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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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bremste, und genau in dem Moment sprang das GPS auf die Breitenkoordinate seines Zielpunkts. Die Längenkoordinate wich hingegen immer noch um eine Dezimalstelle ab. Gragg sah auf die Kompassanzeige. Das hieß weiter nach links. Er zog hinüber in die Parkplatzeinfahrt des Gebäudes, hielt unter der Straßenlaterne und sah sich um.
    Neben der Einfahrt standen zwei zerbeulte Briefkästen – die große Sorte, wie sie ländliche Firmen und Farmer hatten. Gragg kniff die Augen zusammen, um die Aufschriften zu entziffern. Auf dem Briefkasten näher bei ihm stand in schlichter Schablonenschrift «Spedition Nasen». Auf dem anderen sah er ein Wort in schwarzer Fraktur:
Boerner
.
    Graggs Kehle verengte sich. Er schaute nach links, wo eine Schotterstraße an der Spedition Nasen vorbei in den Wald führte – ins Dunkel. Hier unter der Laterne saß er auf dem Präsentierteller. Er kurbelte das Lenkrad nach links. Die Servolenkung protestierte mit lautem Quietschen, und Gragg knirschte mit den Zähnen. Wenn ihn vorher niemand bemerkt hatte, dann jetzt mit Sicherheit.
    Er preschte die Schotterstraße entlang, weg aus dem Licht. Die Steinchen knirschten unter seinen Reifen und klimperten in den Radkästen. Das Geräusch erinnerte ihn an seine Kindheit, an lange Zufahrtsstraßen durch die Prärie. Sobalder aus dem Lichtschein war, bremste er auf Schritttempo herunter und suchte das Dunkel ab, ohne zu wissen, wonach. Links säumten kahle Birken die Straße, rechts waren ein Graben und dichtes Dornengesträuch. Gragg hielt an, machte die Scheinwerfer aus und schaltete auf Parken. Er nahm den Fuß von der Bremse, damit nicht die Bremslichter seine Position verrieten, falls jemand die Asphaltstraße entlangkam.
    Gragg tastete im Dunkeln herum und fand seinen Rucksack. Er öffnete ihn, nahm seine Nachtsichtbrille heraus, entwirrte das Band, setzte die Brille auf und schaltete sie ein. Dann suchte er das vor ihm liegende Terrain im grünen Lichtschimmer der Nachsichtlinse ab.
    Etwa sechzig Meter weiter war an der Schotterstraße die dunkle Silhouette eines einstöckigen Gebäudes zu erkennen. Licht brannte dort nicht. Zwanzig Meter vor ihm spannte sich zwischen zwei Stahlpfosten eine dicke Kette über die Straße. An ihrem tiefsten Punkt hing ein metallenes «Zutritt verboten»-Schild.
    Gragg sah auf das GP S-Gerät . Er war immer noch eine Dezimalstelle vom Zielpunkt entfernt. Vorsichtig ließ er den Wagen ohne Gas vorwärtsrollen und spähte nach beiden Seiten, ob da irgendwas anderes war als Sträucher oder Steine. Als er an der Kette war, schaltete er wieder auf Parkstellung und sah auf das GP S-Gerät .
    Er war am Zielpunkt.
    Gragg zögerte kurz, stellte dann den Motor ab. Plötzlich konnte er den Wald hören. Kahle Äste klackten im Wind. Dürre Blätter drifteten raschelnd über den Schotter. Im Wagen wurde es rapide kühler.
    Gragg zog die Neun-Millimeter-Glock aus dem Rucksack und nahm die Waffe aus dem Holster. Er legte sie neben sich auf den Sitz.
    Was zum Teufel mache ich hier draußen?
    Allmählich schien ihm das Ganze gar keine gute Idee mehr zu sein. Er tappte in jeder Hinsicht im Dunkeln, und das war etwas, was Gragg gar nicht mochte. Es war wider seine Natur. Er musterte erneut die Bäume und das trostlos wirkende Schlacksteingebäude.
    Was konnte dieser Ort hier mit der Monte-Cassino-Map zu tun haben? Hier war ja nicht mal irgendwo Licht. Gab es hier überhaupt Elektrizität? Gragg verrenkte den Hals, um durch die Windschutzscheibe nach oben zu schauen, und stieß dabei versehentlich mit der Linse seiner Nachtsichtbrille gegen das Glas. Er rückte die Brille wieder zurecht und guckte nochmal. Eine Stromleitung verlief links der Straße. Dünne Masten aus grauem, rissigem Holz stützten sie etwa alle dreißig Meter.
    Als sein Blick der Leitung folgte, bemerkte Gragg etwas Interessantes: An der Seite des Steingebäudes war eine ziemlich hohe Antenne angebracht. Er sah den Mast übers Dach ragen.
    Gragg atmete tief durch. Er war nervös. Er musste sich jetzt konzentrieren. Er nahm seine Laptoptasche vom Rücksitz und räumte neben sich auf dem Sitz ein Plätzchen frei. Dann legte er die Pistole aufs Armaturenbrett, packte den Laptop aus, startete ihn und klappte die winzige Antenne der WiFi-Karte aus. Als das Display aufleuchtete, war er total geblendet. Hastig streifte er die Nachtsichtbrille ab.
    Während der Laptop bootete, spähte Gragg wieder ins Dunkel. Sobald sich seine Augen darauf eingestellt hatten, konnte er

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