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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Braut, die ihm ein Kind geschenkt hätte, wäre da nicht der tragische Unfall gewesen.
    Ein Diener erschien in der Tür. »'zeihung, Sir Richard, aber die Kutsche is' da.«
    »Danke.« Er blickte sie wieder an, und sie sah den Schmerz in seinen grauen Augen.
    »Ich wünschte, du könntest mit mir kommen, aber ich fahre direkt zur Werft. Es schmerzt mich zutiefst, daß wir uns trennen müssen, um wieder in die Angelegenheiten anderer verwickelt zu werden.« Er ging zum geöffneten Fenster hinüber. »Um Gottes willen, da draußen wartet eine Menschenmenge!«
    Catherine spürte seinen Widerwillen. Warum war er immer so überrascht, wenn die Menschen ihn sehen wollten? Für die einfachen Leute war er ihr Schutz, der Held, der zwischen ihnen und dem verhaßten Feind stand.
    »Wir müssen uns verabschieden, geliebte Kate. Da draußen wird es ein Spießrutenlaufen werden und keine normale Kutschfahrt.«
    Schweigend umarmten sie sich, küßten sich und versuchten die letzten Minuten festzuhalten.
    Sie flüsterte: »Ich werde dir das Medaillon wieder abnehmen, wenn du zu mir zurückkommst. Gehe hinunter zu ihnen, Richard, ich sehe von hier aus zu.«
    »
Nein,
nicht von hier.« Er lächelte gequält. »Komm zur Tür, sie werden es zu schätzen wissen.«
    Sie nickte verständnisvoll. An diesem Fenster hatte er Cheney zum letzten Mal gesehen, als er an Bord gegangen war.
    »Gut. Danach werde ich nach Matthew schicken. Hab keine Angst, wir haben einen Beschützer bei uns.« Sie berührte seinen Mund, ihre Finger waren kühl. Ein letzter Kontakt. Sie dachte an die Nacht zurück. Sie waren zur Liebe nicht fähig gewesen, jeder dachte an den Morgen, an jetzt.
    »Ich liebe dich, Kate. Ich muß soviel zurücklassen.«
    Dann waren sie auf der Treppe, und Bolitho sah Avery unten mit dem Wirt vom »Löwen« warten. Letzterer grinste über das ganze Gesicht, erfreut darüber, welche Aufmerksamkeit sein berühmter Gast erregte. Wahrscheinlich hatte er die Nachricht selbst in Umlauf gebracht.
    Bolitho hatte bemerkt, daß Avery beim Stehen und Gehen eine Schulter leicht hochzog. Wahrscheinlich war das die Nachwirkung einer Verwundung, die er sich bei dem unglücklichen Gefecht mit der französischen Korvette zugezogen hatte. Aber der alte Schneider in Falmouth hatte gute Arbeit geleistet, Avery sah in dem neuen Rock mit den weißen Aufschlägen ganz verändert aus, sein Dreispitz war mit schimmernder goldener Litze verziert. Die Schneider konnten eine Uniform in knapp vier Tagen zusammensticheln. Bei dem ständigen Kommen und Gehen von Seeoffizieren mochte das oft genug ein Vierundzwanzigstundentag werden. Bolitho hatte schon des öfteren daran gedacht, daß diese Schneider in London ein Vermögen machen würden.
    Avery lüftete seinen Hut vor Catherine. »Auf Wiedersehen, Mylady.«
    »Wir hatten keine Zeit, uns richtig kennenzulernen, Mr. Avery, aber das werden wir beim nächsten Mal nachholen.«
    Avery erwiderte linkisch: »Sie sind sehr freundlich, Mylady.«
    Es war klar, daß er tief verletzt worden war, und das nicht nur körperlich.
    Der Wirt öffnete schwungvoll die Tür, und das Stimmengewirr überflutete sie. Leute riefen Hurra und brüllten in ihrer Aufregung alles mögliche.
    »Sie haben den Froschfressern die Flötentöne beigebracht! Genau wie der olle Drake!« Ein anderer rief: »Gott schütze dich, Dick, und deine Lady auch!«
    Sie wurden merkwürdig ruhig, als Avery die Kutschtür öffnete, an der als Wappen der unklare Anker prangte. Bolitho blickte sie an. Er wußte, daß ihr Mund zittern würde, aber nur er würde es sehen. Ihre großen dunklen Augen waren sehr ruhig, vielleicht zu ruhig. Was sie anging, waren sie auch jetzt ganz alleine.
    »Mein Geliebter.« Sie konnte nicht weitersprechen. Als sie sich küßten, herrschte absolute Stille, so als ob die Menge zu scheu, vielleicht auch zu traurig war, um zu stören. Als er in die Kutsche neben Avery kletterte, brandeten Hochrufe entlang der ganzen Straße auf, Zivilisten warfen ihre Hüte in die Luft, zwei Seesoldaten lüfteten die ihren grüßend.
    Sie sah, daß der Kutscher die Pferde mit der Peitsche antippte, und die Räder begannen über das Kopfsteinpflaster zu rattern. Die Rufe wollten nicht enden, kleine Jungs rannten neben der Kutsche her, bis sie zu schnell wurde. Die ganze Zeit hielt sein Blick sie gefangen, bis die Kutsche um eine Ecke bog. Er hatte nicht ein einziges Mal zu dem Fenster über dem Balkon hochgeblickt. Sie war tief bewegt.
    Sie ging zurück in

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