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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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des Parks auf der Saint-Lô-Map aus warf, landete sie genau hinter dem Gemüsekarren am anderen Ende und tötete alles, was sich dort versteckte. Er kannte einen Ort auf der Tunesien-Map, wo er auf zerschossene Dächer springen und ungefährdet Leute mit dem Scharfschützengewehr umlegen konnte. Man musste allerdings schon ein erfahrener Spielersein, um den Sprung zu schaffen, ohne vom Balkon in den Tod zu stürzen.
    Eigentlich hatte das Deathmatch ja schon ein bisschen von seinem Glanz verloren gehabt, bis dann CyberStorm den Custom-Map-Editor herausgebracht hatte. Seither waren im Deathmatch-Serverlisting ganze Scharen beliebter Custom-Maps aufgetaucht. Viele dieser Maps waren wilde Phantasien vierzehnjähriger Jungen mit lächerlich vielen M G-Nestern und null Logik, was die Platzierung und Konstruktion von Befestigungsanlagen anging. Gragg wusste, dass er das wesentlich besser könnte, hatte aber keine Lust, die Scripting-Sprache zu lernen, die man zur Erstellung der Maps brauchte – damit war kein Geld zu machen.
    Daher hatte Gragg keine hohen Erwartungen, als er auf eine neue Custom-Map namens «Monte Cassino» stieß. So ein historischer Name war ungewöhnlich, da die Vierzehnjährigen ihren Maps in der Regel Namen wie «Fickmeisters Scheißeburg» gaben.
    Gragg fand schnell einen Server namens «HoustonCentral», auf dem die «Monte Cassino»-Map lief. Dass der Server so nah war, gab ihm einen Killer-Ping von zwanzig Millisekunden, also stieg er in das bereits laufende Match ein.
    Schon als die Map erschien, bemerkte er Unterschiede zu anderen Custom-Maps. Zunächst mal durfte er sich gar nicht auf die Seite der Achsenmächte stellen. Die Map ließ Online-Teamplay nur aufseiten der Alliierten zu. Die Deutschen waren Bots. Es war ein Spiel Menschen gegen KI, was Gragg ärgerte, weil er lieber auf der Seite der Deutschen spielte – schließlich waren sie die Bösen.
    Auch das Respawnen war auf dieser Map gewöhnungsbedürftig. Das hier war kein normales Team-Match, wo man, wenn man tot war, woanders wieder ins Spiel einstieg. Es nannte sich vielmehr eine «Objective-Map», wo man einfachtot blieb, bis das letzte Mitglied des eigenen Teams sein Leben gelassen hatte oder alle Deutschen besiegt waren – dann wurde die Map zurückgesetzt, und alle waren wieder lebendig.
    Außerdem waren auf dieser Map Terrain und Textur vollkommen anders – als ob alles von Grund auf neu erstellt worden wäre. Die Map bestand aus einem steilen Berg, auf dessen Gipfel die Ruine eines riesigen Benediktinerklosters thronte. Laut der Szenario-Beschreibung hatten schwere U S-Bomber das Kloster angegriffen. Die Überreste erwiesen sich als ein Labyrinth von halbeingestürzten Mauern, verkohlten Holzbalken und Kellereingängen. Das lieferte den Deutschen reichlich Deckung, und außerdem hatte der Designer der Map mehrere MG 42 so postiert, dass sich ihre Schussfelder an den Zugangsmöglichkeiten zur Bergkuppe überschnitten. Dazu hatten die Deutschen auch noch leichte Mörser, um alles zu töten, was sich hinter Felsbrocken versteckte. Es war, als ob sie ihre Geschütze schon im Voraus auf sämtliche Deckungsmöglichkeiten eingerichtet hätten – was den Deutschen natürlich auch zuzutrauen war. Das alles führte dazu, dass Gragg wild entschlossen war, die Map zu schlagen.
    Bald schon wurde offensichtlich, dass eine Ansammlung von Einzelkämpfern das Kloster nicht einnehmen konnte. Dazu war ein konzertierter Angriff nötig. Gragg brauchte eine Stunde, um über das Chatfenster andere Teammitglieder zu überreden, aber schließlich hatte er sie so weit, ihr Vorgehen zu koordinieren – statt einfach blind den Berg hinaufzustürmen. Durch einiges Experimentieren fanden sie heraus, dass die Hälfte des Trupps das Feuer der Krauts auf sich ziehen konnte, während der Rest es über die linke Flanke probierte und den steileren Hang dort als Deckung nutzte. Wenn sie rannten, wurden sie erspäht und niedergemäht. Wenn sie dagegen robbten, kamen sie in der Regel auf Handgranatenwurfweitean die äußeren Befestigungen heran. Sobald die Granaten explodierten, stürmten sie in die Ruinen, und dann ging es darum, sich Raum für Raum voranzukämpfen.
    Zu diesem Zeitpunkt war der Teil des Trupps, der die Deutschen ablenkte, durch Mörser- und M G-Beschuss so gut wie aufgerieben, sodass von dieser Seite keine große Hilfe mehr zu erwarten war. Es war ein hartes Stück Arbeit, und zwei Tage später plagte sich Gragg immer noch damit ab. Er hatte

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