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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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– Lucinda, vom Alter gebeugt, von Kummer und Reue geplagt, noch willensstark, aber nicht mehr unbesiegbar. Das Ende lag vielleicht näher, als sie wissen lassen wollte. Möglicherweise war dies ihre letzte Chance, den Bruch mit Webb zu kitten.
    Roanna wußte genau, was finanziell für sie auf dem Spiel stand, wenn sie bei Webb ihr Ziel erreichte. Laut Lucindas Testament war sie im Moment die Haupterbin von Davenport und dem Finanzimperium. Bescheidene Summen würden an Gloria und ihre Familie gehen und an Yvonne und Sandra, sowie diverse Pauschbeträge und Renten an das langjährige Personal: Loyal, Tansy und Bessie. Aber Webb war der ursprüngliche Haupterbe gewesen, und wenn er zurückkehrte, würde er es wieder sein.
    Sie würde Davenport verlieren. Lucinda gegenüber hatte sie sich nichts von ihren Gefühlen anmerken lassen, hatte die Angst und Panik, die sie bei dem Gedanken zu überwältigen drohten, energisch hinter ihrer kühlen Fassade verborgen. Sie war auch nur ein Mensch; natürlich bedauerte sie den Verlust des Geldes. Aber Davenport bedeutete ihr noch mehr als Reichtum. Davenport war ihr Heim, ihre Zuflucht, jeder Zentimeter war ihr vertraut, und sie liebte es innig. Es würde ihr das Herz brechen, das Haus zu verlassen; aber sie machte sich keine Illusionen darüber, was passieren würde, wenn Webb das Erbe antrat. Sie wäre dann nicht mehr willkommen. Er würde sie alle raushaben wollen, einschließlich ihrer selbst.
    Außerdem würde er das Vermögen besser verwalten als sie. Webb wuchs im Bewußtsein auf, daß Davenport, durch seine Allianz mit Jessie, eines Tages ihm anvertraut würde. Er hatte seine Jugendzeit damit verbracht, um sich zum bestmöglichen Financier zu mausern, und es war ihre Schuld, daß er alles verloren hatte.
    Was kostete sie also eine Wiedergutmachung?
    Sie kannte den Preis, wußte genau, wieviel sie zu bezahlen hatte.
    Aber da war Lucinda, die sich verzweifelt wünschte, ihn zu sehen, bevor sie starb. Und da war Webb selbst, der Kronprinz im Exil. Davenport gehörte ihm als rechtmäßiges Dach und Erbe. Sie schuldete ihm etwas , das sich nicht zurückerstatten ließ, und würde ihre Heimat aufgeben, um ihn zur Rückkehr zu bewegen. Ja, sie würde alles aufgeben, was sie besaß.
    Irgendwie bewegte sie sich wie von selbst, ohne es zu wollen. Auf einmal war sie auf den Füßen und schwebte durch die Rauchschwaden auf ihn zu. Etwas rechts hinter ihm blieb sie stehen; ihr Blick war fiebrig auf ihn gerichtet, auf die harte Linie seiner Wangenknochen, seines Kiefers. Zögernd, sowohl sehnsüchtig als auch ängstlich, hob sie die Hand, um ihn an der Schulter zu berühren und auf sich aufmerksam zu machen. Bevor es jedoch dazu kam, drehte er den Kopf, als ob er ihre Anwesenheit gespürt hätte.
    Mißtrauisch zusammengekniffene grüne Augen überflogen sie von Kopf bis Fuß. Eine schwarze Braue hob sich fragend. Er sah aus wie einer, der sich ausrechnete, ob die vor ihm stehende Frau für ein schnelles Abenteuer zu haben war oder nicht. Und ob es sich ihretwegen lohnte ...
    Er erkannte sie nicht.
    Ihr Atem ging schnell und flach, und sie hatte das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. Sie ließ ihre Hand sinken, und das Herz tat ihr weh, weil ihr die flüchtige Begrüßungsberührung, vor der sie sich gleichzeitig gefürchtet hatte, verwehrt blieb. Sie wollte sich so gerne in seine Arme schmiegen, wie in Kindertagen, wollte ihren Kopf an seine Schulter legen und Zuflucht vor der bösen Welt finden. Statt dessen rang sie um ihre hart erkämpfte Fassung und sagte in ruhigem Ton: »Hallo, Webb. Kann ich kurz mit dir sprechen?«
    Seine Augen weiteten sich, und er schwang mit dem Barhocker zu ihr herum, so daß er sie genauer ins Blickfeld bekam. Ein kurzes Aufflackern in seinen Augen sagte ihr, daß er sie endlich erkannte; dann breiteten sich Unglauben und Fassungslosigkeit auf seinen Zügen aus. Sofort jedoch verhärtete sich seine Miene wieder. Erneut musterte er sie von oben bis unten, langsamer diesmal und absichtlich beleidigend.
    Wortlos starrte er sie nur an. Roannas Herz hämmerte gegen ihre Rippen. »Bitte«, setzte sie hinzu.
    Er zuckte die Schultern, wobei sich sein Hemd über seine mächtigen Muskeln spannte. Dann zog er ein paar Geldscheine aus seinen Jeans, warf sie auf den Tresen und erhob sich, türmte sich über ihr auf, und sie wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Ohne ein Wort zu sagen, ergriff er sie beim Arm und lavierte sie zum Ausgang, wobei seine langen

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