DAEMON
FBI! Hände hoch und herauskommen!»
Keine Antwort. Aber wieder das Schrittgeräusch. Es kam die Treppe zu ihrer Rechten herunter, noch ein ganzes Stück von ihnen entfernt. Sie hatten die Treppe voll im Blick: Da war niemand. Sie hörten das Geräusch einer Hand, die das Metallgeländer herabglitt.
Instinktiv zogen alle drei ihre Waffen.
Limon schlug mit dem Handrücken gegen Guerners Arm. «Herrgott, was sind wir für Idioten! Das ist ein Trick.» Die Pistole senkte er trotzdem nicht.
Guerner blickte unverwandt auf die Treppe. «Ich weiß. Aber ein verflucht guter.»
Die Schritte kamen jetzt über den Marmorboden auf sie zu.
Guerner deutete in Richtung Haustür. «Erst mal zurück, Jungs.»
In dem Moment rief keine zwei Meter vor ihnen eine körperlose Männerstimme: «Ihr gehört hier nicht her!»
Was dann geschah, überraschte selbst einen Veteranen wie Guerner. Der tiefste Ton, den er je gehört hatte, ging über ihn hinweg und durch ihn hindurch. Dann war es still, bis der Missionsstiltisch neben ihm so heftig zu vibrieren begann, dass er über den Fußboden wanderte. Eine Kristallvase fiel herunter und zerschellte.
Plötzlich hatte Guerner das Gefühl, dass jemand durch den Kevlar-Anzug hindurch seine Eingeweide packte. Er kam nicht einmal mehr dazu, Limon und Chapman zu warnen, ehe er sich kotzend auf dem Marmorboden krümmte. Seine Innereien fühlten sich an wie Schlangen, die sich aus seinem Körper zu winden versuchten. Es war ein unglaublicher Schmerz. Alles an ihm war von einer tiefen, urtümlichen Furcht gepackt – als ob das leibhaftige Böse in ihn eingedrungen wäre.
Guerner war ein rational und naturwissenschaftlich denkender Mensch, doch sein ganzes Weltwissen schien ihm zu entgleiten, er lag einfach nur am Boden und heulte vor Entsetzen. Er kroch durch seine Kotze in Richtung Tür und hörte wahnsinnige Schreie. Dann ging ihm auf, dass es seine eigenen waren.
Sebeck, Ross und Mantz standen mit den übrigen Beamten im Hof. Gerade eben hatten sie Guerner drinnen im Haus jemandem eine Warnung zurufen hören. Chief Eichhorn beugte sich zur Hausmeisterin hinüber, um nochmal nachzufragen, ob wirklich niemand im Haus war.
Sebecks Handy klingelte. Er nahm es vom Gürtel. «Sebeck.»
Eine Stimme, die ihm vage bekannt vorkam, sagte:
«Detective Sebeck, ich wollte nur wissen, wo Sie sind.»
Dann war da nur noch Rauschen.
Mantz bemerkte Sebecks perplexes Gesicht. «Wer war das, Pete?»
Sebeck starrte auf sein Handy und sah dann Ross an. «Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, das war Matthew Sobol …»
In dem Moment setzten die Schreie ein. Es waren die entsetzlichsten Schreie, die Sebeck je gehört hatte, als ob da jemand bei lebendigem Leib verbrannte. Agenten und Polizeibeamte stürzten auf die Eingangstür zu. Decker brüllte: «Nicht reingehen! Wegbleiben!»
Sie blieben stehen, sahen dann aber Limon auf allen vieren aus der offenen Haustür kriechen. Seine Kevlarweste war vollgekotzt, und er hatte keinen Helm mehr auf. Er blutete aus Nase, Augen und Ohren und tastete sich vorwärts, als ob er nichts sähe.
Sebeck und ein paar andere eilten ihm zu Hilfe. Limon war immer noch zwanzig Meter von ihnen entfernt. Eichhorn und Decker schrien ihnen zu, sie sollten vorsichtig sein, und da alle zum Haus blickten, bemerkte niemand, dass sich hinter ihnen das mittlere Garagentor langsam öffnete.
Das erste Warnzeichen, das sie registrierten, war das gutturale Röhren eines starken Motors, dann das Quietschen von Reifen. Sebeck und die übrigen Beamten fuhren herum und sahen einen mächtigen schwarzen Hummer H2 aus der Garage preschen. Er raste auf die Nächststehenden zu und quetschte einen Deputy und einen FB I-Agenten seitlich gegen eine FB I-Limousine – mit solcher Wucht, dass diese gegen den dahinterstehenden Streifenwagen krachte.
Sebeck starrte fassungslos hin. Er konnte deutlich sehen,dass im massiven Geländewagen niemand saß. Der H2 hatte sechs lange Peitschenantennen – die noch von dem Aufprall wackelten – und seltsam aussehende Sensoren auf Dach, Haube und Kotflügeln.
Mit aufheulendem Motor setzte der Wagen zurück, und die beiden leblosen Körper fielen aufs Kopfsteinpflaster. Die verchromte Stoßstange des Hummer war voller Blut, aber kaum eingedellt.
Es war alles so schnell gegangen. Zwei Männer waren da eben getötet worden. Adrenalin schoss durch Sebecks Adern.
Leute rannten in alle Richtungen, riefen wild durcheinander. Sebeck blickte zum Eingang der
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