Dämenkind 2 - Kind der Götter
eine seit langem gesuchte Verbrecherin, Herzog. Sie muss in Medalon abgeurteilt werden.«
»Sie ist dem Allerhöchsten verfallen, Hauptmann, und sollte ich den kleinsten Hinweis darauf entdecken, dass Ihr den Wünschen des Allerhöchsten zuwiderhan
delt, könnten die Folgen eine Gefahr für Euer Leben sein. Eure Nützlichkeit ist beschränkt. Wir finden allemal andere, willigere Häscher, die unseren Zwecken genauso entsprechen.«
In Frohinias Gesicht loderte helle Wut. Am Herzog vorüber stapfte sie hinaus. Setenton sah ihr nach, dann wandte er sich an R'shiel.
»Hier bleibst du bis zu unserer Abreise. Zuvor gilt es noch einige Angelegenheiten zu richten. Es dürfte jedoch möglich sein, in wenigen Tagen aufzubrechen. Falls nichts Hinderliches vorfällt, müssten wir gegen Ende des Monats in Karien eintreffen.«
»Ist es Eure Absicht, über Land zu reisen? Glaubt Ihr nicht, dass so etwas mitten im Krieg ein wenig waghalsig ist?«
Kühl lächelte der Herzog von Setenton. »Krieg? Welcher Krieg? Ach ja, natürlich, du musstest das Konzil verfrüht verlassen. Medalon und Karien stehen nicht mehr im Krieg, meine Liebe. Die Erste Schwester hat den Heerscharen im Norden bereits alle erforderlichen Befehle geschickt. Medalon hat die Waffen gestreckt.«
48
»AUFGABE?!« Damin Wulfskling sprang vor und entriss das Schriftstück Tarjanian Tenragans Hand. »Daran kann gar kein Gedanke sein! Das ist nichts als eine Hinterlist.«
Tarjanian wirkte ausgezehrt, so als hätte er tagelang keinen Schlaf gefunden. »Leider ist das Sendschreiben mit dem ordnungsgemäßen Beglaubigungssiegel der Zitadelle versehen. Es ist echt.«
»Von wem stammt es?«
»Der Ersten Schwester«, stellte Jenga mit grimmigem Tonfall fest.
»Aber welcher Ersten Schwester?«
»Mahina wäre uns nicht in den Rücken gefallen«, meinte der Oberste Reichshüter.
»Mag ja sein, aber irgendwer tut es. Wahrscheinlich Euer so überaus hoch geschätzter Garet Warner. Ich habe Euch gewarnt, dass man ihm nicht trauen darf.«
So mühsam und umständlich, als drohte er zusammenzusinken, stützte sich Tarjanian auf die Kante des nah am Kamin stehenden Tischs. »Sowohl Ihr, Hochmeister, wie auch du, Damin, überseht das Wesentliche. Diese Mitteilung bedeutet, dass R'shiels Vorhaben gescheitert ist. Die Dämonenverschmelzung hat sich allem Anschein nach nicht bewährt.«
Voller Mitgefühl betrachtete Damin den medaloni schen Hüter-Hauptmann. »Ich bin mir ganz sicher, dass sie wohlauf ist, Tarjanian. Vermutlich sind sie einfach nicht mehr beizeiten angelangt.«
»Wäre das der Fall, dann wäre alles schlichtweg weiter so verlaufen wie in den vergangenen Monaten auch. Nein, es hat einen Fehlschlag gegeben.« Er richtete sich auf und straffte entschlossen die Schultern. »Ich reite zur Zitadelle.«
»O nein, Hauptmann. Ich brauche Euch hier bei den Legionen.«
»R'shiel braucht mich weit dringender.«
»Ihr könnt ihr keinen Beistand mehr geben, Tarjanian«, erklärte Jenga mit verstandesmäßiger Nüchternheit. »Zur Zitadelle wärt Ihr Wochen hindurch unterwegs, und R'shiel kann längst tot sein.«
Aus Tarjanians Augen sprühte Trotz, doch er konnte sich den klaren Überlegungen des Hochmeisters unmöglich verschließen. »Dann sind wir am Ende? Wollen wir uns niedersetzen und vor Kummer sterben? Soll ich den Kariern einen Boten senden und ausrichten lassen, dass wir uns ohne Sang und Klang ergeben? Oder gedenkt Ihr diese Ehre selbst zu übernehmen, Hochmeister?«
»Ich bin der Ansicht, wir sollten vorerst überhaupt nichts tun«, empfahl Damin. »Wer weiß über das Schreiben Bescheid?«
»Nur wir drei.«
»Also belassen wir es noch für eine Weile dabei. Zunächst möchte ich nochmals ein Wörtchen mit Ihrer Durchlaucht wechseln.«
»Was könnte sie uns sagen, das sie nicht schon erzählt hat?«, fragte Jenga. Voller Erleichterung entnahm Damin diesem Verhalten, dass es den Obersten Reichshüter nicht mehr schreckte, Befehle zu missachten.
»Genau kann ich es nicht darlegen, aber ich habe da ein seltsames Gefühl … Ich hoffe Euch Näheres sagen zu können, wenn ich mit ihr gesprochen habe. Lasst sie in mein Zelt bringen, ja?«
»Sie ist oben, du brauchst nur die Treppe zu ersteigen«, rief Tarjanian ihm in Erinnerung. »Warum gehst du nicht unverzüglich hinauf und stellst ihr deine Fragen?«
»Ich möchte, dass das Gespräch nicht zu ihren, sondern zu meinen Bedingungen stattfindet.«
Es musste als deutliches Anzeichen seiner inneren
Weitere Kostenlose Bücher