DAEMON
stechende Geruch von schmelzendem Plastik die Garage füllte.
Er zog Jeans und ein Arbeitshemd an.
Als er fertig war, musterte er sich im Spiegel. Er griff zu einer Tube Selbstbräuner und schmierte sich Gesicht, Hals und Arme ein. Er konnte ein bisschen Farbe brauchen.
John Ross war tot. Es lebe Michael Lasseter!
Er versteckte Ross’ Kleidung und den Kulturbeutel in einem Werkzeugfach, stöpselte die elektrische Pfanne aus und vergewisserte sich, dass Ross’ Führerschein und Kreditkarten vollkommen geschmolzen waren. Da war nur noch eine mehrfarbige Pfütze. Er sah sich noch ein letztes Mal um und öffnete dann das Garagentor.
Die Sonne war blendend grell. Er stieg in den Transporter, ließ ihn an und dachte dann erst mal nach. Durch mögliche Straßensperren zu kommen war wohl kein Problem, aber was dann?
Sobol war schlauer, als er erwartet hatte – und er hatte eine Menge erwartet. Irgendwie hatte Sobol Sebeck das Hummer-Massaker angehängt und alle glauben gemacht, dass der Daemon ein Hoax sei. Warum? Irgendein Meilenstein war erreicht, und Sobol ging zur nächsten Etappe über. Ihm war klar, dass es einen Grund dafür gab, dass Sobol das alles Sebeck in die Schuhe schob, aber er bekam ihn einfach nicht zu fassen. Warum sollte er den Daemon zuerst berühmt machen und dann plötzlich umschwenken und den Leuten einreden, es gäbe ihn gar nicht?
Er trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad.
Eines stand jedenfalls fest: Ihn würde Sobol nicht so leicht unterkriegen. Er mochte ja Jon Ross aus dem Feld geschlagen haben, aber von Michael Lasseter hatte er noch nie gehört.
24 Lage
Im Boardroom von Gebäude OSP2 - 2B fand ein weiteres Meeting der Behördenleiter statt. In dem fensterlosen Raum konnte man nicht sagen, ob Tag oder Nacht war, und vom behördlichen Mobiliar her war ebenso wenig ersichtlich, ob man sich im Jahr 1940 oder 2040 befand.
DIA: «Ich habe es auf dem Weg hierher gehört. Es heißt, der Daemon sei ein Hoax. Stimmt das?»
FBI: «Die Geldspur führt unseren Erkenntnissen nach zu zwei Personen. Detective Sebeck, jetzt in polizeilichem Gewahrsam, und einer gewissen Cheryl Lanthrop, leitende Angestellte einer Firma für medizinische Geräte. Wir dachten, wir würden sie in Kuala Lumpur finden, aber unsere Information war mangelhaft.»
Einen Moment lang herrschte Schweigen.
NSA: «Nur damit ich Sie richtig verstehe: Sie wollen mir erzählen, Detective Sebeck und diese Lanthrop hätten aus Sobols Anwesen eine Hightech-Todesfalle gemacht?»
FBI: «Aus Steuerunterlagen geht hervor, dass Lanthrop Verkaufsleiterin einer Kette von MR T-Labors war, die Matthew Sobol gehörte. Er scheint in den späteren Stadien seiner Krankheit geradezu besessen von Magnetresonanztomographie gewesen zu sein. Archivierte E-Mails belegen, dass sie Sobol geraten hat, in ein bestehendes MR T-Unternehmen zu investieren, an dem sie Anteile hielt. Sie scheint ziemlich exzentrisch zu sein. Ihre Spezialität war Neuro-Marktforschung – die Untersuchung der Gehirnaktivitätvon Leuten beim Betrachten verschiedener Konsumprodukte.»
NSA: «Das beantwortet nicht meine Frage.»
CIA: «Wie hängt das mit Sebeck zusammen?»
FBI: «Genau wissen wir das noch nicht, aber aus Kreditkartenabrechnungen geht hervor, dass Lanthrop ebenfalls in den Hotels abstieg, wo Sebeck an polizeilichen Fortbildungsseminaren teilnahm. Außerdem waren sie zusammen auf Grand Cayman. Lanthrop hat dort ein Offshore-Konto für eine Holding eröffnet, die später Short-Positions auf CyberStorm-Aktien hielt. Wir haben Videoaufnahmen von Lanthrop und Sebeck bei einem dortigen Bankberater. Sebecks Frau wusste von dieser Reise nichts.»
NSA: «Wie sollen Sebeck und Lanthrop einen vollelektronischen H2 gebaut haben oder eine Stromfalle in der Serverfarm von CyberStorm? Ich meine, wie sollen sie überhaupt bei CyberStorm reingekommen sein?»
FBI: «Wir sind noch dabei, die Teile zusammenzufügen. Es könnten weitere Personen beteiligt gewesen sein. Eventuell sogar Singh und Pavlos. Wir haben auf Sebecks Computer gelöschte Dateien gefunden. Darunter waren Listen von Technikzubehör und der Entwurf einer Vollmacht, die Matthew Sobol später unterschrieben hat – vermutlich, als er schon nicht mehr zurechnungsfähig war. Diese Vollmacht übertrug einer Offshore-Firma, an der Sebeck eine Kontrollmehrheit hielt, die Verfügung über einen Teil von Sobols Vermögen.»
CIA: «Bin ich hier der Einzige, der das für einen Haufen Mist hält?»
NSA:
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