Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)
zuckte die Achseln. »Ich hätte sie auch lieber behalten, aber ihr Tod hat mir genauso gedient. Sie hat mir den Schlüssel gegeben.« Sie beobachtete Danielle genau, und ihr Lächeln wurde breiter. »Du hast es gewusst, stimmt’s? Ich kann die Wahrheit in deinem Gesicht sehen. Du hast gewusst, dass dein Sohn nicht nur Mensch ist!«
»Bitte, Schnee! Gib ihn mir zurück!«
»Aber nicht doch!«, sagte Odelia. »Ich habe noch Pläne für ihn.«
Danielle sah zum Dach hoch. Das Summen hatte sich gelegt. Schnees Wespen waren in Stellung, bereit, in den Garten auszuschwärmen. Danielle konzentrierte sich und schickte einen Aufruf an sämtliche Vögel, der vielleicht bei ihrer ersten Bitte nahe genug gewesen waren, um sie zu hören. Als Odelia ein Handzeichen gab, befahl Danielle ihnen, zuzuschlagen.
Wespen flogen durch den Eingang und stießen von oben herab. Viele wurden von Laurences Sturmkrähen aufgehalten, aber Danielle sah auch zwei von diesen fallen. Feuer aus Laurences Zepter schoss empor und fing die zweite Wespenwelle ab. Das Krächzen von Amseln kündigte das Eintreffen von Danielles Verstärkung an. Es waren nicht so viele, wie sie gehofft hatte, aber sie attackierten die Wespen ohne Gnade.
Es würde nicht reichen. Talia kämpfte mit dem Schwert in der einen und dem Saum ihres Umhangs in der anderen Hand. Gerta stellte sich neben den König und versuchte, ihm zu helfen, den Fluchtweg wieder zu öffnen, aber trotz all ihrer Bemühungen tanzten und flackerten die Schatten nur unstet.
Danielle wich zu Talia zurück und suchte nahe eines der größeren Obelisken Deckung, während weitere von Schnees Sturmkrähen in den Garten strömten und sich in Mauernähe postierten.
»Henri!« Danielle stieß ihr Schwert in die Erde und stürzte zum Prinzen hin, der auf seinen Vater zulief. Sie packte ihn am Handgelenk und zog ihn zurück. Er schlug mit seiner freien Hand nach ihr, aber sie ignorierte die Schläge und drückte fester zu, bis er die eiszapfendünne Glasscherbe fallen ließ, die er gehalten hatte.
Gerta ließ sich hinfallen und wischte die Scherbe mit dem Hemdsaum auf. Sie schloss die Augen. »Spiegel zerschmettert, Macht verbreitet. Magie verbogen, Dämon geflohen. Schwester gebrochen, gefangen und gebunden. Sei jetzt diese Schwester gefunden!«
Eine der Wespen glitt an den Amseln vorbei und flog geradewegs auf Gerta zu. Talia machte einen Satz über Henri hinweg, führte einen beidhändigen Schlag mit dem Schwert nach ihr und zerstörte sie mit der flachen Seite der Klinge.
Odelia taumelte. Ihre Wespen verlangsamten den Angriff, während Laurence und die Vögel fortfuhren, die zu töten, die noch übrig waren. Odelia warf einen Blick auf Gerta. »Ich … ich erinnere mich doch an dich!«
Sturmkrähen schwärmten aus und umringten sie, hielten jedoch Abstand. Zum ersten Mal, seit sie Lorindar verlassen hatten, verspürte Danielle Hoffnung. Konnte es sein, dass Gertas Zauber funktioniert hatte? War das der Grund, aus dem Schnee sie erschaffen hatte, um als Anker zu dienen und Schnee den Weg zurück zu sich selbst finden zu helfen?
»Erinnerst du dich daran, wie wir zusammen in unserem Zimmer gesessen haben, in der Nacht, als unsere Mutter Baron Estrella verfluchte?«, fragte Gerta. »Wir waren so jung! Während du ihm zuhörtest, wie er um Gnade bettelte, tuschelten wir, was wir machen würden, wenn du Allesandria regierst. Über die Veränderungen, die du einführen würdest. Die Leben, die du retten würdest. Komm zu mir zurück, Schwester!«
Talia zerquetschte gerade die letzten Wespen. König Laurence flüsterte einen Zauberspruch und berührte mit dem Zepter die Stirn seines Sohns. Schlafend sank Henri zu Boden.
»Lass dich von uns nach Hause bringen!«, sagte Danielle.
»Ich bin zu Hause.« Odelia schauderte. »Ich habe immer geglaubt, ich könnte diese Nation verändern. Dass ich den Schaden, den meine Mutter angerichtet hat, rückgängig machen könnte. Allesandria … diese Welt … die Fäulnis reicht zu tief. Ich sehe, was geschehen wird und was ich tun muss.«
»Allesandria wird die Tochter Rose Curtanas niemals akzeptieren«, warnte Laurence sie.
»Ich habe kein Interesse daran, zu herrschen.« Wieder durchlief Odelia ein Schauder; sie trat einen Schritt zurück. »Du bist genauso naiv, wie ich es einst war, Vetter.«
»Schnee, bitte!« Gerta warf den Glassplitter weg. Über ihre Wangen rannen Tränen. »Du musst das nicht machen!«
Odelia bückte sich, um den halb geschmolzenen
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