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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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erstarrten und sahen den Mann erschrocken an. Trear ging auf ihn zu. «Was für ein Geräusch?»
    «Es klingt wie ein Pumpenmotor, Sir.»
    «Wir müssen die Männer da rausholen!»
     
    Merritt, der sich jetzt etwa zwanzig Meter von seinem Team entfernt hatte, hörte ein
Klick
und erstarrte. Seine Männer, die es ebenfalls gehört hatten, wirbelten instinktiv herum und zielten mit ihren Waffen ins Dunkel. Worauf, wussten sie nicht.
    Plötzlich knisterte Merritts Funkgerät. Jemand rief mit erregter Stimme über den Funkkanal:
«Echo eins, sofort abbrechen! Wiederhole, sofort abbrechen!»
    Noch ehe er reagieren konnte, hörte Merritt ein beunruhigendes Zischen, das aus dem Boden kam. Ebenso plötzlich erwachte die Luft um ihn herum zum Leben, und er und seine Männer schreckten zusammen.
    Versenkbare Rasensprenger schnellten empor und begannen, den üppigen Rasen der Terrasse mit kaltem Wasser zu besprenkeln. Seine Männer brachen in Gelächter aus, als sie die kalte Dusche traf.
    Waucheuer schirmte seine Nachtsichtbrille mit der Hand ab und rief Merritt zu: «Shit, Trip, ich bin gerade zehn Jahre älter geworden.»
    Selbst Merritt lächelte jetzt hinter seiner Gesichtsmaske. «Ihr habt’s ja gehört. Rückzug!»
    In dem Moment veränderte sich etwas. Plötzlich nahm Merritt einen durchdringenden Geruch wahr. Seine Augen hinter der Nachtsichtbrille verengten sich. Die Rasensprenger versprühten jetzt kein Wasser mehr.
    Er schaute zu seinen Männern hinüber und brüllte: «Benzin!»
    Noch ehe sie kehrtmachen und losrennen konnten, begann auf dem fernen Kuppelturm ein Präzisionsmotor zu surren. Ein tiefes
Tschumm
kam von dort, und durch seine Nachtsichtbrille sah Merritt eine gleißend grüne Leuchtkugel im hohen Bogen auf sich zufliegen.
     
    Der Feuerball erhellte den Himmel im Umkreis von einer Meile. Sein dumpfes Tosen hallte vom Kommandofahrzeug wider, und der orangerote Schein beleuchtete dreihundert entsetzte Gesichter. Trear hielt immer noch das Funkgerät in der Hand. Er stand wie gelähmt da, während grässliche Schreie über den Funkkanal kamen. Um ihn herum brach wilde Aktivität aus – oder Anarchie, das war schwer zu sagen.
    «Schickt die Löschfahrzeuge rein!»
    «Krankenwagen! Ein Krankenwagen muss hin!»
    Der Feuerball stieg in den Himmel, und in seinem hellen Licht konnte Trear erkennen, dass die umliegenden Rasensprenger noch liefen. Sie sprühten Wasser – um das Feuer genau auf die Stelle zu begrenzen, wo das Geiselbefreiungsteam auf die Terrasse vorgedrungen war. Trear hatte das Gefühl, das alles nur im Fernsehen zu sehen. Es war so surreal. Leute zogen an ihm, schrien ihn an. Er starrte gebannt auf das tobende Feuer und die dunklen Gestalten, die wild um sich schlagend in den Flammen umhersprangen wie verdammte Seelen – und dann fielen. Der Zehntonner brannte wie eines der Riesenfeuer der Texas A&M University.
    Jemand schrie ihm irgendwas von wegen Funkverbindung ins Ohr, und Trear blickte geistesabwesend auf das Funkgerät in seiner Hand, aus dem nur noch Rauschen kam. In dem Moment passierte es.
    Mit einem Schlag gingen in Sobols Haus sämtliche Lichter an, schockierend hell. Dann leuchteten überall auf dem Gelände Lampen auf. Ein Stöhnen ging durch die Reihen der Belagerer.
    Trear kam wieder zu sich und drückte das nutzlose Funkgerät einem Agenten in die Hand. «In Deckung! Alle Mann in Deckung!»
     
    Der Schmerz – es musste Schmerz sein – war ein weißes Rauschen, für das Merritt jetzt keine Zeit hatte. Auf dem imaginären Kontrollpult in seinem Kopf blinkten alle Lämpchen rot. Er rannte, wie nur jemand in einer Flammenhölle rennen kann, zog sich die Nomex-Sturmmaske vor den Mund. Die ganze Welt hatte sich in die Oberfläche der Sonne verwandelt. Er widerstand dem panischen Drang, die überhitzte Luft einzuatmen. Atmen wäre der Tod.
    Doch dann wurde es wieder dunkel – das helle Licht hinter seinen zusammengepressten Lidern war weg. War seine Nachtsichtbrille ausgefallen? Wahrscheinlich. Aber um es herauszufinden, hätte er die Augen aufmachen müssen, und dazu war er noch nicht bereit. Aber auch die Hitze war weg – jetzt war da nur noch Kälte. Sein ganzer Körper kribbelte. Es war fast schon lustvoll. In einer Kampfsituation, sagte ihm die Erfahrung, bedeutete ein Kribbelgefühl, dass man gerade ernstlich verletzt worden war.
    Blind stolperte Merritt weiter. Schließlich blieb er stehen, riss sich die Nachtsichtbrille herunter und machte die Augen auf. Er sah

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