Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämmerschlaf - Roman

Dämmerschlaf - Roman

Titel: Dämmerschlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Wharton
Vom Netzwerk:
Trittbrett, und Powder und das Mädchen kamen mit letzten Meldungen und Empfehlungen angerannt.
    «Hier ist noch ein Stapel Rechnungen vom Architekten, Mrs Manford. Und er fragt, ob Sie vielleich t …»
    «Jaja, stellen Sie noch einen Scheck über fünftausend aus, Maisie, und schicken Sie ihn mir mit den anderen zum Unterschreiben.»
    «Und die Kostenvoranschläge für das neue Orchideenhaus. Der Unternehmer sagt, das Baumaterial wird nächste Woche teurer, und wenn Sie nicht sofort anrufen, kann er nicht garantiere n …»
    «Haben Madame die Schmuckschatulle? Ich habe sie selbst unter die Wolldecke geschoben, zusammen mit Madames Reisetasche.»
    «Danke, Cécile. Ja, sie ist da.»
    «Und soll ‹Maison Herminie› das grüngoldene Kaminkleid hierher liefern ode r …»
    «Hier sind die Korrekturfahnen von der Geburtenregelungsansprache, Mrs Manford. Wenn Sie im Auto einen Blick darauf werfen und sie mir bis morgen Abend zurückschicken könnte n …»
    «Madam, die Marchesa hat angerufen und gefragt, ob Sie und Mr Manford sie am nächsten Wochenende in Cedarledge empfangen könnte n …»
    «Nein, Powder, sagen Sie nein. Es tut mir schrecklich lei d …»
    «Gut, Madam. Wie ich höre, will sie eine Zusage vom Kardinal überbringe n …»
    «Aha, na schön. Wir werden sehen. Ich werde von Cedarledge aus anrufen.»
    «Bitte, Madam, Mr Wyant hat soeben angerufe n …»
    «Mr Wyant, Powder?»
    «Mr Arthur Wyant, Madam. Er frag t …»
    «Aber Mr Wyant und Mr James hätten gestern Abend nach Georgia abreisen sollen.»
    «Ja, Madam, aber Mr James wurde beruflich aufgehalten, und jetzt fragt Mr Arthur Wyant, ob Sie ihn bitte anrufen würden, bevor die beiden heute Abend aufbrechen.»
    «Na gut. – Was kann passiert sein, Nona? Du weißt es nicht? – Sagen Sie, ich sei schon nach Cedarledge gefahren, Powder, ich würde von dort aus anrufen. Ja, das ist alles.»
    «Warten Sie, Mrs Manford! Hier sind noch zwei Telegramme und ein Eilbrie f …»
    «Vorsicht, Maisie, Sie werden noch ausrutschen und sich das Bein breche n …»
    «Sicher. Aber, Mrs Manford! Der Eilbrief ist von Mrs Swoffer. Sie sagt, der Ausschuss habe soeben ein neues Genie entdeckt; sie berufen für morgen Nachmittag um drei Uhr ein außerordentliches Treffen ein, und ob Sie nicht vielleich t …»
    «Nein, nein, Maisie – ich kann nicht! Sagen Sie, ich sei schon we g …»
    Die Wogen der Aufregung glätteten sich nur langsam. Beim flüchtigen Blick auf die billige Pension der Marchesa in einer Seitenstraße und dem kurzen Auftauchen des unergründlichen «Dawnside» hoch über dem Hudson schlugen die Wellen noch einmal hoch. Doch als der Wagen über die breiten Boulevards der Vororte glitt, hinaus in die erblühende Landschaft, und das Dröhnen und Drohen der Stadt folgenlos am Horizont erstarb, kehrte Paulines heitere Gelassenheit allmählich zurück.
    Nona saß schweigend neben ihr, und die Mutter war dankbar für dieses Schweigen. Ihr war aufgefallen, dass das Mädchen in den letzten vierzehn Tagen blass und verhärmt ausgesehen hatte, aber das war nur ein weiterer Beweis dafür, wie sehr sie alle die Ruhe von Cedarledge nötig hatten.
    «Du weißt nicht, warum Jim und sein Vater die Abreise verschoben haben, Nona?»
    «Keine Ahnung, Mutter. Wahrscheinlich hatte Jim noch beruflich zu tun, wie Powder sagte.»
    «Weißt du, warum sein Vater mit mir telefonieren will?»
    «Nein. Wahrscheinlich ist es unwichtig. Ich werde ihn heute Abend anrufen.»
    «Ach, das wäre nett, Liebes! Ich bin wirklich erschöpft.»
    Es herrschte Schweigen, dann fragte Nona: «Ist dir an Maisie etwas aufgefallen, Mutter? Sie ist auch ziemlich erschöpft.»
    «Ja, die arme Maisie! Die Vorbereitungen für Cedarledge haben sie leider ziemlich mitgenomme n …»
    «Es ist nicht nur das. Sie hat gerade erfahren, dass ihre Mutter Krebs hat.»
    «Oh, das arme Kind! Wie schrecklich! Sie hat kein Wort davon verlauten lasse n …»
    «Nein, das wollte sie nicht.»
    «Aber, Nona, hast du ihr gesagt, dass sie umgehend Disterman konsultieren soll? Vielleicht kann eine sofortige Operatio n … du musst sie anrufen, sobald wir da sind. Sag ihr, dass ich natürlich alle Kosten übernehm e …»
    Danach verfielen sie beide wieder in Schweigen.
    Ab und zu kam es unter den Hausangestellten zu solchen Unglücksfällen. Was hätte man nicht darum gegeben, sie abzuwenden! War das aber nicht möglich, zahlte man natürlich bereitwillig die Rechnun g … Pauline wollte, sie hätte davon gewuss t …

Weitere Kostenlose Bücher