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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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eine Stimme. Der heisere Klang deutete auf einen Jungen hin, der seine Stimme nicht unter Kontrolle hatte.
    Wer zum Teufel war das?
    »Geil«, sagte Caitlin.
    Ich hörte das Geräusch von Schritten auf der Treppe nach oben. Ich sah zur Zimmerdecke und verfolgte die Schritte den Korridor entlang bis in Caitlins Zimmer.
    Die Tür wurde geschlossen.
    Es war ein Fremder in meinem Haus, und er befand sich im Schlafzimmer meiner Tochter. Dabei konnte nichts Gutes herauskommen.

    Ich ging im Wohnzimmer auf und ab. Das konnte ich nicht durchgehen lassen. Aber wie sollte ich damit umgehen, ohne die fragile Beziehung zu Caitlin zu gefährden? Ich merkte, wie in mir Verdruss aufstieg. Ich erlaubte, dass etwas Schlimmes unter meinen Augen passierte, und tat absolut gar nichts dagegen.
    Was für eine Art Vater war ich eigentlich?
    Ich ging in die Küche, nahm zwei Dosen Diät-Cola aus dem Kühlschrank und ging damit die Treppe hoch. Ich stand einen Augenblick vor Caitlins Schlafzimmer. War ich ein verklemmter Vater? Vermutete ich niederträchtige Taten, die gar nicht existierten? Meine Handflächen schwitzten, was es schwierig machte, die Dosen festzuhalten. Laute Musik drang aus ihrem Zimmer; ein Stück, das wie etwas klang, was ich vor fünfundzwanzig Jahren gemocht hatte, aber leicht verändert. Es waren keine Stimmen zu hören. Sie unterhielten sich nicht. Warum kam jemand, um Caitlin zu besuchen, wenn er nicht mit ihr sprechen wollte? Wie sollte ich mir das erklären?
    Ich klopfte. Keine Reaktion. Ich wartete etwas, dann klopfte ich etwas lauter. Wieder keine Reaktion. Ich wollte auf keinen Fall ohne Vorwarnung eintreten. Wer wusste schon, was mich erwarten würde? Vielleicht etwas, was ich auf keinen Fall sehen wollte. Ich hatte die Berichte über Teenagerschwangerschaften und Sexpartys gelesen (und insgeheim bedauert, dass es so etwas in meiner Jugend nicht gegeben hatte).
    Verdammt. Über solche Situationen hatte ich überhaupt noch nicht nachgedacht. Wie konnte ich so naiv gewesen sein?

    Ich klopfte wieder. Keine Reaktion.
    Meine Hand zitterte, als ich den Griff drehte und die Tür öffnete.
    Verschränkte Gliedmaßen, aufeinandergepresste Lippen, umhertastende Hände …
    Nichts von der Art. Stattdessen saßen Caitlin und ein Junge, der ein Stück kleiner als sie war, nebeneinander an ihrem Schreibtisch und sahen in ein … Algebrabuch. Sie trugen beide Ohrhörer, die an denselben iPod angeschlossen waren.
    »Ähm, hallo …«, sagte ich. Ich stand im Türeingang und hielt die beiden Dosen Cola, die vermutlich bereits den Siedepunkt erreicht hatten, in den Händen. »Ich habe geklopft.«
    Caitlin bemühte sich nicht, ihren Unmut zu verbergen.
    »Ich bringe euch beiden eine Cola.«
    »Ich darf keine Cola trinken«, sagte der Junge. »Nur zu besonderen Anlässen.«
    Ich sah ihn an. Er hatte echte Hautprobleme. Sein Haar war dick, und seine Frisur war entweder topaktuell oder vollkommen ungepflegt. Ich war mir sicher, dass Letzteres eher zutraf. Seine Jeans war voller Löcher, und seine Turnschuhe würde jeder Obdachlose zurückweisen. Ich war sicher kein Experte, aber ich war mir ziemlich sicher, einen Streber vor mir zu haben.
    »Oh«, sagte ich. »Und du bist …?«
    »Das ist Brian«, sagte Caitlin. »Er ging auf meine alte Schule.«
    »Das tue ich immer noch«, korrigierte Brian sie.

    Caitlin ignorierte ihn.
    »Er hilft mir bei Mathe«, fuhr Caitlin fort. Sie schien begeistert, mich in eine Position gebracht zu haben, in der ich mich wie ein misstrauischer, unvernünftiger Despot benommen hatte. »Wir arbeiten ein bisschen Lehrstoff vom letzten Jahr durch. Ich will mich auf das neue Schuljahr vorbereiten.«
    »Schön«, sagte ich, als wäre es genau das gewesen, was ich erwartet hatte. »Brian, kann ich dir etwas anderes zu trinken anbieten?«
    »Nein, vielen Dank«, sagte Brian mit brechender Stimme.
    »Okay«, sagte ich. Ich stellte eine Cola neben Caitlin.
    »Ich lasse euch dann mal wieder allein. Sagt mir Bescheid, wenn ihr etwas braucht.«
    Als ich ging, konnte ich Caitlins vernichtenden Blick in meinem Rücken spüren. Ich hatte es wieder vermasselt.
     
    Ich machte mich für den Rest des Nachmittags rar. Ich sprach mit dem polnischen Bauunternehmer, der gut vorankam, unterhielt mich mit möglichen Lieferanten und verabredete mich mit jemandem von der Behörde, der die Räumlichkeiten abnehmen musste, um mir die erforderliche Genehmigung zu erteilen. Ich hatte das Gefühl, dass sich Caitlin wieder weiter von

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