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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Abscheu ein. Aber es galt stark zu sein. Davon hing ihr Überleben ab.
    »Es sind viel zu viele Gefallene, um sie zu bestatten, Tamylan. Außerdem, was kümmert es dich, wenn sie karische Tote verbrennen?«
    »Es ist nicht recht.«
    »Mag sein, aber es geht uns nichts an. Und nun weiter!«
    Adrina zog ihr Pferd am Zügel vorwärts und schaute nicht zurück, um sich zu vergewissern, ob Tamylan ihr folgte.
    Einige Zeit später fanden sie den ersten toten Far dohnjer, einen jungen Kriegsmann, dessen Gesichtszüge Adrina verschwommen bekannt vorkam, jedoch hätte sie damit keinen Namen in Verbindung bringen können. Er lag auf dem Rücken, hatte den Fuß noch verfangen im Steigbügel seines neben ihm zusammengebrochenen, toten Pferds. Aus seinem hartledernen Brustpanzer ragte ein langer, rot gefiederter Pfeil. Die Augen des Gefallenen standen weit offen, als betrachtete er wie gebannt die fremden Sternbilder des Nordhimmels.
    »Ach ihr Götter …«, stöhnte Tamylan, als sie Adrina einholte. »Lien Korvo.«
    »So lautet sein Name? Ich kannte ihn nicht. Kaum einen von ihnen habe ich gekannt.«
    »Dennoch sind sie für Euch in den Tod geritten.«
    Scharf hob Adrina den Kopf. »Nicht für mich, Tamylan. Um Cratyns willen mussten sie sterben. Und ich beabsichtige ihn dafür büßen zu lassen.«
    Tamylan schüttelte den Kopf und ließ den Blick schweifen. »Das kann nur geschehen, wenn wir am Leben bleiben.«
    »Das wird uns schon gelingen.«
    »Wir stehen unter der Hut des Allerhöchsten«, rief Mikel ihr in Erinnerung.
    Adrina widerstand der Versuchung, dem Burschen eine Maulschelle zu verpassen. Wenn dieses Schlachtfeld das Werk des »Allerhöchsten« war, mochte sie damit nichts zu schaffen haben. Aber noch brauchte sie den Jungen. Sie mussten am Heerlager der Hüter vorübergelangen, und er wusste über dessen Anlage Bescheid.
    »Ganz gewiss, Mikel. Und nun kommt. Wir müssen weiter.«
    Je mehr sie sich der anderen Seite des Schlachtfelds näherten, umso häufiger sahen sie tote Fardohnjer. Adrina vermied es, sie anzuschauen, denn sie fürchtete sich vor dem, was sie erblicken könnte. Zu den Hingemetzelten zählte auch Tristan; gefallen lag er in einer fremdländischen Ebene, war getötet worden durch einen gottlosen Hüter.
    Mit jedem Schritt wuchs Adrinas Zorn von neuem. Zu gleichen Teilen galt er den Kariern, die ihren Bruder dem Tod geweiht, und den Medalonern, die ihn zu Tode gebracht hatten. Das Ende ihrer Leibwache schrie nach Vergeltung, aber noch wusste sie nicht, wann oder wie sie Rache nehmen könnte. Eines Tages jedoch, so schwor sie sich, sollten Karien, Medalon und ebenso Hythria für den Tod ihres Bruders und den Untergang ihrer Leibwache bitter büßen.
    »Heda! Wohin des Wegs?«
    Adrina hielt an und wandte den Kopf in die Richtung des Rufes. Die Stimme gehörte einem Hüter in rotem Waffenrock, doch weil Adrina die Rangabzeichen des medalonischen Heers unbekannt waren, konnte sie nicht unterscheiden, ob sie einen gemeinen Kriegsmann oder einen Befehlshaber vor sich hatte.
    »Wir sind harmlos und suchen nichts als ein wenig Beute«, antwortete sie in bestem Medalonisch. »Ein Mädchen muss schließlich an die Zukunft denken.«
    »Wer seid ihr?«, fragte der Krieger, indem er sie argwöhnisch musterte. »Habt ihr auch einen Namen?«
    »Wir sind Court'esa aus Hythria. Ich heiße Adrina, und das ist Tamylan. Der Junge da ist unser Diener.«
    »Aha, sieh an, von euresgleichen habe ich schon ge
    hört«, sagte der Mann in leicht angewidertem Tonfall. Sein Blick fiel auf Adrinas mit Karfunkeln besetztes Halsband. »Man sollte meinen, du bist wohlgestellt genug, wenn du einen solchen Halsschmuck trägst, und hättest es nicht nötig, Tote zu fleddern.«
    »Rühr sie nicht an!«, schrie Mikel, als der Hüter die Hand nach dem Halsband ausstreckte. Wieder hätte Adrina den Bengel aufs Maul hauen können. Jetzt war schwerlich der geeignete Augenblick für Heldentum.
    Gereizt lachte der Hüter auf, trat aber keinen Schritt näher. »Einen wahrlich furchterregenden Leibwächter habt ihr zwei Frauenzimmer. Aber nun fort mit euch! Hochmeister Jenga hat den Befehl erlassen, alle Plünderer vom Schlachtfeld zu jagen.«
    »Sei unbesorgt, wir sind längst auf dem Weg.«
    Der Hüter nickte und beobachtete Adrina und ihre Begleitung, während sie die Pferde vorwärtszogen. Trotzig sah Mikel den Krieger an, bewahrte aber Schweigen. Adrinas Herz wummerte, während sie sich von dem Hüter entfernten, da sie befürchtete, er

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