Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)
Autoren: Jim C. Hines
Vom Netzwerk:
Schnee beiseite. Weiße Risse zogen sich in einem Muster durch das Eis, das zu regelmäßig war, um natürlichen Ursprungs zu sein. Wie Kacheln; jede Kachel ein tellergroßes Puzzleteil, nicht zwei davon identisch. »Da stimmt was nicht.«
    »Was du nicht sagst«, brummte Talia.
    »Der Spiegel … Er ist verunreinigt.« Sie warf einen Blick zurück auf die Mauer. »Als wir das Schloss betreten haben, sind wir in einen magischen Kreis geraten.«
    Das konnte nichts Gutes bedeuten. »Was für ein Kreis?«, fragte Talia.
    »Eine Linie aus Blut, knapp unterhalb der Eisoberfläche gezogen. Ich glaube, sie ist für eine Beschwörung.«
    »Wisst ihr noch, was sie in Kanustius gesagt hat?«, fragte Danielle mit angespannter Stimme. »Sie will Allesandria nicht regieren – sie will es zerstören.«
    Ein Beschwörungskreis, so groß wie ein Schloss. Genau wie der, den Schnees Mutter benutzt hatte. »Kann ein Dämon andere beschwören?«
    »Ich bin nicht sicher. Mit Schnees Hilfe …« Gertas Stimme verlor sich.
    »Es ist ein Spiegel.« Talia kauerte sich neben sie. »Schnee konnte ihre Spiegel immer nach Belieben zertrümmern. Kannst du nicht mit dem hier dasselbe machen? Den Kreis so weit zerschlagen, dass seine Macht zerbricht?«
    »Aber bitte nicht so weit, dass wir alle in den See fallen!«, fügte Danielle hinzu.
    »Spiegel, Spiegel, kalt und kahl …« Aber noch während Gerta sprach, breitete sich Reif über das Eis aus. Sie fluchte und riss die Hand zurück. »Es ist Schnees Spiegel, nicht meiner. Der Spiegel, die Fallen, das ganze Schloss sind auf sie eingestellt.« Sie lächelte schwach. »In gewisser Weise ist das tröstlich. Die Tatsache, dass das Schloss meine Kontrolle zurückweist, beweist, dass ich mehr als bloß ein Teil meiner Schwester war. Dass ich meine eigene Person war.«
    Bei dem Wort »war« biss Talia sich auf die Lippen. Sie richtete sich auf. »Bleibt hinter mir! Es wird noch andere Fallen geben.«
    »Dafür haben wir keine Zeit.« Gerta streckte Talia die Hand hin. »Ich kann uns durchbringen.«
    »Wie?«, fragte Talia.
    »Seit sie erfahren hat, was ich war, haben Schnee und der Dämon versucht, mich zurückzubekommen. Es ist an der Zeit, das zuzulassen.«
    »Nein!« Das Wort entschlüpfte Talia, bevor sie es aufhalten konnte. Gerta hatte ihre Entscheidung in den Elfenminen getroffen, aber das hier war zu früh. Es musste einen anderen Weg geben!
    Gerta nahm ihre Hand. »Ich werde durchhalten, solange ich kann.« Die Festigkeit von Gertas Griff und der kalte Schweiß auf ihrer Handfläche straften ihren gelassenen Tonfall Lügen. »Wenn sie anfängt, mich in sich zurückzuziehen, wird das hoffentlich reichen, dass das Schloss mich akzeptiert, und ich müsste für kurze Zeit imstande sein, es zu kontrollieren, bevor ich mich an sie verliere.«
    Talia warf einen Blick den Korridor hinunter. »Wie lange?«
    »Das ist schwer zu sagen.« Gerta brachte ein halbherziges Lächeln zuwege. »Ich habe das noch nie vorher gemacht.«
    Etwas in der Art hätte Schnee auch gesagt, nur dass Schnee ihre Angst besser verborgen hätte. Talia blinzelte. »Kämpfe gegen den Dämon!«
    »Das hat Schnee auch versucht«, sagte Gerta und drückte Talias Hand. »Es gelang ihr nicht, die …«
    »Schnee war allein, als dieses Ding Besitz von ihr ergriffen hat – das bist du nicht. Hör auf mich! Bleib bei uns!«
    »Sie war immer die Stärkere.« Gerta lächelte, und einen Moment lang verlor sich ihr Blick in Erinnerungen. »Ich bin bereit.«
    Du bist alles, was mir von ihr geblieben ist! Talia hielt den Mund, denn sie wusste, dass die Worte nur schmerzen würden.
    Gerta fing an zu flüstern.
    »Was machst du da?«, fragte Danielle.
    »Veleris’ Zauber von mir entfernen.« Sie kniete sich hin und fuhr mit dem Finger einen der Risse im Eis entlang, bis Blut aus der Fingerkuppe quoll. Einen Moment lang bemerkte Talia das Glitzern von Eis in dem Schnitt, und dann war es wieder verschwunden. Gertas Körper straffte sich, und sie drückte Talias Hand so fest, dass sie Quetschungen bekam. »Sie ist so stark!«
    »Das bist du auch«, sagte Talia.
    Gerta klammerte sich an Talias Arm, als ob sie ohne Unterstützung fallen würde. »Es ist, wie am Rand eines steilen Abhangs zu balancieren und zu versuchen, sich hinauszulehnen, ohne hinunterzustürzen.«
    »Ich habe dich«, sagte Talia.
    »Genau wie sie.« Gerta schauderte. »Hier entlang. Schnell!«
    Talia half ihr durch den Korridor in ein kleines, rundes Zimmer, in dem im Kreis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher