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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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zutraf; aber befürchtete, dass Letzteres stimmte.
    Die Gestalt stöhnte von neuem, und Adrina verdrängte bis auf weiteres alle Gedanken an die eigenen Sorgen, um nachzusehen, wer da lag. Vorsichtig setzte sie sich auf und kroch auf den Knien hinüber. Ihre Leidensgefährtin war eine junge Frau mit kurz geschorenen roten Haaren; sie trug eine enge Reitkluft und um den Hals eine silberne Kette, die verkrustet war mit geronnenem Blut.
    »R'shiel?«
    Sie konnte schwerlich jemand anderes sein, doch entsprach sie bei weitem nicht dem Bild, das sich Adrina von ihr gemacht hatte. Sie war viel jünger, als Adrina sie sich vorgestellt hatte, und in ihrem gegenwärtigen Zustand wies sie – im Gegensatz zu Damins Beschreibung – keinerlei Ähnlichkeit mit einer unvergleichlichen Schönheit auf.
    Was sagt man wohl zu dem sagenhaften Dämonenkind?
    »Ich bin Adrina«, begann sie, weil ihr nichts Klügeres einfiel. Begriffsstutzig starrte R'shiel sie an. »Wir haben einen gemeinsamen Bekannten«, fügte Adrina hinzu. »Tarjanian Tenragan.«
    Ich plappere daher wie Hofdame Virgina.
      Bei der Erwähnung Tarjanians zuckten R'shiels Lider;
    ansonsten jedoch rangen Adrinas Worte ihr keine Regung ab. »R'shiel?«
    Adrina rüttelte an ihrem Oberarm, erst vorsichtig, dann aber, als es nichts fruchtete, deutlich kräftiger. Zwar standen R'shiels Augen offen, doch spiegelten sie kein Verständnis ihrer Umgebung. Adrina hob die Schultern und bereute es sofort: Heftiger Schmerz durchpochte die Wunde.
    Es hatte kaum einen Zweck, mit jemandem zu reden, der offenkundig nicht zuhörte. Brakandaran hatte davon etwas erwähnt; dass R'shiel sich bei Gelegenheit tief genug ins eigene Innere zurückzog, um fast einer Toten zu ähneln.
    »Nun, ich will hoffen, du bleibst nicht lange in diesem Zustand«, sagte Adrina gereizt zu R'shiel. »Nur ein echtes Wunder kann uns beide noch retten, also verwinde gefälligst, was dich so verstört, und komm zu Verstand. Hier gibt es Menschen, die dich brauchen.«
    Nachdem sie diese gestrengen Worte geäußert hatte, hockte sich Adrina hin und harrte der Dinge, die da folgen sollten.

64
    H IER GIBT ES M ENSCHEN , die dich brauchen.
    Allmählich sickerte dieser Satz durch R'shiels Schmerzen. Sie wusste nicht, wer ihn gesprochen hatte, aber er hallte durch die Leere ihrer Seele wie ein schwerer Vorwurf.
    Ich habe dich gewarnt, Dämonenkind. Führt nicht Liebe dich zu mir, so bringt dich mir Furcht. Beides zeitigt das gleiche Ergebnis.
    Noch viel zu stark war der Nachklang des Schmerzes, als dass sich R'shiel dazu bemüßigt gefühlt hätte, auf Xaphistas Behauptung Widerworte zu geben. Aber wenn sie ihm im Zwist nicht gewachsen war, so konnte sie sich ihm doch entziehen.
    Hier gibt es Menschen, die dich brauchen.
    R'shiels Wille verkrallte sich in diese Feststellung und bot bis zum allerletzten Rest sämtliche noch vorhandenen Kräfte auf, um sich den Rückweg zur geistigen Klarheit zu erkämpfen.
    Unvermittelt blinzelte sie und schaute umher. Die Leinwandbahnen eines Zelts umgaben sie, und sie lag auf kaltem, hartem Untergrund. Sie drehte den Kopf und missachtete den neuen Schmerz, den ihr die Bewegung bereitete. Plötzlich fiel ein Lichtkegel ins Zelt. Im nächsten Augenblick verdunkelte der Umriss eines Mannes, der das Zelt betrat, die Helligkeit. Mehrere weitere Männer folgten:
    Hüter-Krieger, aber diese Tatsache hatte keine Bedeutung. Die Hüter waren wieder ihre Gegner.
    Man stellte sie und eine zweite Gefangene auf die Beine. Erst nachdem man sie beide aus dem Zelt geschubst hatte und durchs Lager zu Herzog Terbolts Prunkzelt führte, befasste sich R'shiel mit der Frage, wer die andere Frau sein mochte.
    In dem Zelt erwarteten sie Herzog Terbolt, ein Jüngling mit braunem Haar und von Zorn blitzenden Augen sowie – in einem Winkel – der karische Junge, der an der Nordgrenze einige Monate lang als Gefangener im Hüter-Heerlager gelebt hatte. R'shiel konnte nicht begreifen, wie er in diese Gegend gelangte.
    »Eure Hoheit«, sagte Herzog Terbolt mit knapper Verneigung.
    Gelinde verblüffte es R'shiel, dass er ihre Mitgefangene dermaßen förmlich begrüßte. Den Kopf zu bewegen, rief zu argen Schmerz hervor, daher versuchte R'shiel, sie aus dem Augenwinkel zu betrachten.
    Sie war kleiner als R'shiel, aber ungeachtet der groben Kleidung und einiger Zerzaustheit blieb ihre angeborene Schönheit erkennbar. Unbedingt war sie fremdländischer Herkunft, sie hatte bräunliche Haut, erheblich dunkleres Haar

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