Dämenkind 2 - Kind der Götter
endgültig vorwärts wandte. An die vergangenen Stunden und die Bilder des Schlachtfelds würde sie sich ihr Leben lang erinnern.
31
IM KÜHLEN MORGENSCHEIN betrachtete Damin Wulfskling voller Abscheu das Ergebnis der Metzelei, die Folgen des ersten ernsthaften Zusammenpralls mit den Kariern. Sie standen beileibe nicht im Einklang mit seinen Erwartungen. Die Luft stank nach Rauch und Tod. Niedrige graue Wolken wallten über den Himmel, als wollte selbst er seine Missbilligung zum Ausdruck bringen. Genau wie Tarjanian hatte er nie zuvor an einer kriegerischen Auseinandersetzung derartigen Ausmaßes teilgenommen und fühlte sich jetzt angesichts der Auswirkungen sonderbar verstört. Zwar konnte er das Vorgehen der Hüter nicht verurteilen, aber eine eigentliche Feldschlacht hatte nicht stattgefunden. Vielmehr war der Kampf verlaufen, als schlachtete man in einem Pferch Vieh. Es hatte sich keinerlei Gelegenheit ergeben, um Ruhm zu erwerben, keine Möglichkeit, um zu Ehren des Kriegsgottes zu streiten. Nur ein hythrischer Reiter war verletzt worden, und das durch einen Sturz. Die Hüter hatten ein Dutzend Männer verloren und zudem rund fünfzig Verwundete zu beklagen. Alles in allem besehen, war die »Schlacht« eine durch und durch unbefriedigende Angelegenheit gewesen.
Hochmeister Palin Jenga hingegen frohlockte. Er hatte sich einer gewaltigen feindlichen Übermacht gestellt – und sich nicht nur wacker geschlagen, sondern sogar einen
Triumph errungen. Die Hüter befanden sich in überschwänglicher Stimmung. Sie hatten die Überzahl der Karier in beträchtlichem Umfang verringert und die fardohnjische Reiterei gar vernichtet. Freilich konnten die Karier noch Massen von Männern gegen sie ins Feld führen, aber man durfte mit Recht erwarten, dass sie es sich äußerst gründlich überlegen würden, bevor sie ein zweites Mal einen so selbstmörderischen Angriff unternahmen.
Wulfskling mutmaßte, dass die Ursache für den Sieg nicht allein in den vortrefflichen medalonischen Verteidigungsvorkehrungen gesucht werden musste, sondern auch in dem magischen Zwang, den die karischen Priester den eigenen Kriegsleuten auferlegt hatten. Selbst als es keine Hoffnung mehr auf eine erfolgreiche Durchführung des Angriffs gegeben hatte, waren die Karier zu stumpfsinnig geblieben, um die Flucht zu ergreifen. Sie hatten keine andere Wahl gehabt, als dem sicheren Tod in den Rachen zu rennen.
»Kriegsherr …?«
Müde wandte sich Wulfskling seinem Reiterhauptmann zu. Zwei Tage lang hatte er keinen Schlaf gefunden, und allmählich spürte er die Müdigkeit bis in die Knochen. »Was gibt's, Almodavar?«
»Hochmeister Jenga wünscht Euch zu sprechen. Es herrscht Unstimmigkeit über Euren Befehl hinsichtlich der Fardohnjer.«
Wulfskling nickte; die Mitteilung überraschte ihn nicht. Er wendete sein Ross und ritt im Handgalopp zu Palin Jengas Heerführerpavillon, der auf einer der Anhöhen zu Befehlszwecken errichtet war. Je rascher er Klarheit schuf, umso besser.
»Fürst Wulfskling, ist es wahr, dass Ihr befohlen habt, die gefallenen Fardohnjer zu bestatten?«, erkundigte sich Jenga, kaum dass er Wulfskling am Eingang erblickte. Im Pavillon wimmelte es von Hütern, deren Mehrheit sich gegenseitig zu dem Sieg mit Glückwünschen überhäufte.
»In der Tat. Es sind Heiden, Hochmeister. Totenverbrennung ist für sie etwas Lästerliches. Mit den Kariern mögt Ihr nach Gutdünken verfahren, aber die Fardohnjer verdienen Rücksichtnahme.«
»Sie haben auf karischer Seite gekämpft«, erwiderte Jenga. »Damit haben sie sich wahrlich keinerlei Verdienste erfochten. Doch wie es auch sein mag, ich kann weder die Männer noch die Zeit entbehren, um irgendwen zu bestatten. Wird das Schlachtfeld nicht schleunigst geräumt, drohen uns Seuchen.«
»Dann werden meine Männer sie begraben, Hochmeister. Und ich bezweifle nicht, dass es in Eurem Lager zahlreiche Heiden gibt, die uns dabei bereitwillig Unterstützung leisten.«
Jenga schnaubte etwas Unverständliches und drehte sich einem Hüter zu, der ihn um eine Unterschrift anging. Flugs unterzeichnete der Hochmeister das Schriftstück, bevor er sich erneut Wulfskling zuwandte.
»Nun, dann verscharrt sie, wenn es denn sein muss. Längst habe ich so häufig gegen Gesetze verstoßen, dass eine solche Kleinigkeit schwerlich noch zählt. Aber tut es abseits. Und verleitet keine Hüter zur Beihilfe … Nicht dass sich unter ihnen viele fänden, die an so barbarischem Treiben
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