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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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fallen und die Ferse nach oben in jemandes Lende schnellen. Es wurde immer schwieriger, sie fernzuhalten.
    Eine Hand packte sie bei den Haaren. Talia ergriff das Handgelenk mit beiden Händen und wirbelte herum. Sie musste dem Mann den Daumen ausrenken, um ihn zum Loslassen zu bringen.
    »Es ist noch nicht zu spät, Talia. Ich kann dir helfen zu sehen.«
    Ganz egal, wie hart sie zuschlug, wie viele Knochen sie brach, sie kamen immer wieder. Sie waren ausgeschwärmt und drängten sie auf die Wand zu. Und auf dem Deck über ihr waren noch mehr.
    »Tante Talia!«
    Sie versuchte ein letztes Mal, zu ihm durchzukommen, und schlug dem nächsten Matrosen so hart auf den Hals, dass er auf die Planken kippte und sich nicht mehr rührte. Diese Gruppe konnte sie durchbrechen, aber Jakob von seinen Ketten zu befreien würde Zeit brauchen. An der übrigen Besatzung auf Deck würden sie nie vorbeikommen.
    Tränen trübten ihre Sicht. »Es tut mir leid, Jakobena.«
    Jakobs Stimme wurde lauter. »Tante Talia, bitte!«
    Talia fletschte die Zähne und ließ zu, dass der Geist des Wolfsfells von ihr Besitz ergriff. Ihr Dolch war ein Reißzahn und zerfetzte Fleisch, wann immer es damit in Berührung kam. Warmes Blut spritzte über sie, aber es reichte nicht. Sie konnte nicht gegen die gesamte Mannschaft kämpfen. Sie versetzte einem Matrosen vor sich einen so heftigen Tritt, dass seine Rippen brachen, und dann lief sie auf die Leiter zu. »Es tut mir leid! Sei stark! Ich verspreche, dass ich dich retten werde!«
    Ein Matrose war bereits auf dem Weg nach unten, und oben warteten noch mehr. Mit einem Schrei riss Talia ihn von den Sprossen und ließ ihn auf die Planken krachen. Die Zaraqpeitsche zischte durch die Luft über ihr und machte den Weg frei. Eine Axt visierte ihren Kopf an, als sie nach oben kletterte; sie schwang zur Seite, und die Klinge grub sich in die Leiter. Sie packte den Arm, der das Heft hielt, brachte den Angreifer aus dem Gleichgewicht und benutzte sein Gewicht, um sich einen Weg durch den Kreis zu bahnen.
    Etwas knallte in ihre Hüfte, und eine Klinge schlitzte ihr den Arm auf, aber sie schaffte es an die Reling. Als sie einen Blick hinter sich warf, sah sie Schnee, die die Szene mit verschränkten Armen vom Bug aus beobachtete. Das Mondlicht betonte sowohl den Kummer in ihrem Gesicht wie auch die roten Narben von den Schnitten ihres Spiegels überdeutlich.
    »Ich werde euch beide retten!«, flüsterte Talia, bevor sie über Bord sprang.

*
    Leise singend stand Danielle an der Reling und wartete darauf, dass Talia zurückkam. Es war eine alte Weise, ein Schlaflied, das Jakob fast jeden Abend vor dem Zubettgehen hören wollte. Die vertrauten Worte lösten die Knoten in ihrem Bauch, indes ihr gleichzeitig beim Gedanken an ihren Sohn die Tränen in den Augen standen.
    »Du wirst ihn zurückbekommen«, sagte Gerta, die neben ihr aufgetaucht war. »Schon bald wirst du ihn in den Schlaf singen.«
    Danielle nickte, brachte aber das Lied zu Ende, genau wie sie es am Abend zuvor getan hatte. Ein Teil von ihr glaubte, dass Jakob sie hören konnte, dass ihre Stimme ihm vielleicht half, sich nicht so sehr zu fürchten.
    Talia müsste Schnees Schiff mittlerweile erreicht haben. Wenn sich jemand an Bord schleichen und Jakob finden konnte, dann sie.
    Gerta starrte aufs Wasser hinaus. Sie hatte das Deck erst einmal verlassen, seit Talia von der Phillipa gegangen war, und das, um zu versuchen, mithilfe von Magie etwas von Schnee und der Lynn’s Luck zu sehen. Ihre Bemühungen waren fehlgeschlagen, hatten ihr aber dafür Schmerzen beschert, als hätte ihr jemand Eiszapfen in die Schädelbasis gestoßen.
    Ein Stückchen Kälte landete auf Danielles Handrücken: Eine winzige Schneeflocke schmolz auf ihrer Haut. Wolken hatten sich zusammengezogen und versperrten die Sicht auf den Mond. Vereinzelte Schneeflocken glänzten beim Herabfallen im Laternenlicht.
    Hephyra kam aufs Vordeck gestiegen; in ihrer Armbeuge hatte sich Stummel zusammengerollt. Geistesabwesend kraulte sie den Kater unterm Kinn. »Der Schnee könnte zum Problem werden, wenn er schlimmer wird. Schon leichter Schneefall wird die Takelage und die Rahen rutschig machen.«
    Die Phillipa fuhr schon unter halben Segeln, um sicherzugehen, dass sie Schnee nicht überholten, ehe Talia ihre Mission beenden konnte. Falls das Glück auf ihrer Seite war, würde Talia mit Jakob zurückkommen, bevor Schnee überhaupt merkte, dass er weg war. Danielle hatte befohlen, Decken aufs Deck zu

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