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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Körper einer ihrer Wespen aufzuheben. Sie schnippte mit den Fingern, und der Stachel flog durch die Luft und bohrte sich in den Hals des Königs – genau wie Talia es in ihrer Vision beschrieben hatte. Danielle hob das Schwert und machte sich auf dasselbe gefasst.
    Odelia zauderte. »Ergreift sie!«, sagte sie leise. »Danielle hat selbst Elfenblut in den Adern, und Talia brennt vor Elfenmagie. Ich muss sie beide untersuchen, um herauszufinden, wie diese Magie auf meine reagiert.«
    »Was ist mit Gerta?«, fragte Danielle.
    »Ich habe vor, sie ebenfalls zu studieren, bevor ich sie wieder zurückverlange«, sagte Odelia. Bei dem Wort »zurückverlange« zuckte Gerta zusammen. »Haltet sie fest, bis ich da bin!«

*
    Die Wachen versperrten den einzigen Weg aus dem Garten. Talia konnte nichts tun, als man sie entwaffnete. Zuerst nahmen sie den Umhang, dann das Schwert, die Messer und die Zaraqpeitsche. Sie nahmen ihr auch die Stäbe ab, die sie benutzte, um sich die Haare zurückzustecken. Schnee wusste wohl, wie effektiv Talia mit diesen Stäben töten konnte. Zum Schluss nahmen sie ihr die Dietriche in den Stiefeln, das reißzahnförmige Faustmesser, das sie im Kreuz trug, und die eisernen Kampfdorne in den Ärmeln ab.
    Einer der Sturmkrähen befestigte eine blaue Metallkette um Gertas Hals. Sie kräuselte sich wie Wasser, als er die Endglieder zusammendrückte, bis sie zu einem verschmolzen waren.
    »Das bist nicht du, Schnee«, sagte Talia. »Als dein Spiegel zerbrach, ist ein Dämon …«
    »Ich weiß, was passiert ist.« Wie merkwürdig, Schnees Ernst aus dem Mund einer morovanischen Hexe zu hören! »Es ist eine Partnerschaft. Schau mich an, Talia: Zum ersten Mal seit Jahren kann ich ohne Schmerzen zaubern! Ich kann die Welt sehen, wie sie wirklich ist!«
    »Woher willst du das wissen? Wie oft hast du schon Illusionen gewirkt, um die um dich herum zum Narren zu halten? Woher willst du wissen, dass der Dämon nicht dasselbe mit dir macht?«
    »Ach Talia!« Der Ausdruck der Verzweiflung in ihrem Gesicht war so typisch für Schnee, dass Talia der Atem stockte. »Dir das zu erklären wäre wie der Versuch, einem tauben Kind Musik nahezubringen.«
    Talia machte einen kleinen Schritt auf sie zu. »Was ist mit dem Dämon? Was nimmt er von dir?«
    »Freiheit. Ich habe ihm Freiheit gegeben, und er hat mir dasselbe gegeben.«
    Auch unbewaffnet hätte Talia Odelia töten können. Ein Tritt ans Knie, dann den Körper herumgedreht und heruntergedrückt, bis sie den Kopf zu fassen bekam. Eine Hand ans Kinn, die andere an den Hinterkopf. Drehen und nach unten ziehen, bis das Genick bricht. Odelia wäre tot, bevor sie etwas sagen könnte … und nichts wäre damit erreicht. Schnee und der Dämon würden überleben und hätten nach wie vor Hunderte von Sklaven zur Verfügung.
    Odelias Lippen zuckten, als wüsste sie, was Talia dachte. Und wie Talia Schnee kannte, war das vermutlich auch der Fall.
    »Du hast gesehen, was sie mit mir vorhaben«, sagte Odelia. »Wie schnell Laurence den Mord an meiner Doppelgängerin befohlen hat.«
    Talia ballte die Fäuste. Wenn sie die Augen zumachte, konnte sie immer noch Schnees Körper leblos auf dem Boden liegen sehen.
    Odelia nahm Laurence das Zepter aus der Hand und drehte sich um. Der König folgte ihr aus dem kleinen Garten; zurück blieben acht Sturmkrähen, die Talia und ihre Gefährtinnen wieder durch den Palast eskortierten. Dienstboten und Wachen bewegten sich schweigend durch die Gänge, ein unheimlicher Gegensatz zum Chaos des Kampfes so kurze Zeit zuvor. Anderswo konnte Talia Schreie hören, aber in diesem Teil des Palasts war alles ruhig.
    Die Wachen führten sie über eine enge Treppe in der Nähe des Sturmkrähenturms nach unten in einen kleinen, fensterlosen Raum. Ein gewebter Teppich bedeckte den Großteil der Wand; in einer Ecke brannten drei dicke Kerzen. Zwei Feldbetten waren an die Wand geschoben. Wenngleich schmal, schienen die Matratzen sauber und unverwanzt zu sein. Am Fußende beider Betten lagen dicke, zusammengefaltete Steppdecken. Kaum waren Talia und ihre Freundinnen durch die Tür, knallten die Sturmkrähen sie hinter ihnen zu.
    Gerta sackte an der Wand zusammen, und die Kerzen beleuchteten die Verzweiflung in ihrem Gesicht. »Ich dachte, ich könnte sie erreichen.«
    »Das hast du auch«, sagte Danielle. »Ich konnte es in ihrer Stimme hören.«
    »Es war nicht genug.«
    »Vielleicht ja doch.« Talia untersuchte bereits den Raum. Die Feldbetten hatten

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