Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
Vom Netzwerk:
führen. Dem typischen Black-Hat-Hacker beweist dieses Video absolut zweifelsfrei, dass der Daemon kein Hoax ist.»
    Merritt schüttelte den Kopf, eher müde als zornig.
    «Im Darknet hat sich dieses Video verbreitet wie ein Virus. Unter Daemon-Anhängern sind Sie inzwischen eine Art Superheld, Agent Merritt.»
    «Warum?»
    «Weil Sie das Schlimmste, was Sobol aufzubieten hatte, überlebt haben. Sie sind eine Darknet-Berühmtheit.»
    Merritt runzelte die Stirn.
    Ross wechselte das Thema. «Na, jedenfalls, der Daemon hat mein Video-Applet entdeckt, und ich wurde rausgeschmissen, bevor ich alles per Video-Capture festhalten konnte. Wenn ihm mein richtiger Name und meine Adresse bekannt wären, säße ich jetzt vermutlich nicht lebend hier. Aber er kennt meinen richtigen Namen nicht. Niemand kennt den. Und es kann ihn auch niemand herauskriegen.»
    Merritt dachte jetzt nicht mehr daran, Verstärkung zu rufen.Wenn Ross nun doch die Wahrheit sagte? Wenn es gar nicht vorbei war, sondern im Gegenteil etwas erst seinen Anfang nahm? Etwas Schreckliches. Er sah Ross an. «Ich brauche noch mehr Beweise.»
    «Das lässt sich machen.» Ross stand auf und winkte Merritt mitzukommen. «Gehen wir ein Stück.»
    Merritt mühte sich in den Stand und humpelte hinter Ross her, der den Weg durch den Park einschlug.
    «Ich bin unschuldig, Agent Merritt. Genau wie Pete Sebeck.»
    «Der Detective?» Merritt erinnerte sich an den Beamten der lokalen Polizei, der als Hauptbeteiligter der Verschwörung verurteilt worden war. «Der sitzt in der Todeszelle.»
    «Ja. Unter anderem deshalb bin ich hier.»
    «Das ist es also. Sie wollen Ihren Partner da herauskriegen.»
    «Um Himmels willen, Mann, wer wäre denn intelligent genug, zweihundert Millionen Dollar zu klauen, und dann so dumm, das Geld in Steuerparadiese zu transferieren, die von westlichen Geheimdiensten kontrolliert werden? Warum hätte Sebeck falsche Pässe in Bankschließfächern auf seinen richtigen Namen lagern sollen? Sobol hat Sebecks Identität gestohlen.»
    Merritt grinste höhnisch. «Und Ihre Identität hat dieser Daemon vermutlich ebenfalls gestohlen?»
    Ross schüttelte den Kopf. «Nein. Mit mir hat Sobol nicht gerechnet, und sein Daemon weiß immer noch nicht, wer ich bin. Aber er versucht es herauszufinden – weil ich der Einzige bin, der ihn bekämpft.»
    Merritt sah ihn an. «Und wer sind Sie, Mr.   Ross?»
    «Ich sagte doch schon, niemand   –»
    «Es geht mir nicht um Ihren Namen. Ich will wissen, wer Sie
sind

    Sie gingen ein Weilchen schweigend dahin, während Ross die Frage auf sich wirken ließ. Schließlich wandte er sich Merritt zu. «Ich bin mit einem H1- B-Visum hierhergekommen.»
    «Als Ausländer mit besonderen Qualifikationen?»
    «Ja. Ich bin zur Überarbeitung der Programme für den Jahrtausendwechsel geholt worden und dann während der Dotcom-Blase hiergeblieben. Sie haben uns für 220   Dollar die Stunde als hochqualifizierte I T-Entwickler an multinationale Konzerne verscherbelt.»
    «Wer hat Sie verscherbelt?»
    «Die russische Mafia.»
    Unwillkürlich lachte Merritt.
    Ross seufzte. «Damals trieb sich eine Menge Geld herum – und eine Menge russische I T-Kompetenz . Da hat sich ein illegaler Handel entwickelt.»
    Merritts Impuls war es weiterzulachen. Nur dass ihm kein Grund einfiel, warum es nicht wahr sein sollte. Möglich schien es allemal. War er wieder mal naiv?
    Ross drängte Merritt, in Bewegung zu bleiben. «Wir haben sichere E-Commerce -Sites und Weblösungen entwickelt. Alles in allem haben wir wahrscheinlich mehr Geld reingeholt als Prostituierte – außerdem brauchte das Geld nicht gewaschen zu werden.»
    «Kommen Sie zu dem Teil, wie Sie beim Identitätsdiebstahl gelandet sind.»
    «Der Dotcom-Crash. Gegen Ende kam es zu Zwistigkeiten zwischen einigen unserer Sklavenhändler. Ich habe das Chaos genutzt, um mich abzusetzen. Die meisten meiner Landsleute wurden in die Russische Föderation zurückgebracht, wo sie vermutlich heute noch Sklavendienste leisten. Ich habe mir die Identität eines Amerikaners angeeignet – eines gewissen Jon Ross. Er hatte den passenden akademischen Werdegang für meine Zwecke.»
    «Wo haben Sie das gelernt?»
    «Ich habe an etlichen Kreditkartensystemen und an Projekten diverser Behörden mitgearbeitet. Da habe ich gelernt, wie diese Systeme funktionieren, und das habe ich genutzt, um mir darin ein Plätzchen zu schaffen.» Er sah Merritt an. «Ich wollte nur frei sein, Agent Merritt. Ich habe Mr.  

Weitere Kostenlose Bücher