DAEMON
den Lautsprechern.
Mehrere Polizeiwagen fuhren mit Blinklicht und Sirene draußen vorbei.
Ein adrett gekleideter Verkäufer kam auf Ross zu. «Guten Tag, Sir. Kann ich etwas für Sie tun?»
«Ein netter Sportwagen würde meinen Tag noch besser machen.»
Der Verkäufer lachte höflich. «Tja, was fahren Sie denn im Moment, Mr … .»
«… Ross. Ich haben einen Zwölfzylinder-A8 – fährt sich traumhaft –, möchte mir aber einen Zweitwagen zulegen. Etwas Kleineres, Sportlicheres.»
«Sie kennen den SL Roadster?»
Ross begutachtete den silbernen Wagen gleich neben ihm. «Ein Golfkumpel von mir hat einen. Ich habe mich bereits ein bisschen kundig gemacht, aber um ehrlich zu sein, wenn mir das Fahrgefühl gefällt, kaufe ich ihn vom Fleck weg. Finanzierung ist nicht nötig.»
Der Verkäufer nickte. «Machen wir doch eine kleine Probefahrt. Ich brauche nur eine Fotokopie Ihres Führerscheins.»
Ross zog die Brieftasche heraus. «Selbstverständlich.»
Die Platinum-Karten waren deutlich zu sehen, als er dem Verkäufer seinen Führerschein gab.
Natalie Philips stand auf dem Parkplatz der Mietwagenagentur und starrte auf das Auto, das Ross vor einer Stunde gemietet hatte. Sie hatte Ross’ Handy orten lassen, nur um zu erfahren, dass es sich auf der Ladefläche eines Holztransporters befand. Ross’ Mietkleinwagen hatte den Parkplatz der Agentur gar nicht verlassen. Und niemand aus der Task-Force war auf die Idee gekommen, hier nachzuschauen – zumal sich das Handy ja bewegte.
Trear hieb mit der Faust aufs Dach seines Wagens. «Verdammt! Inzwischen ist der Kerl sicher schon halb in Mexiko.»
Philips drehte sich zu ihm um. «Halb ist nicht ganz. Und außerdem braucht er immer noch ein Transportmittel, und wir überwachen sämtliche Flughäfen, Bahn- und Busbahnhöfe. Wenn er Geld aus dem Automaten zieht oder irgendwas auf Kreditkarte kauft, haben wir ihn innerhalb von Minuten. Ein Hubschrauber-Einsatzkommando ist über dem Becken von L. A. in der Luft.»
Trear griff sich ein Funkgerät, sah aber weiter Philips an. «Dieser falsche Ross war höchstwahrscheinlich Sebecks Helfer in Computerdingen. Wenn nicht gar der eigentliche Kopf hinter diesem Hoax.»
«Sie meinen,
falls
es ein Hoax ist.»
«Es ist eindeutig einer, und ich glaube nicht, dass Sebeck den Grips hatte, das durchzuziehen – geschweige denn auszubrüten. Aber der falsche Ross hätte es gekonnt.»
Philips nickte, obwohl es ihr immer unplausibler erschien, je länger sie drüber nachdachte.
In Simi Valley, gleich am Freeway 23, schüttelte Ross den Mercedes-Verkäufer ab. Sie hatten die Abfahrt genommen, nachdem er ein dringendes Bedürfnis vorgeschützt hatte, und er war in ein Restaurant geeilt, um die Toilette zu benutzen. Und war natürlich nie wieder aufgetaucht. Stattdessen verdrückte er sich durch einen Nebenausgang und ging zu Fuß einen Block weiter, zu einer Reihe unscheinbarer, rostiger Metallfertiggaragen.
Er zog sein Schlüsselbund hervor und suchte die Schlüssel durch. Dann öffnete er das Vorhängeschloss einer Garage und kippte das Tor hoch. Dahinter stand ein weißer Transporter neueren Modells mit Seitenladeluken. Die Türen trugen das Logo «Lasseter Heizungs- und Klimaanlagenbau». Ross knipste das Licht in der Garage an, schlüpfte hinein und machte das Tor hinter sich zu.
Rechts und links des Transporters waren jeweils etwa zwei Meter Platz. Ross ging den Wagen entlang und öffnete eine der Ladeluken. Innen an der Tür hing ein Spiegel. In der Luke lagen ein Kulturbeutel und Kleidung. Er zog eine Brieftasche unter den Kleidungsstücken hervor und klappte sie auf. Darin steckte ein kalifornischer Führerschein auf den Namen «Michael Lasseter». Auf dem Foto war sein Schädel so kahl wie eine Billardkugel. Er justierte den Spiegel, nahm einen Elektrorasierer aus dem Kulturbeutel und steckte ihn in die Steckdose an der Deckenleuchte.
Es dauerte keine zehn Minuten, und er war glatzköpfig. Klumpen von dunklem Haar lagen auf dem Fußboden. Er betrachtete sich prüfend im Spiegel und fuhr sich über die kahle Kopfhaut. «Я надеюсь что твои волосы вырастут опять.» Es war ein gutes Gefühl, wieder seine Muttersprache zu sprechen. Und ein mieses. Dieses Versteck war nicht dazu gedacht, wirklich gebraucht zu werden.
Er leerte Ross’ Brieftasche, legte die Kreditkarten und denFührerschein in eine elektrische Pfanne und setzte seine Verwandlung fort, während der
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