Daddy Uncool
mir entfernt hatte. Auf meiner Mailbox war eine Ansage von Amanda. Sie wollte mich auf einen Drink treffen und zu meiner Beunruhigung mit mir reden.
Ich war gewiss nicht in der Stimmung, mit ihr zu
reden, machte mir aber im Geist eine Notiz, sie demnächst anzurufen. Obwohl ich Caitlins Existenz vor ihr geheim halten wollte, schien es mir doch wichtig, die Kommunikation mit Amanda nicht ganz abzubrechen. Falls ernsthafte Probleme mit Caitlin oder den Behörden auftauchen sollten, war es sicher kein Nachteil, Amanda auf meiner Seite zu haben.
Ich hörte, wie Brian und Caitlin die Treppe herunterkamen und sich verabschiedeten. Ich war etwas nervös, sie zu sehen. Es war ziemlich offensichtlich, was ich erwartet hatte, als ich in ihr Zimmer eingedrungen war. Das hatte eine neue Krisenzone geschaffen, eine, die ich keinesfalls verschärfen wollte.
Sie kam ins Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa. Ohne mich anzusehen, fragte sie: »Kann ich fernsehen?«
Erleichtert sagte ich ja und bastelte weiter an meiner Geschäftsidee herum.
Nach einer Weile sah Caitlin von der entsetzlichen amerikanischen Komödie auf.
»Warum haben wir drei Schlafzimmer?«, fragte sie.
»Weil das Haus so gebaut wurde«, erwiderte ich.
»Das ist mir schon klar«, sagte sie und klemmte sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. »Es kommt mir nur etwas merkwürdig vor. Irgendwie unnötig.«
Nun war es das Haus, an dem sie etwas auszusetzen hatte. Was war mit diesem Kind bloß los?
»Weißt du, als ich das Haus gemietet habe«, sagte ich, »war mir weniger wichtig, wie viele Schlafzimmer es gibt, als vielmehr die Aufteilung des Hauses. Etwas
Kleineres hätte es sicher auch getan, aber ich wollte gerne eine Küche und ein Esszimmer haben.«
»So meinte ich das gar nicht«, sagte Caitlin. »Es geht mir mehr um das Schlafzimmer.«
Ich drehte mich vom Computer zu ihr herum. Das Wort Schlafzimmer wollte ich im Moment gar nicht hören.
»Ich fürchte, ich weiß nicht, was du meinst.«
Sie sah wieder auf den Bildschirm und rückte etwas von mir weg. Ich wartete. Auf Caitlin zu warten, war das, was mir am schwersten fiel. Ich hätte gerne gewusst, wie sie sich fühlte, was sie meinte, was in ihrem Kopf vor sich ging, und danach zu fragen, war eigentlich naheliegend und logisch. Gleichzeitig war das die schlechteste aller Möglichkeiten. Meinen Mund aufzumachen und sie zu fragen, würde genau das Gegenteil bewirken.
Endlich sagte sie: »Vielleicht wäre es schön, wenn wir ein Zimmer für Mum hätten.«
»Ein Zimmer für Mum.« Ich wiederholte die Worte, als wäre das die normalste Sache der Welt. Sie wollte ein Zimmer für ihre verstorbene Mutter.
»Ja«, sagte Caitlin.
Sie sah wieder zum Fernseher.
»Ich würde es schön finden, wenn wir ein paar Fotos und einige ihrer Sachen in das Zimmer tun würden.«
Eine Woche, nachdem ich Caitlin zu mir geholt hatte, übergab mir der Anwalt diverse Kartons mit Cathys Sachen zu treuen Händen. Ich wusste nichts damit anzufangen, und Caitlin zeigte keinerlei Interesse hineinzusehen.
Ich verstaute sie dann auf dem Boden, weil ich sie aus dem Flur haben wollte. Caitlin war mehrmals darübergestolpert.
»Soll ich ihre Sachen vom Boden holen?«
Caitlin nickte.
»Soll ich sie jetzt herunterholen, oder hat es bis morgen Zeit?«
»Es hat Zeit«, sagte sie geistesabwesend.
So erwachte der Raum ihrer Mutter zum Leben. Es war das kleinste Schlafzimmer des Hauses und offensichtlich von einem jungen Mädchen bewohnt worden. Die Wandfarbe war ein knalliges Rosa. Wir bezogen das Bett mit meinem besten Bettzeug, stellten Cathys Fotos und ihren Schnickschnack auf und hängten ein paar Bilder an die Wand. Caitlin meinte, wir sollten ein Kruzifix über dem Bett aufhängen. Sie erklärte: »Das hätte Mum gerne so gehabt.«
Ich musste daran denken, dass ich eine Menge Erfahrungen hatte, was Cathys Vorlieben bei entspannenden Drogen und beim Sex betraf, der so sicherlich nicht die Billigung des Vatikans gefunden hätte. Trotzdem war ich glücklich, für ihre Tochter zu tun, was diese wollte.
Als wir mit dem Zimmer fertig waren, standen wir in der geöffneten Tür und musterten unser Werk. Gedankenlos hatte ich meinen Arm um Caitlins Schulter gelegt. Als ich merkte, was ich gerade gewagt hatte, war ich so erschrocken, dass ich meinen Arm nicht wegnehmen konnte. Sie schüttelte ihn nicht ab.
»Glaubst du, dass sie es so gut finden würde?«, fragte ich.
»Sie liebt es«, sagte Caitlin. Genau so: in der
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