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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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wenig mehr von ihr sterben.
    »Was will sie?« fragte er, ohne ihr Gesicht loszulassen. Seine große Hand umschloß ihren Kiefer von einem Ohr bis zum anderen. »Wenn sie bloß meine freundliche Visage vermißt hätte, dann hätte sie wohl kaum zehn Jahre gewartet, um nach mir zu suchen. Also, was will sie von mir?«
    Seine Bitterkeit war heftiger als erwartet und seine Wut noch so heiß wie an dem Tag, an dem er aus ihrer aller Leben davonstürzte. Sie hätte es wissen müssen und Lucinda ebenfalls. Alle kannten ihn, seinen unbeugsamen Charakter; deshalb hatte ihn Lucinda im Alter von vierzehn zum Erben und Verwalter von Davenport erkoren. Ihn zu verraten, hieß einen spielenden Tiger am Schwanz zu ziehen, und jetzt mußten sie mit den Konsequenzen rechnen.
    »Sie möchte, daß du heimkommst und wieder alles übernimmst.«
    »Was du nicht sagst! Und die guten Leutchen von Colbert County würden den angeblichen Mörder mit offenen Armen aufnehmen, um endlich wieder Geschäfte mit ihm zu machen.«
    »Das würden sie auch. Geschäfte mit dir machen, meine ich. Sobald Davenport und alles, was dazugehört, wieder dir gehört, dann bleibt ihnen nichts anderes übrig, wenn sie die Butter auf dem Brot behalten wollen.«
    Er stieß ein bellendes Lachen aus. »Mein Gott, es muß wirklich dringend sein, wenn sie bereit ist, mich damit zu kaufen! Ich weiß, daß sie ihr Testament geändert hat, wahrscheinlich zu deinen Gunsten. Was ist passiert? Hat sie ein paar falsche Entscheidungen getroffen und braucht mich nun, um den Arsch der lieben Familie wieder aus dem Feuer zu holen?«
    Ihre Finger taten ihr weh, so gerne hätte sie das zornige Stirnrunzeln aus seinem Gesicht gewischt, aber sie beherrschte sich; die Anstrengung, die sie das kostete, war ihrer Stimme anzuhören. »Sie will, daß du heimkommst, weil sie dich liebt und bedauert, was passiert ist. Es eilt ihr, weil sie nicht mehr lange leben wird. Sie hat Krebs.«
    Seine Augen funkelten sie im dunklen Wangeninnern böse an, dann ließ er abrupt ihr Kinn los und drehte den Kopf weg. Kurz darauf sagte er: »Gottverdammt!« und schlug heftig mit der Faust aufs Lenkrad. »Sie ist immer schon gut im Manipulieren von anderen gewesen. Der Himmel weiß, was Jessie alles von ihr gelernt hat.«
    »Dann kommst du also?«« fragte Roanna zögernd und wollte es kaum glauben.
    Statt einer Antwort fuhr er wieder zu ihr herum und packte sie erneut beim Kinn. Er beugte sich vor, so nahe, daß sie das Glitzern in seinen Augen sehen, den Alkohol in seinem Atem riechen konnte. Erschrocken wurde ihr klar, daß er nicht gerade nüchtern war. Sie hätte es wissen müssen, hatte ihm ja lange genug beim Trinken zugesehen, aber war gar nicht auf die Idee gekommen, daß er ...
    »Und was ist mit dir?« fragte er leise und hart. »Alles, was ich bis jetzt gehört habe, ist Lucindas Wille. Willst du auch, daß ich heimkomme, kleine ach-so-erwachsene Roanna? Wie hat sie dich dazu gebracht, ihren letzten Coup zu übernehmen, wo sie doch weiß, daß du jede Menge Geld und Besitz verlierst, wenn es dir gelingt?«« Er hielt inne. »Ich nehme doch an, daß sie, wenn ich zurückkomme, ihr Testament wieder zu meinen Gunsten abändert?«
    »Genau«, flüsterte sie.
    »Dann bist du ein Dummkopf«, beschied er ihr verächtlich und ließ ihren Kiefer los. »Warum trottest du nicht einfach schön brav zurück, wie das zahme Schoßhündchen, in das du dich verwandelt hast, und sagst ihr, daß ich trotz deiner heftigsten Bemühungen kein Interesse habe?««
    Auch diesen Schlag nahm sie hin und schob ihn tief in ihr Innerstes, wo man den Schaden, den er anrichtete, nicht sehen konnte. Der Gesichtsausdruck, mit dem sie ihm nun begegnete, war so glatt und ausdruckslos wie der einer Puppe. »Ich will auch, daß du heimkommst. Bitte!«
    Sie fühlte, wie sein Blick schärfer wurde, wie ein auf sie gerichteter Laserstrahl. »Und warum, allerwerteste Cousine«, fragte er lauernd. »Außer du bist wirklich ein Dummkopf. Bist du das, Roanna?«
    Sie öffnete den Mund, um zu antworten, doch er legte ihr einen schwieligen Finger auf die Lippen. »Vor zehn Jahren hast du alles angefangen, indem du mir deinen mageren kleinen Körper angeboten hast. Damals dachte ich, du wärst zu unschuldig, um zu wissen, was du da tust; aber seitdem habe ich oft und lange darüber nachgedacht, und jetzt glaube ich, daß du sehr wohl im Bilde warst, wie ich auf dich reagieren würde, oder?«
    Sein Finger lag noch auf ihren Lippen, sanft

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