Dämmerung in Mac's Place (German Edition)
bißchen hat er hinterlassen«, sagte Padillo.
»Schulden?«
»Memoiren.«
Warnock gähnte. »Ich warte auf das Taschenbuch.«
»Erinnerst du dich an Isabelle Gelinet?« fragte Padillo. »Ich habe sie mal zu dir geschickt, als sie noch bei AF-P war und eine Story über den alten Bill Casey recherchierte. Sie hat gesagt, du wärst ihr eine Hilfe gewesen.«
»Was ist mit Isabelle?«
»Sie hat Steady geholfen, seine Memoiren zu schreiben.«
»Sie ist auch tot«, sagte Warnock. »Jemand hat sie in ihrer Badewanne ertränkt, und bevor du mich fragst, woher ich weiß, was nicht in der Zeitung stand, sag ich dir, daß Tinker Burns sie gefunden hat und daß er’s war, der’s mir erzählt hat.«
»Ist Tinker an irgendeinem Schutz interessiert?« fragte Padillo.
»Der alte Tinker und ich, wir haben schon ein Stück gemeinsame Vergangenheit«, sagte Warnock. »Du weißt ja, daß er ’nen schönen Batzen Geld an mir verdient hat.«
»An der IRA«, sagte Padillo.
»Das war ein und dasselbe.«
»Damals.«
Warnock zuckte mit den Achseln. »Das stimmt. Damals.«
McCorkle sagte: »Nachdem du von der IRA übergelaufen warst –«
»Ich bin nie übergelaufen«, sagte Warnock. »Ich bin desertiert.«
»Richtig. Nachdem du desertiert warst und dich selbständig gemacht hattest, hast du, wenn ich mich recht erinnere, eine ziemlich ausgefallene Ankündigung rausgeschickt.«
»Ich hab bloß gesagt, Warnock und Partner wären ’ne neue Firma für Sicherheitsberatung, spezialisiert auf Antiterrorismus.«
»Gab’s nicht eine Zeile am unteren Ende in Kursivschrift über ›Zwanzig Jahre Erfahrung in der IRA‹?«
»Die verdammt beste Referenz, die ich haben konnte«, sagte Warnock.
»Eins hat mich immer interessiert«, sagte McCorkle. »Wer waren damals die Partner bei Warnock und Partner? An einem Tag, Harry, bist du ein Anderthalbzimmerbüro auf der falschen Seite der Fourteenth Street, und drei Wochen später bist du eine halbe Etage an der Ecke Nineteenth und M. Wer hat den Einfluß beigesteuert? Bill Casey? Der Nationale Sicherheitsrat? Die Saudis?«
»Wenn es dir darum geht, mich zu engagieren, Mr. McCorkle, Sir, hab ich so manche gute Referenz, die du prüfen kannst, sobald wir uns auf ein Honorar geeinigt haben.«
»Wir haben tatsächlich Bedarf an Sicherheit«, sagte McCorkle.
»Möchtet ihr euer Lokal ausgefegt haben?«
»Wir machen uns Sorgen um Steadys Jungen«, sagte Padillo.
»Allerdings ist er kein Junge mehr. Zweiunddreißig, dreiunddreißig. Um den Dreh herum. Steady hat ihm das Copyright auf seine Memoiren vermacht. Und der Junge, Granville, hat sich entschlossen, sie an einen privaten Sammler zu verkaufen, anstatt zu versuchen, sie zu veröffentlichen. Er bat uns um eine Art Schutz für ihn, bis die Memoiren verkauft sind.«
Warnock warf seinen sechs Mitarbeitern einen warnenden Blick zu. »Ihr hört kein Wort davon, ist das klar?«
Mr. Coors sagte: »Jawohl, Sir. Kein Wort.«
Warnock blickte zuerst McCorkle, dann Padillo an und sagte: »Der Junge will, daß ihr seinen Babysitter spielt?«
»Darauf achten, wie er vorgeht«, sagte Padillo.
»Ein bißchen Geld im Spiel, oder?«
»Eine Dreiviertelmillion«, sagte McCorkle. »Mindestens. Vielleicht mehr.«
Auf Warnocks breitem, rosigem Gesicht machte sich Überraschung breit, die sich in Ärger und dann Empörung verwandelte. »Was zum Teufel hat Steady denn gewußt, das so viel wert ist?« wollte er wissen. »Von dem wirklichen Scheiß hat er nie was mitgekriegt. Er hat immer in Afrika, im Nahen Osten oder in Mittelamerika rumgewurstelt – oder da draußen im südöstlichen Schlitzaugenland, wo er seinen Balanceakt mit der Wahrheit veranstaltete. Was für schockierende Enthüllungen hat der alte Steady schon zu bieten? Die CIA hat Drogen vertrieben, richtig? Aber wen zum Teufel juckt das? Daß sie im Kongo Lumumba abserviert hat oder hat abservieren lassen, vielleicht über die Jahre noch drei, vier Dutzend andere? Was soll’s? Daß sie einen Ministerpräsidenten, einen Premier, ein oder zwei Könige und Gott weiß wie viele andere Despoten und Satrapen auf ihrer Lohnliste hatte? Wen kümmert’s? Mein Gott, euer Land läßt seine sogenannte Außenpolitik aus dem Anbau des Weißen Hauses von einem unbedarften Oberst managen, und wenn er erwischt wird, macht ihr ihn auch noch zu einem Scheißhelden. Warum also sollte sich jemand einen Dreck um die Memoiren eines Nobody namens Steady Haynes scheren? Und was könnte der alte Steady erfinden,
Weitere Kostenlose Bücher