Dämenkind 2 - Kind der Götter
wissen.«
»Dann solltet Ihr in Betracht ziehen, dass sie sich vielleicht inzwischen ein weiteres Mal vermählt hat. Als ich zuletzt bei ihr war, hatte sie ein Auge auf einen höchst betuchten Groenhavner Edelsteinhändler geworfen.«
Erstaunt schüttelte Tarjanian den Kopf. Bei den Schwestern der Schwesternschaft des Schwertes kam es selten vor, dass eine von ihnen die Ehe einging oder mehr als ein, zwei Kinder gebar. Nur die Bauern Medalons, für die reichlicher Nachwuchs einen natürlichen Quell nachwachsender Arbeitskraft bedeutete, neigten zu großen Familien.
»Doch selbst wenn uns tausend hythrische Reiter zur Seite stehen, muss das Hüter-Heer in vollständiger Stärke an die Nordgrenze verlegt werden«, lenkte Tarjanian
das Gespräch zurück auf den Kern der Unterhaltung. »Gegenwärtig verfügen wir über siebenhundert Hythrier sowie ungefähr sechstausend Hüter-Krieger, und damit sind Letztere nur in halber Gesamtzahl vertreten.«
»Wie viele Bogenschützen haben wir?«
»Fünfhundert. Der Rest ist in der Zitadelle verblieben. Weshalb die Frage?«
»Ich habe sie beim Übungsschießen beobachtet. Ich bezweifle, dass ich einen ihrer Langbogen spannen könnte.«
»Sie werden vom Knabenalter an im Bogenschießen unterwiesen«, erläuterte Tarjanian. »Man wählt unter den Kadetten die Geeignetesten aus, die von da an sozusagen zusammen mit ihren Bogen heranwachsen. Während sie an Kraft gewinnen, erhalten sie regelmäßig längere Bogen, bis sie dazu fähig sind, die eigentliche, große Waffe zu spannen. Sie sind überaus wirksam das gebe ich dir gern zu, aber gleichzeitig ist jeder Einzelne unersetzlich. Wenn so ein Schütze fällt, kann man den Bogen nicht einfach an den nächstbesten Krieger weiterreichen. Und selbst gemeinsam mit jenen, die noch in der Zitadelle sind, zählen die Bogenschützen des HüterHeers keine fünfzehnhundert Mann.«
»Sie könnten von beträchtlichem Vorteil für uns sein. Gehen wir einmal von der Annahme aus, Hablet schickt sein Geschütz nicht gegen uns ins Feld, dann sind die Bogen eine Waffe, die an Reichweite alles übertrifft, was die Karier aufzubieten haben. Die Karier verachten Pfeil und Bogen als Bauernwaffe. Auch sie haben Bogenschützen, aber mit euren Schützen sind sie nicht im
Entferntesten zu vergleichen. Setzen wir sie geschlossen gegen die Karier ein, dürfte es uns möglich sein, jede vorrückende karische Einheit niederzumähen wie ein Bauer mit der Sichel das Gras.«
»Und was taugen Eure berittenen Schützen?«, fragte Garet Warner.
»Sie sind ausschließlich für den schnellen Vorstoß und Rückzug tauglich.« Damin Wulfskling zuckte die Achseln. »Jeder davon kann innerhalb von fünfzig Herzschlägen im Galopp drei Pfeile in ein Ziel in der Größe eines Apfels verschießen, ohne zu fehlen, jedoch sind unsere Bogen nur für kurze Entfernungen zu gebrauchen. Für diese Art des Vorgehens stehen uns schlichtweg viel zu viele Karier entgegen.«
»Und die Rebellen?«
Tarjanian hob die Schultern. »Allerhöchstens tausend Mann. Die Mehrzahl hat noch nie eine echte Waffe in der Hand gehabt. Solange die Kirche ihm Rückhalt gewährt, kann Jasnoff bis zu einhunderttausend Ausgehobene ins Feld führen. Und wenn er die Fardohnjer zu Bundesgenossen gewonnen hat … Ich weiß nicht, ob meine Rechenkünste für so hohe Zahlen reichen. Vielleicht nützt es etwas, wenn die Rebellen für uns beten.«
»Man darf die Macht des Gebets nicht unterschätzen«, riet Damin. »Sollte Kriegsgott Zegarnald sich auf unsere Seite schlagen, fahren wir gewiss nicht schlecht. Zudem warten wir noch auf Nachricht von den Harshini.«
Tarjanian schwieg. Er hegte kein Vertrauen in Damin Wulfsklings Götter.
»Ich dachte«, fragte Garet Warner, »die Harshini seien zum Töten gar nicht fähig?«
»Es gibt vielerlei Mittel und Wege, um einem Feind Schaden zuzufügen, ohne zu metzeln.«
»Mag sein«, räumte Tarjanian ein, obschon er gelinde Zweifel hatte. »Vielleicht zaubern sie ihre Dämonen aufs Feld und erschrecken die Karier zu Tode.«
»Falls die karischen Priester mit in den Krieg ziehen, wird uns der Schutz durch die Harshini und ihre Magie unentbehrlich sein«, mahnte Damin. »Gewiss erfahren wir Genaueres, sobald Brakandaran wiederkehrt.«
Kaum kam die Rede auf Brakandaran, wölbte Tarjanian die Brauen. »Seit über fünf Monaten ist er fort. Was rechtfertigt deine Auffassung, dass er sich noch blicken lässt?«
»Er wird bald wieder da sein«, beteuerte Damin
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