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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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nicht zu verbrennen.
    Mit geröteten Wangen kam Gerta zurückgerannt. »Schieb deinen Umhang zurück!«
    Talia zog eine Braue hoch, kam der Aufforderung aber nach. Gerta legte ihre Hand auf Talias Schulter und malte die gleichen Symbole, wobei sie einen Zauberspruch auf Allesandrisch murmelte. Wärme floss durch Talias Hemd, fast unangenehm.
    »Ich habe die Wärme vom Licht der Laterne genommen«, erklärte Gerta, deren Hand noch auf Talias Arm verweilte. Sie warf Talia einen Blick zu, wurde rot und zog die Hand ruckartig weg. »Die Hitze wird zerstreut, deshalb wird dein Hemd kein Feuer fangen. Hoffentlich.«
    »Das würde es dann doch schwierig gestalten, sich auf Schnees Schiff zu schleichen«, meinte Talia trocken. Als sie die Besorgnis auf Gertas Gesicht sah, fügte sie hinzu: »Danke.«
    Gertas Miene hellte sich auf. »Es ist nicht viel, aber es sollte helfen. Gib auf dich acht!«
    »Wieso jetzt damit anfangen?« Talia begab sich zum Vorderdeck, wo die beiden Delfine Danielles längsseits der Phillipa schwammen. Sie stieg auf die Reling und schwang die Beine nach draußen. Wellen brachen sich am Schiff und besprühten ihre bloßen Füße mit Gischt. Sie hielt den Atem an, stemmte die Füße gegen die Reling und sprang.
    Es war wie in eine Mauer aus Eis einzutauchen. Die Luft wurde aus ihrer Lunge gepresst. Der Umhang zerrte an ihrem Hals, als sie mit kräftigen Arm- und Beinschlägen auf die Wasseroberfläche zuschwamm.
    Als sie auftauchte, blickte sie in das glasige schwarze Auge eines Delfins. »Ich nehme nicht an, dass du einen Sattel dabeihast?«
    Der Delfin legte sich nach hinten, bis er aufrecht schwamm und nur noch sein Kopf aus den Wellen ragte, beinah so, als stünde er.
    »Könnte schlimmer sein«, brummte Talia. »Letztes Mal hat sie Haie gerufen.«
    Die Haut des Delfins war glatt, beinah seidig, und doch war sie nicht rutschig. Sie erinnerte sie an feines, gut geöltes Leder. Sie hielt sich mit einer Hand an der Rückenflosse fest und griff mit der anderen nach einer Schwimmflosse.
    Ihr blieb kaum Zeit, die Luft anzuhalten, als sich der Körper des Delfins auch schon anspannte und krümmte, und dann schossen sie durchs Wasser, als wären sie von einer Kanone abgefeuert worden. Kurze Zeit später tauchte der Delfin auf, gerade bevor Talia die Luft auszugehen drohte. Als sie einen Blick hinter sich warf, war die Phillipa schon auf Spielzeuggröße geschrumpft. Die Kraft des Delfins konnte sich mit der jedes Pferdes messen, und Talia hörte auf, sich um irgendetwas Gedanken zu machen außer Atem holen und Atem anhalten.
    Die Wärme von Gertas Magie hüllte Talia ein und drängte die Kälte des Wassers zurück. Ihre Hände und ihre Füße waren taub, aber ihr Inneres war warm. Gischt sprühte über sie, als der Delfin wieder auftauchte. Sie konnte hören, wie er durch das Blasloch auf dem Kopf Luft einsaugte. Der zweite Delfin schwamm ein kleines Stück links von ihr; die Bewegungen der beiden Tiere waren beinah völlig synchron.
    Ihre Hände fingen schon an zu verkrampfen, als sie endlich in der Ferne Schnees Schiff entdeckte. Das Mondlicht zeigte nur einen schwarzen Umriss, der nach Osten segelte. Als sie näher kamen, erkannte Talia allmählich die Einzelheiten des gestohlenen Schiffs. Schnee hatte die Lynn’s Luck genommen, einen vollgetakelten Dreimaster. Sie segelte im Dunkeln mit kalten Laternen.
    Die Erwartung auf das Abenteuer erwärmte Talias Blut, als sie näher heranschwammen. Sie studierte die Lynn’s Luck , schätzte ab, auf welchem Weg sie sich am besten an Bord schleichen konnte. Eine Möglichkeit bot ein kleines Boot, das am Heck hing. Sie könnte auch versuchen, die Anker in der Nähe des Bugs zu erreichen.
    »Das Heck«, entschied sie und zog sanft an der Rückenflosse des Delfins. Der Weg über das Boot dürfte nicht viele Geräusche verursachen, und der Großteil der Mannschaft würde hoffentlich nach vorn und nicht nach hinten sehen. Sie hob einen nackten Fuß hoch und stellte ihn auf den Rücken des Delfins, hinter die Rückenflosse, und hielt sich mit angespannten Muskeln zum Sprung bereit, während der Delfin näher heranschwamm.
    Talia stieß zischend die Luft aus: Das Boot hing immer noch zu hoch, und sie hatte keine Möglichkeit, am Rumpf hinaufzuklettern – jedenfalls keine, die keine Aufmerksamkeit erregt hätte.
    Plötzlich tauchte der Delfin unter; Talia unterdrückte einen Aufschrei, als die Wellen sie schluckten. Sie klammerte sich an der Flosse fest, als sie tiefer

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