Dämmerung in Mac's Place (German Edition)
Padillo, das Geheimnis des ewigen mittleren Lebensalters gestohlen zu haben, und da er offensichtlich nicht vorhatte, sein Geheimnis mit irgend jemandem zu teilen, sagten die Blicke, daß er festgenommen, angeklagt, verurteilt und vielleicht sogar gehängt werden sollte. Für McCorkle waren das stets die Dorian-Gray-Blicke, und er bemerkte mit einigem Bedauern, daß sie niemals ihm galten.
Als sie zu den zusammengeschobenen Tischen kamen, stand Harry Warnock, der Rothaarige, mit einem neuerlichen Grinsen und einem herzlichen Willkommensnicken auf. Dann sah er die sechs Sitzengebliebenen mürrisch an und sagte: »Rutscht zusammen, ihr Bande, und gebt den neuen Jungs Platz zum Sitzen.«
Die sechs Männer, jeder von ihnen groß oder hünenhaft und alle Mitte bis Ende Dreißig oder Anfang Vierzig, folgten der Aufforderung klaglos. Padillo nahm den Stuhl auf Harry Warnocks rechter, McCorkle den auf seiner linken Seite. Eine der hübschen Cousinen huschte herbei, um die Bestellung aufzunehmen. Padillo rührte mit einem Zeigefinger in der Luft, um eine weitere Runde für alle zu bestellen, und flüsterte dann auf französisch etwas, was die Cousine zum Lachen brachte.
Als sie fort war, sagte Warnock mit einem irischen Zungenschlag, der kam und ging wie Ebbe und Flut: »Was hast du zu dem Mädchen gesagt, Michael? Ein kleiner Lacher würde mir auch guttun.«
»Ich habe ihr gesagt, weil ich meinen Vater hier nach Hause fahren müsse, hätte ich gern eisgekühltes Evian-Wasser in einem Martiniglas.«
Warnock sah McCorkle an. »Kommt er uns auf die Abstinenztour, Mac?«
»Nein, aber er wird langsam etwas wunderlich.«
»Na ja, wenn er selber zahlt, stell ich erst mal die Anwesenden vor. Okay, Jungs, der mit den Spendierhosen ist Mike, und der andere ist Mac. Links von mir im Uhrzeigersinn sitzen Mr. Stroh, Mr. Ranier, Mr. Jax, Mr. Pabst, Mr. Schlitz und, mal überlegen, Mr. Coors.«
»Warum numerierst du sie nicht einfach?« fragte McCorkle.
»Weil ich keineswegs sicher bin, daß sie bis sechs zählen können.«
Die sechs kräftigen Männer grinsten und stießen sich, um den Witz ihres Anführers zu würdigen, gegenseitig mit den Ellbogen an. Zwei von ihnen grinsten immer noch, als die hübsche Cousine zurückkam und die neue Getränkerunde servierte. Padillo gab ihr drei Zwanzigdollarscheine und winkte ab beim Wechselgeld.
Als sie ging, nahm Warnock Padillos Glas, roch an dem Inhalt und verkündete: »Purer Gin.«
Padillo nahm den Drink, den Warnock wieder auf den Tisch gestellt hatte, probierte und sagte: »Sie muß sich geirrt haben. Entweder das, oder ich habe gelogen.«
McCorkle lächelte Warnock beruhigend an. »Wie ich schon sagte, Harry, er wird ein bißchen wunderlich.«
»Heute abend mache ich bei keinem deiner verdammten Psychospiele mit, Michael Padillo. Kommen wir also dazu, was euch beide wirklich an diesem kalten und erbärmlichen Sonntag an den äußersten Rand der Stadt bringt.«
»Meine Frau ist in Frankfurt«, sagte McCorkle.
»Ach ja. Hätte ich gewußt, daß sie dort ist und du hier, wäre ich dort.«
»Das ist sehr aufmerksam von dir«, sagte McCorkle.
Padillo nahm einen Schluck von seinem Gin und sagte: »Was machen die Geschäfte, Harry? Nehmen die Terroristen inzwischen sonntags ihren freien Abend?«
Warnock seufzte. »Die Geschäfte sind nicht mehr das, was sie mal waren, Michael, so ist das nun mal. Für einen Teil des Rückgangs mach ich die fallenden Ölpreise verantwortlich, die zahlreiche meiner arabischen Klienten dazu gezwungen haben, im Sicherheitsbereich zu sparen. Aber für den größten Teil mach ich Herrn Gorbatschow persönlich und seine Predigten von Friede, Freude, Eierkuchen verantwortlich. Mein Gott, noch vor drei, vier Jahren hatten wir libysche Killerkommandos, die aus Mexiko oder Kanada über die Grenze geschlichen sind und das Weiße Haus persönlich angesteuert haben. Mein Geschäft hat allein in diesem einen Monat um zweiundvierzig Prozent zugelegt.« Wieder seufzte er. »So gute Zeiten erleben wir nicht noch mal.«
»Der Kalte Krieg ist also vorbei?« fragte McCorkle.
»Klar ist er das. Bloß daß die alten Schätzchen, die drauf gesetzt haben, ihre Söhne und Enkel im militärisch-industriellen Gewerbe in die Lehre zu schicken, zu stur sind, um es zuzugeben – wer kann ihnen das verdenken, frag ich dich?«
»Hast du von Steady Haynes gehört?« fragte Padillo.
»Ich höre, er war pleite, als er starb, und die Regierung mußte ihn beerdigen.«
»Ein
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