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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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angekündigt hatte.
    Ängstlich und erregt zugleich saß sie da und sog die Fernsehbilder in sich auf.
    In Ermangelung handfester Informationen versuchte ein atemloser Lokalreporter im harten Licht einer Liveübertragung aus Hörensagen Nachrichten zu machen. «Danke, Sandy. Laut unseren Quellen bietet sich auf dem Anwesen ein Bild des Grauens und der Verwüstung. Das ganze Areal ist abgesperrt, und taktische Einheiten des FBI sind vor Ort. Wieder haben wir es mit einer elektronisch gesteuerten Mordmaschine zu tun, die auf dem Grundstück umherstreift, entfesselt von einem kürzlich verstorbenen Irren. Der Name dieses Irren: Matthew Sobol.»
    Andersons Handy vibrierte auf dem Couchtisch vor ihr. Sie sah auf das Display und fuhr erschrocken zurück. Das Handy vibrierte wieder, wanderte ein Stückchen über die Tischplatte.
    Christiane Amanpour würde drangehen.
    Zaghaft nahm Anderson ihr Handy, drückte die Annahmetaste und horchte nur, ohne sich zu melden.
    Eine Männerstimme sagte:
«Wissen Sie, wer ich bin? Antworten Sie mit ‹ja› oder ‹nein›.»
    Auf dem Schirm sah sie Videoaufnahmen von verletzten Polizeibeamten, die in Krankenwagen verladen wurden. «Ja.»
    «Sagen Sie klar und deutlich meinen Namen.»
    «Matthew   … Sobol.»
    Kurzes Schweigen. Dann:
«Wenn Sie sich mit der Polizei in Verbindung setzen, werde ich es merken, und dann verlieren Sie die Exklusivrechte an dieser Story.»
    Andersons Hände zitterten, während die Stimme weitersprach.
    «Ich analysiere Ihre Antworten mit einer stimmbasierten Lügendetektor-Software – ich kann also feststellen, ob Sie mich anlügen. Antworten Sie wahrheitsgemäß, oder unser Kontakt
ist beendet. Denken Sie dran: Ich habe meinen Willen über meinen physischen Tod ausgedehnt. Ich werde nie von dieser Erde verschwinden. Machen Sie sich mich nicht zum Feind.»
    Anderson wagte nicht einmal mehr zu atmen. Sie war nicht religiös – und trotzdem hatte sie das Gefühl, dass da am anderen Ende eine böse Macht war. Ein unsterbliches Wesen.
    «Wollen Sie immer noch eine ernsthafte Journalistin werden? Antworten Sie mit ‹ja› oder ‹nein›.»
    Anderson schluckte und holte Luft. Mit ihrer besten Studiostimme sagte sie: «Ja.» Ihr Herz raste.
    Pause.
    «Wollen Sie Exklusivinformationen in dieser Sache erhalten? Antworten Sie mit ‹ja› oder ‹nein›   …»
    «Ja.»
    Pause.
    «Erklären Sie sich damit einverstanden, unseren Kontakt absolut geheim zu halten – ohne Ausnahme? Antworten Sie mit ‹ja› oder ‹nein›.»
    «Ja.»
    Erneute Pause.
    «Sind Sie bereit, im Tausch gegen Erfolg und Macht meine Anweisungen zu befolgen? Antworten Sie mit ‹ja› oder ‹nein›.»
    Anderson stockte der Atem. Das war der berühmte Rubikon. Wenn sie ihn überschritt, gab es sehr wahrscheinlich kein Zurück mehr. Später in ihrem Leben würde sie froh oder bedauernd an diesen Moment zurückdenken – aber vergessen würde sie ihn garantiert nie.
    Die Stimme wiederholte:
«Antworten Sie mit ‹ja› oder ‹nein›.»
    Andersons Gehirn arbeitete fieberhaft. Sie konnte sich diese Sache jetzt nicht einfach durch die Lappen gehen lassen. Das da am anderen Ende war eine Maschine – die würde nicht moralisch über sie urteilen. Vor allem aber würde sie, Anji, niedie ganze Story erfahren, wenn sie jetzt ablehnte. Blieb eine echte Journalistin nicht um jeden Preis an einer Story dran? Das war doch bewundernswert, oder?
    «Ja.»
    Wieder eine Pause.
    «Glauben Sie an Gott? Antworten Sie mit ‹ja› oder ‹nein›.»
    Anderson war verdutzt. Sie zögerte, weil sie es selbst nicht genau wusste. Dann sagte sie: «Nein?»
    Pause.
    Sie rechnete schon halb damit, von einem Blitzstrahl getroffen zu werden.
    Plötzlich schaltete sich wieder die britisch klingende Frauenstimme ein und sagte auf ihre abgehackte, synthetisch-effiziente Art:
    «Ihre Benutzer-ID ist   … J-92.   Das ist Ihre Identität. Ihnen ist eine Rolle zugewiesen worden. Wenn Sie aus irgendeinem Grund von dieser Rolle abweichen, werden Sie aus dem System entfernt. Befolgen Sie alle Anweisungen, dann wird Sie das System schützen und belohnen.»
    Anderson versuchte, ihre Gedanken zu sammeln, um etwas zu sagen, aber dann fiel ihr wieder ein, dass da ja niemand war, dem sie es sagen konnte. Sie hatte ihre Moral einem Automaten in den Rachen geworfen.
    Wie die unaufhaltbare Macht, die sie war, fuhr die Stimme fort:
«Ein Flugticket auf Ihren menschlichen Namen liegt   … am Ticketschalter der   … Southwest

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