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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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heuchlerischen Schlampe getrieben!«
    Roter Nebel ließ Roannas Blick verschwimmen. Nach allem, was Jessie heute nachmittag gemacht hatte, wagte sie es immer noch, Webb wegen eines einzigen Kusses so anzuschreien! Ohne es richtig zu merken, stand sie auf einmal vor Jessie und stieß sie an die Wand. Jessies Kopf flog dröhnend dagegen.
    »Roanna, hör sofort auf!« sagte Webb scharf, packte sie grob und zog sie beiseite.
    Jessie richtete sich auf und wischte sich die Haare aus den Augen. Geschmeidig wie eine Katze sprang sie an Webb vorbei und schlug Roanna mit aller Kraft die flache Hand ins Gesicht. Webb ergriff sie und schwang sie zur Seite, wobei er sie mit festem Griff am Kragen ihrer Bluse packte, während er mit der anderen Hand Roanna am Nacken festhielt.
    »Das reicht, verdammt nochmal«, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen. Webb fluchte normalerweise nicht vor Frauen, und die Tatsache, daß er es diesmal tat, enthüllte sein Stimmungsbarometer. »Jessie, es hat keinen Sinn, das ganze Haus mit hineinzuziehen. Wir reden oben darüber.«
    »... oben darüber«, äffte sie ihn nach. »Wir reden gleich hier darüber, du elender Wichser! Du willst, daß es niemand erfährt? Vergiß es! Morgen abend wird jeder in Tuscumbia wissen, daß du eine Schwäche für Kinderärsche hast, denn ich werde es an jeder Straßenecke herausschreien!«
    »Halt den Mund«, knurrte Roanna, ohne auf ihre brennende Wange zu achten, und fixierte Jessie haßerfüllt. Sie versuchte, sich aus Webbs grausamem Griff zu befreien, aber der packte nur noch fester zu.
    Jessie spuckte sie an. »Du bist schon immer hinter ihm hergewesen, du Luder«, zischte sie. »Du hast es geplant, daß ich euch beide so finde, nicht wahr? Du wußtest, daß ich in die Küche runterkommen würde. Es hat dir nicht genügt, ihn hinter meinem Rücken zu bumsen, du wolltest es mir ein für allemal unter die Nase reiben.«
    Roanna war fassungslos über die Unverfrorenheit ihrer Attacke. Sie warf Webb einen raschen Blick zu und sah das plötzlich aufkeimende Mißtrauen, sah den verächtlichen Blick, mit dem er sie maß. »Haltet den Mund, ihr Schreihälse«, knurrte er, und seine Stimme war so leise und eisig, daß ihr ein kalter Schauder über den Rücken lief. »Jessie! Ab nach oben. Sofort!« Er ließ Roanna los und steuerte Jessie am Kragen zur Tür. Dort hielt er kurz inne und streifte Roanna mit einem derart kalten Blick, daß sie zusammenzuckte, als hätte sie eine Peitsche getroffen. »Um dich kümmere ich mich später!«
    Die Tür schwang hinter den beiden zu. Roanna sank mit zitternden Knien gegen einen Küchenschrank und schlug die Hände vors Gesicht. O Gott, so etwas hatte sie ganz bestimmt nicht gewollt. Jetzt haßte Webb sie, und sie glaubte nicht, daß sie das ertragen konnte. Ein brennender Schmerz breitete sich in ihrer Brust aus und schnürte ihr die Kehle zu, ja, erstickte sie fast. Jessies Raffinesse und Bosheit war sie noch nie gewachsen gewesen, und das hatte die Ältere soeben wieder bewiesen; mühelos spie sie genau die Lüge aus, die Webb gegen sie aufbrachte. jetzt glaubte er, sie hätte das alles absichtlich inszeniert. Jetzt würde er sie nie, niemals mehr mögen.
    Auch Großmutter würde ihr das alles keinesfalls verzeihen. Sie wiegte sich zutiefst verzweifelt hin und her, und fragte sich, ob man sie jetzt wohl fortschickte. Jessie versuchte Lucinda schon seit einiger Zeit dazu zu bewegen, Roanna in einem Mädchenpensionat irgendwo im Norden der Vereinigten Staaten anzumelden. Aber bis jetzt hatte Roanna sich standhaft geweigert, und Webb hatte sie unterstützt – doch nun bezweifelte sie, daß Webb auch nur einen Finger rühren würde, und wenn sie sie in die Wüste Gobi verbannten. Sie hatte ihn in so große Schwierigkeiten gebracht, daß er ihr wohl nie verzieh, sollte sie ihn auch davon überzeugen können, daß Jessie gelogen hatte. Allerdings war ihrer Erfahrung nach die Cousine sowieso immer die glaubwürdigere.
    Innerhalb weniger Minuten lag ihre Welt in Scherben vor ihr. Sie war so glücklich gewesen, diese paar wunderschönen, süßen Augenblicke lang, in denen sie in seinen Armen lag; jedoch im Handumdrehen verwandelte sich alles in eine Hölle. Bestimmt mußte sie fort und verlor Webb für immer.
    Genau genommen lag der Schwarze Peter natürlich bei Jessie. Aber Roanna wagte es nicht, das zu sagen, egal was auch passierte. Sie hatte gar keine Chance, sich gegen die abscheulichen Lügen zu wehren, die Jessie jetzt, in

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