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Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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plötzlich. Es war, als hätte Steady am Teppich gezogen. Bloß ein bißchen – weißt du, was ich meine?«
    »Vor dreizehn, vierzehn Jahren ist die Eiszeit.«
    »Ja, aber was du jetzt hast, ist der erste Direktor der Central Intelligence Agency, dem es je gelungen ist, Präsident zu werden, was heute keiner mehr zu erwähnen scheint. Also hat Steady vielleicht beschlossen, es sei an der Zeit, noch mal am Teppich zu ziehen, ein bißchen kräftiger diesmal, bloß um zu sehen, was passiert. Folglich mietet er sich mit Isabelle im Hay-Adams ein und versucht, für den North-Prozeß erstklassige Plätze zu besorgen. Er annonciert es, genau das macht er, denn du weißt verdammt gut, daß Steady nichts für das Hay-Adams springen läßt, wenn Isabelle an der Connecticut eine Gratisbude hat.«
    »Was annonciert er?« sagte Haynes.
    »Daß er was zu verkaufen hat.«
    »Sein Buch?«
    »Was sonst?«
    »Und du meinst, als er tot war, hat Isabelle beschlossen, solo zu spielen?«
    »Wie, zum Teufel, glaubst du, hat sie es geschafft, ihn in
    Arlington begraben zu lassen? Erinnerst du dich, wie ich sie gefragt habe, ob sie sie dazu erpreßt hätte? Und sie hat ›Natürlich‹ gesagt. Ich habe Spaß gemacht. Sie nicht.«
    »Sag mir eins, Tinker. Glaubst du, daß du in Steadys Buch auftauchst?«
    »Was ist das denn für eine bescheuerte Frage?«
    »Eine, die zu beantworten du vermeiden solltest«, sagte Haynes.
    Kurz bevor er Mac’s Place verließ, hatte Haynes bei United Airlines angerufen und den Koffer, den er in ihrer Obhut gelassen hatte, zum Willard schicken lassen. Als die graue Mietlimousine ihn beim Hotel absetzte, nachdem Tinker Burns zuvor beim Madison ausgestiegen war, hatte Haynes angenehm überrascht festgestellt, daß der Koffer abgegeben worden war.
    Ein Latino-Page wurde losgeschickt, ihn aus dem Gepäckraum zu holen. Haynes nutzte die Zeit, um das restaurierte Foyer zu betrachten. Es hatte einen Empfangsschalter vorzuweisen, der einer Blüte aus prächtigem gelbem Marmor glich. Ein langer, langer Gang, fast schon eine Promenade, führte vom Foyer weg und schien endlos weiterzugehen. Später sagte ihm ein Page, der Gang hieße Peacock Alley und ginge weiter bis zur F Street. In dem Gang und im Foyer standen bequem aussehende Sessel mit passenden Tischen und ein Beinahe-Urwald aus Palmen, die aus glasierten Porzellantöpfen wuchsen.
    Alles sah wie alter teurer Kram aus – oder wie neuer alter Kram, der dreimal so teuer war. Haynes’ Ansicht nach war ein Fünftel des Foyers vergoldet. Es gab einen reichlichen Vorrat, vielleicht sogar eine Fülle an komplizierten Gipsformen. Riesige Kronleuchter aus halbkugeligem Milchglas hingen an dikken Bronzeketten. Haynes fing an sie zu zählen und war bei Nummer zwölf angekommen, als der Page mit seinem Koffer zurückkehrte.
    Im Aufzug gab der Page damit an, daß der Mint Julep von einem gewissen Señor Henry Clay in der Bar des Willard in Washington eingeführt worden sei. Haynes sagte, das habe er nicht gewußt.
    Als der Page ein Trinkgeld erhalten hatte und gegangen war, stellte Haynes einmal mehr fest, daß ein Hotelzimmer unabhängig vom Preis in erster Linie eine Schachtel ist, in der das Bett steckt. In seiner Schachtel zu 145 Dollar die Nacht steckten außerdem ein Bad, zwei Telefone, ein Radio, ein Fernsehgerät, ein Minikühlschrank und ein Fenster mit einem Blick auf das National Press Building auf der gegenüberliegenden Seite der 14th Street, wo noch ziemlich viele Leute, überwiegend Männer in Hemdsärmeln, zu arbeiten schienen.
    Haynes hatte gerade sein zweites Jackett und die zweite Hose aufgehängt, als er das Klopfen hörte. Sobald er die Tür öffnete, stand Gilbert Undean mit verlegenem Blick und in derselben Kleidung im Flur, die er bei Steadfast Haynes’ Beisetzung getragen hatte.
    »Haben Sie einen Moment Zeit?« sagte Undean.
    »Kommen Sie rein.«
    Undean betrat das Zimmer und sah sich neugierig um. »Das erste Mal seit fünfundzwanzig Jahren, daß ich in einem dieser Zimmer bin. Ich war außer Landes, als das Haus achtundsechzig geschlossen wurde, nachdem die Geschäfte in der Innenstadt den Bach runtergegangen waren.« Er nickte anerkennend. »Ziemlich schick. Man behauptet, Julia Ward Howe hätte hier ›The Battle Hymn of the Republic‹ geschrieben. Jedenfalls in dem Willard, das damals hier stand. Aber das ist wahrscheinlich Blödsinn.«
    »Manchmal mag ich Blödsinn«, sagte Haynes. »Möchten Sie ein Bier oder was anderes?«
    »Ein Bier wäre

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