßhändlern, als es an der Haustür klingelte.
    »Ich gehe schon«, sagte Caitlin.
    Das war etwas ganz Neues, vor allem deshalb, weil sie sich gerade in einem fieberhaften SMS-Marathon befand. Ich hatte ihr versprochen, dass sie eine halbe Stunde im Internet surfen durfte, wenn ich fertig war.
    Sie rannte fast zur Eingangstür. Eine schlechte Vorführung, falls sie so tun wollte, als wüsste sie nicht, wer da an der Tür war. Ich wollte ihr nicht das Gefühl geben, sie zu kontrollieren; also blieb ich, wo ich war, und lauschte.
    »Alles klar?«, sagte sie.
    »Alles klar«, antwortete

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