Dämmerung in Mac's Place (German Edition)
dem er gestorben ist. Du weißt, daß es nicht in
Isabelles Wohnung war, daß Undean es nicht hatte und Tinker Burns auch nicht.«
»Erkläre mir, wieso ich das alles weiß.«
»Weil die CIA und Mr. Anonymus, wer er auch sein mag, immer noch heiß darauf sind, es zu kaufen.«
»Und was ist mit den ganzen falschen Manuskripten?« fragte sie. »Wofür zum Teufel waren sie gut, wenn nicht um damit eine Art von Abzocke durchzuziehen?«
»Wie soll ich das wissen?« sagte Haynes. »Klar, es könnte ein Täuschungsmanöver sein – ein Betrug. Meinetwegen eine falsche Spur. Oder vielleicht hatte Steady sich entschlossen, doch nicht halbe-halbe mit Isabelle zu machen. Vergiß nicht, Steady hatte nicht damit gerechnet, daß er stirbt. Und das Manuskript, falls es eins gibt – oder falls nicht –, sollte seine Rente sein. Und möglicherweise ist er zu dem Schluß gekommen, daß es gerade genug für einen, aber nicht annähernd genug für zwei einbringt. Also hat er das echte Manuskript versteckt, wo niemand suchen würde, und dann die offensichtlichen Verstecke mit Fälschungen gespickt.«
»Vielleicht sollten wir gar nicht nach einem Manuskript suchen«, sagte sie. »Vielleicht sollten wir nach einem Gepäckschein hinter der Sonnenblende suchen. Oder einem Mikrofilm im Handschuhfach. Oder vielleicht …«
»Ziehst du nun den Mantel an oder nicht?«
Sie schaute auf den Mantel, den sie noch immer in der Hand hielt, schlüpfte schnell hinein und sagte: »Gehen wir!«
Haynes ging als erster durch die Tür, blieb stehen, guckte erstaunt und sagte: »Verdammter Mist!«
Die Außenbeleuchtung über der Tür schien direkt auf den platten Vorderreifen des Cadillac. Es war der linke. Erika folgte seinem Blick und sagte: »Kein Problem.«
»Falls ein Reserverad da ist.«
Sie liefen zum Heck des Wagens, und Haynes öffnete den Kofferraum. Das Reserverad war da. Außerdem fand er den Wagenheber und den Radmutternschlüssel. Er gab Erika den Schlüssel und sagte: »Fang schon mal mit den Radmuttern an, während ich das Reserverad raushole.«
Sie nickte und ging zum linken Vorderrad. Haynes sah zu, wie sie sich hinkniete, das flache Ende des Schlüssels benutzte, um die Radkappe mit einem geschickten Griff abzuhebeln, und anfing, die Radmuttern zu lösen.
Haynes drehte die große Flügelmutter ab, die das Reserverad verankerte. Im dünnen Schein der Kofferraumlampe sah er, daß das Profil des Reservereifens anscheinend nie mit dem Boden in Berührung gekommen war. Als er das schwere Rad aus seiner Radmulde gehievt hatte und es auf der Kofferraumkante im Gleichgewicht hielt, verharrte er mitten in der Bewegung und starrte in die Radmulde und auf den prallen, leicht gebogenen braunen Briefumschlag, auf dem das nie benutzte Reserverad gelegen hatte.
Als Erika McCorkle mit zwei Big Macs, zwei großen Portionen Pommes frites und zwei großen Kaffee von ihrem Einsatz bei McDonald’s zurückkam, saß Haynes noch immer auf der Bettkante, trug noch immer seinen Mantel und starrte noch immer auf den verschlossenen braunen Umschlag, der auf dem anderen Bett lag. Der .38er Chief’s Special in seiner rechten Hand zeigte noch immer auf nichts Besonderes.
»Ich dachte, du hättest inzwischen schon mit Kapitel drei angefangen«, sagte sie und stellte das Essen auf den Schreibtisch.
»Ich habe ihn nicht aufgemacht.«
»Warum nicht?«
»Ich wollte einen Zeugen.«
»Jetzt hast du einen, und was machen wir zuerst – essen oder den Umschlag aufmachen?«
»Wir machen ihn auf«, sagte er, schob den Revolver wieder in die Manteltasche und griff nach dem Umschlag. Nachdem er ihn mit Inhalt in der Hand gewogen hatte, sagte Haynes: »Etwa dreihundertfünfundsiebzig Seiten.«
»Woher weißt du das?«
»Weil er ungefähr dreimal soviel wiegt wie das Drehbuch für einen Spielfilm, und die haben normalerweise zwischen einhundertzwanzig und einhundertdreißig Seiten.«
»Herrgott, mach ihn auf!«
Haynes schlitzte die Umschlagklappe mit dem Zeigefinger auf und zog ein sechs Zentimeter dickes Manuskript heraus, blätterte es rasch durch und sah Erika an. »Keine leeren Seiten«, sagte er.
»Habe ich bemerkt.«
Er blätterte zur letzten Seite. »Dreihundertvierundsiebzig.«
»Du warst nah dran.«
»Allerdings.«
»Wie willst du vorgehen?«
»Wobei?«
»Essen wir erst, lesen wir erst – oder beides zusammen?«
»Essen wir zuerst«, sagte er. »Dann fange ich an zu lesen und gebe dir Seite für Seite, wenn ich fertig bin.«
»Liest du
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