DAEMON
angerufen, um festzustellen, ob Sie hier sind? Warum hat er Sie dort im Hof nicht getötet, als er die Möglichkeit dazu hatte? Wir haben doch alle gesehen, wie dieser Hummer gebremst hat und um Sie herumgefahren ist. Der Daemon hat bestimmte Pläne mit Ihnen, und ich bin mir sicher, dass er auch noch mit anderen Leuten welche hat.»
Sebeck schnaubte noch ein paarmal wütend vor sich hin, aber dann erreichte ihn das, was Ross gesagt hatte. «Wir müssen Decker finden.» Sebeck zeigte auf das Einsatzleitungsfahrzeugdes Sheriff’s Department, das etwa zweihundert Meter weiter stand. «Wahrscheinlich ist er dort.» Er marschierte los.
Ross packte ihn am Ärmel.
«Was ist?»
«Warum zieht die Polizei alle Kräfte hier um das Grundstück zusammen?»
Sebeck sah Ross spöttisch an. «Was sollte sie denn Ihrer Meinung nach sonst tun?»
«Das Haus ist nicht wichtig, Pete. Dort finden Sie bestimmt keine nützlichen Informationen.»
«Und ob wir die finden werden.»
«Lassen Sie uns diese Map nicht nochmal spielen. Damit verschwenden wir nur Zeit.»
Sebeck zog die Augenbrauen hoch. «Sie glauben also, das ist für Sobol so eine Art Spiel?»
«Ich glaube, für Sobol war das ganze Leben ein Spiel.»
Sebeck seufzte, jetzt endgültig verwirrt. «Warum sollte Sobol den Feds per Presseerklärung verbieten, das Anwesen zu betreten, wenn dort nicht irgendwas Wichtiges wäre?»
«Werden sich die Feds über seine Forderung hinwegsetzen?»
«
Ich
würde es tun. Für wen hält sich dieser verdammte Kerl?»
Ross deutete mit dem Finger um sich. «
Deshalb
hat es Sobol getan.»
«Sie meinen, er will das FBI provozieren?»
«Mehr noch. Er hat öffentlich eine Linie in den Sand gezogen, um jede behördliche Autorität auszusperren. Dem FBI bleibt wohl nichts anderes übrig, als diese Linie zu überschreiten, und das wird Menschenleben kosten. Er manipuliert sie – um dafür zu sorgen, dass sich die öffentliche Aufmerksamkeit weiter auf diesen Ort konzentriert.»
«Aber warum? Wenn Sobol diese beiden Programmierer umgebracht hat, damit nichts über die Funktionsweise des Daemon herauskommen kann, was sollte dann der Hummer? Dient der auch dazu, den Daemon zu schützen?»
«Das glaube ich nicht.»
«Warum zum Teufel hat er sich dann die ganze Mühe gemacht?»
Ross dachte kurz nach und sah dann wieder Sebeck an. «Was glauben Sie, was heute Abend weltweit die erste Meldung in den Nachrichten sein wird?»
Sebeck sagte, ohne zu zögern: «Das hier.»
«Genau. Und
das
ist es, was uns wirklich beunruhigen sollte: Was hat der Daemon vor, wofür er die Aufmerksamkeit der ganzen Welt braucht?»
Sebeck starrte ihn wütend an. «Ach, hören Sie auf, Jon. Mir platzt schon der Schädel nur von Ihrem Gerede.»
«Das war kein Zufall. Manipulation war Sobols Spezialität. Dieses spektakuläre Massaker sollte nur Aufmerksamkeit erregen. Er gibt Presseerklärungen heraus.»
«Hören Sie, ich weiß, Sie fühlen sich als Sobol-Experte, aber was ich brauche, ist ein Technologieexperte.»
«Sie brauchen beides.»
«Sie sind voreingenommen, Jon.»
«Voreingenommen? Inwiefern bin ich voreingenommen?»
«Sie sind ein viel zu großer Fan von diesem Kerl. Hören Sie sich doch mal selbst zu – in Ihrer Darstellung ist Sobol überlebensgroß.»
«Pete –»
«Der Mann hatte einen Gehirntumor. Sie sollten mal sehen, wie dick seine medizinische Akte ist. Ist Ihnen schon mal der Gedanke gekommen, dass er vielleicht schlicht und einfach verrückt war?»
«Macht ihn das weniger gefährlich oder noch gefährlicher? Ich sage Ihnen, hier in diesem Haus ist gar nichts. Da bin ich mir ganz sicher.»
«Wollen Sie damit sagen, wir sollen den Hummer in der Nachbarschaft auf Jagd gehen lassen?»
«Nein, ich will nur sagen, das Hauptziel der Ermittlungen sollte es sein, hinter Sobols Masterplan zu kommen. Hier verschwenden wir unsere Zeit. Der Masterplan ist das A und O.»
Sebeck zeigte auf das Einsatzleitungsfahrzeug des Sheriff’s Department. «Kommen Sie. Verklickern Sie Ihre Theorie den Feds.»
Im Einsatzleitungsfahrzeug saß Agent Decker reglos da, während ihm ein Sanitäter die frischgenähte Kopfwunde verband. Er wirkte schicksalsergeben – vielleicht sediert. Neben ihm stand ein zweiter Agent, größer, schlanker, jünger und mit einer äußerst selbstbewussten Ausstrahlung. Das war Steven Trear, Special Agent in Charge der FB I-Abteilung Los Angeles. Er musterte Pete Sebecks erwartungsvolles Gesicht sehr genau.
«Sind Sie sicher,
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