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Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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überreden, mich einen Blick in die Memoiren werfen zu lassen.«
    »Genau. Das war Ihnen aus offenkundigen Gründen nicht möglich – der Tod von Mr. Haynes und dann von Miss Gelinet. Doch jetzt scheinen Sie auf ein Gleis zu geraten, das ich beunruhigend finde. Höchst beunruhigend.«
    »Tut mir leid, daß Sie so empfinden, Senator.«
    »Nein, es tut Ihnen ganz und gar nicht leid. Aber sagen Sie mir eins, und bitte, denken Sie sorgfältig nach, bevor Sie antworten: Sind Sie sicher, daß es Granville Haynes und nicht Michael Padillo war, der Muriel Lamphiers Name zuerst ins Spiel brachte?«
    »Absolut.«
    »Dann legt das den Schluß nahe, daß die Memoiren tatsächlich existieren und der junge Haynes sie gelesen hat.«
    »Oder aber Granny möchte, daß Sie genau das denken, Senator. Wissen Sie, wenn ich Granny wäre, würde ich genauso handeln wie er und versuchen, den Preis hochzutreiben, indem ich Andeutungen mache, wieviel ich weiß. Das würde ich machen, wenn ich Granny wäre. Und wenn ich Sie wäre, würde ich ihm sagen, daß er blufft, und erklären, daß ich etwas lesen muß, bevor ich kaufe.«
    »Meinen Sie, daran hätte ich noch nicht gedacht?« sagte der Senator.
    »Warum tun Sie’s dann nicht?«
    »Wenn ich es täte, würde er einfach drohen, sie an einen Verlag zu schicken. Und um ihn davon abzubringen, müßte ich mein Gebot wieder erhöhen.«
    »Das Risiko können Sie sich nicht leisten, was?« sagte Burns.
    »Nein.«
    »Dann spielt es keine große Rolle, ob die Memoiren echt oder vorgetäuscht sind, weil Sie die Rechte auf jeden Fall für Ihren Klienten kaufen werden – wer immer sie auch sein mag.«
    »Verdammt noch mal, Mr. Burns, ich werde mit Ihnen meinen Klienten nicht erörtern.«
    »Okay. Prima. Wir erörtern sie nicht.«
    Der Senator holte tief Luft und sagte: »Aber ich denke, wir erörtern lieber, was Sie zu verkaufen haben.«
    »Schweigen.«
    »Und wieviel kostet Schweigen?«
    »Nicht soviel, wie Sie denken«, sagte Tinker Burns.

36
    McCorkle saß in einem gewaltigen Lehnsessel und beobachtete, wie Harry Warnock, der zum Sicherheitsberater gemauserte IRA-Deserteur, sich die Lobby des Willard Hotel vornahm. Es war kurz vor zehn Uhr morgens, und McCorkle beobachtete Warnock schon eine volle Stunde.
    Mit einem dunkelblauen Anzug bekleidet, einen grauen Mantel mit Fischgrätenmuster über dem linken Arm, musterte Warnock jedes Gesicht, das durch den Hoteleingang hereinkam. McCorkle stellte sich ein Klassifizierungssystem in Warnocks Kopf vor, das jedes Gesicht mit Ja, Nein oder Vielleicht markierte. Bislang hatte es bis auf ein Vielleicht nur Neins gegeben. Aber als das Vielleicht, ein sichtlich nervöser Mann von Mitte Dreißig, zu einer Dame von Ende Sechzig eilte, sie auf die Wange küßte und »Mommy« nannte, hatte Warnock sich leicht enttäuscht abgewandt.
    Es war kurz nach zehn, als Warnock neben McCorkles Sessel auftauchte und mit Blick auf den Hoteleingang sagte: »Ich geh in zehn Minuten.«
    »Wer löst dich ab?«
    »Mr. Coors. Erinnerst du dich an ihn?«
    »Der große Kerl?«
    »Groß sind sie alle«, sagte Warnock. »Aber er ist derjenige mit dem Anflug von menschlicher Intelligenz.«
    »Jetzt erinnere ich mich«, sagte McCorkle. »Was geschieht, wenn Granville Haynes das Hotel verläßt?«
    »Ich hab ein Zwei-Mann-Team draußen – oh, Scheiße!«
    McCorkle blickte, wohin Warnock blickte. Die Tür eines der Aufzüge hatte sich gerade geöffnet, und ein Mann eilte durch die Lobby zum Ausgang Pennsylvania Avenue.
    Der eilende Mann trug einen dunkelgrauen Anzug, blaue Krawatte, weißes Oberhemd und schwarze Lederschuhe. Er war von durchschnittlicher Größe, eins sechsundsiebzig bis achtundsiebzig, von durchschnittlichem Gewicht, etwa siebzig Kilo, und hatte ziemlich kurzes Haar, das die Farbe von nassem Sand hatte. Außerdem hatte er zwei kleine Ohren, zwei hellgraue Augen, eine Stupsnase, einen wenig auffallenden Mund und wirkte wie Mitte, Ende Vierzig.
    Harry Warnock wandte sich ab von McCorkle, ging dem eilenden Mann entgegen und sagte: »He, Purchase!«
    Der Purchase genannte Mann änderte nicht den Gesichtsausdruck oder geriet aus dem Tritt. Er war noch sechs Meter von Warnock entfernt, als seine rechte Hand in Gürtelhöhe quer über den Bauch fuhr, im offenen Jackett verschwand und eine Sekunde später mit einer Selbstladepistole wieder auftauchte. Noch immer auf den Ausgang zugehend, schoß Purchase auf Warnock. Die Kugel traf Warnocks linke Seite und warf ihn halb um die

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