Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
Wulfsklings doch für ein niederträchtiges Gesindel …! Jedenfalls, Lernen beharrte darauf, dass die zwei Burschen mit uns in der Kutsche zum Palast fuhren. Er konnte schlichtweg nicht die Augen von ihnen wenden. Als wir am Palast ausstiegen, erhaschte einer der Jungen meinen Ärmel und flehte mich um Hilfe an. Beide sahen noch recht unschuldig aus, aber ohne Zweifel wussten sie, was ihnen bevorstand.« Kurz zauderte Adrina; sie war sich darüber im Ungewissen, ob sie den Rest der Geschichte wirklich erzählen sollte.
    »Und was habt Ihr getan?«, fragte Tamylan.
    »Ich habe ihnen mein Messer überlassen.«
    »Bei allen Göttern! Hat Lernen davon erfahren?«
    Adrina schüttelte den Kopf. »Beim abendlichen Festmahl konnte ich sie noch einmal sehen, gepudert und
    geschminkt, reif zum Pflücken. Sie trugen diese Halsbänder – sonst jedoch wenig –, und Lernen umgurrte sie wie ein Kind, das zwei neue Puppen zum Spielen bekommen hat. Am folgenden Morgen lagen beide Burschen tot in Lernens Bett. Sie hatten sich die Handgelenke aufgeschlitzt und waren, während Lernen schlummerte, neben ihm verblutet.«
    »Wie grässlich! Adrina, warum habt Ihr mir dies bislang verschwiegen? Hätten die Hythrier erkannt, dass es Euer Messer war, das die Burschen mit in Lernens Bett genommen hatten, wäre Euch der Gang zum Galgen gewiss gewesen.«
    »Das war mir schon vorher klar. Deshalb habe ich lange vor dem Abendmahl mehrfach die Äußerung fallen lassen, es verloren zu haben.«
    »Aber wie seid Ihr an die Halsbänder gelangt?«
    »Lernen hat sie mir gegeben. Nachdem er aufgehört hatte herumzukeifen und man ihm das Blut abgewaschen hatte, ließ er mich rufen. Er saß in einem Palastgärtchen und starrte die Halsbänder an. Sie lagen, noch rot vom Blut der jungen Burschen, auf der Einfassung des Springbrunnens. Lernen bat mich, sie fortzuschaffen. Er wollte sie, sagte er mir, nie wieder sehen. Warum ich sie behalten habe, weiß ich selbst nicht so genau. Mag sein, um mich daran zu erinnern, aus welchem Grund ich meinem Vater stets zustimme, wenn er davon redet, nach Hythrien einzudringen und die Sippe der Wulfsklings auszutilgen.«
    »Und sein Neffe? Wie verhielt er sich in dieser Angelegenheit?«
    »Keine Ahnung.« Adrina zuckte mit den Schultern und strich zerstreut mit den Fingern über die goldene Halskette. »Ihm bin ich nie begegnet. Vermutlich war er während des gesamten Monats meiner Anwesenheit kein einziges Mal nüchtern genug, um bei mir vorstellig zu werden. Nirgendwo bin ich so freudigen Herzens abgereist wie aus Groenhavn. Auf alle Fälle bis heute, denn die hiesige Stätte zu verlassen, bereitet mir wahrlich noch größere Freude.«
    Tamylan nahm das silberne Schmuckstück zur Hand und betrachtete es versonnen. »Wo sind die Schlüssel?«
    »Ich habe keine Schlüssel. Sobald wir die Halsbänder anlegen, müssen wir sie tragen, bis wir daheim sind und sie uns abschneiden lassen können. Wenn ich es mir zumute, Tamylan, dann kannst auch du es. Leichten Mutes zöge ich in Ketten durch ganz Medalon, käme mir bloß Kretin niemals mehr unter die Augen.«
    Als wollte sie damit diese Aussage unterstreichen, schlang sie sich die Kette um den Hals; sie hörte ein leises Klicken, als der Wolf sich in den Schweif biss und sie sich dadurch schloss. Kalt ruhte das Gold auf ihrer Haut. Das Halsband bereitete ihr ein befremdliches Gefühl; noch nie hatte sich Adrina mit der Frage beschäftigt, ob es den Court'esa vielleicht missfiel, mit Halsbändern versehen zu werden. Stets benutzte man für diesen Zweck auserlesen schönes Geschmeide. Je kunstvoller und kostspieliger das Halsband war, umso höher standen auch Ansehen und Preis des oder der Court'esa . Tamylan war als Sklavin geboren worden und herangewachsen, deshalb fand Adrina ihren merklichen Widerwillen gegen ein derartiges Halsband ein wenig absonderlich. Es mochte sein, dass die Tatsache, in Ka
    rien dem Namen nach als Freie zu gelten, in ihr einen Funken Aufsässigkeit entfacht hatte. »Nun leg sie schon an, Tamylan. Uns eilt die Zeit davon.«
    Als Mikel wiederkehrte, hatte Adrina eine kurze Nachricht an Lanzenreiter Filip geschrieben und alles gepackt, was sie mitzunehmen gedachte. Zog sie zum Vergleich den Pomp heran, mit dem sie sich sonst auf Reisen zu begeben pflegte, umfasste ihr Gepäck dieses Mal nur ein jämmerliches Bündel, doch immerhin enthielt es ihre Reitkleidung, die Juwelen sowie den kleinen, scharfen Brautdolch. Sie schickte den Burschen auf seinen

Weitere Kostenlose Bücher