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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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immerhin hatte Schnees Mutter den Dämon ja schon einmal in die Falle gelockt.
    Wenn Relmar recht hatte, dann wäre Jakob sicher. Wenn er sich irrte … »Sollte sie angreifen, wie Ihr sagt, und Ihr rettet meinen Sohn, so sagt ihm bitte, dass wir so schnell wie möglich zurück sein werden. Ihr habt mein Wort, dass ich Euch für Eure Bemühungen belohnen werde.«
    »Ich werde mich persönlich um ihn kümmern, Mylady. Ich habe selbst drei Kinder.« In seinen Worten lag aufrichtiges Mitgefühl. »Euer Sohn wird bald wieder bei Euch sein.«
    »Ich danke Euch.« Sie sah Talia und Gerta an.
    Ihren Mienen nach zu urteilen, glaubten sie ihm beide genauso wenig wie sie selbst.

Kapitel 10
    Talia war erst einmal in Allesandria gewesen. Auch damals hatte es ihr nicht gefallen.
    Wie eine Mauer aus zersplittertem Eisen erhoben sich im Osten Berge mit schneebestäubten Gipfeln. Rauchstreifen verzierten den Himmel im Westen, als sie an einem weiteren Dorf vorbeikamen, dem dritten, seit sie am Tag zuvor Tollavon betreten hatten.
    Das Wolfsfell fachte ihre Frustration noch an. Ein Teil von ihr hatte auf der Phillipa bleiben wollen. Bleiben und kämpfen, denn wenn Schnee den Thron zurückverlangen wollte, musste sie irgendwann nach Tollavon kommen. Dieser Dämon hatte sie jetzt schon zweimal besiegt – ein drittes Mal würde ihm das nicht gelingen.
    Sie besänftigte die Wut des Wolfs, so gut sie konnte. Sie ritt, seit sie fünf Jahre alt war, und wusste nur zu gut, wie schnell die Tiere die Anspannung ihrer Reiter spürten. Ihr Pferd war schon nervös genug wegen ihres Umhangs und hätte sie ohne Danielles Zureden gar nicht erst aufsitzen lassen.
    Danielle hatte recht: Sie waren nicht bereit, gegen den Dämon zu kämpfen. Der Umhang mochte Talia vor gegen sie gerichteter Magie beschützen, aber er würde den Dämon nicht davon abhalten, die Erde zu öffnen und sie verschlingen zu lassen oder Bäume zu entwurzeln und sie zu zermalmen. Und der Umhang würde ihr auch nicht helfen, falls der Dämon auf die Idee verfiel, Jakob als Geisel zu benutzen.
    Talia war nicht die Einzige, deren Gedanken hinter ihnen weilten. Immer wieder blickte Danielle über die Schulter, und ihre Besorgnis war offensichtlich. Seit sie den Hafen verlassen hatten, hatte sie kaum ein Wort gesagt.
    Wäre Schnee hier gewesen, sie hätte einen Weg gefunden, die Spannung zu brechen. Ein unangemessener Witz oder ein zotiges Lied, vielleicht auch nur das Plappern über die weißrindigen Bäume entlang des Weges, die ins Bläuliche spielenden Pilze, die auf einem umgestürzten Baum wuchsen, oder die Techniken, mit deren Hilfe ein Pfad durch den Fels getrieben wurde, wenn die Hügel zu steil wurden. Talia sah keine Werkzeugspuren an den schulterhohen Wänden aus dunklem, geriefeltem Stein, die die Straße vor ihnen einrahmten. Hier war zweifelsohne Magie zum Einsatz gekommen.
    »Ich bin endlich heimgekommen.« Gertas Miene war kühl. Sie ließ ihr Pferd langsamer gehen, bis Talia neben ihr ritt. »Ich bin in ein Land zurückgekehrt, das ich eigentlich noch nie gesehen habe. Ich könnte dir jedes Detail unserer Sommerresidenz in den Bergen aufzeichnen, der Wälder, in denen meine Schwester und ich immer spielten, aber tatsächlich dort gewesen bin ich noch nie. Nichts davon ist real. Alles, was ich habe, sind Erinnerungen.«
    Talia zuckte die Schulter. »Mehr haben wir alle nicht.«
    Mit genau dem gleichen Gesichtsausdruck wie Schnee streckte Gerta ihr die Zunge raus. »Aber eure sind tatsächlich passiert.« Ihr Lächeln schwand. »Was meinst du? Was hat Schnee für mich im Sinn gehabt, als sie diesen letzten Zauber wirkte, mit dem sie mich von sich abgespalten hat?«
    »Schnee plant nicht immer alles durch«, sagte Talia. »Sie handelt einfach. Auf ihre Instinkte kann sie sich normalerweise verlassen.«
    »Wenn sie nicht gerade Dämonen aus ihren Gefängnissen befreit, meinst du?«
    »Ich sagte normalerweise.«
    Gerta seufzte. »Wozu soll das gut sein? Der Dämon hat Besitz von ihr ergriffen, und ich bin nicht stark genug, um irgendetwas dagegen zu machen. Ich bin ja nicht mal sicher, ob ich real bin!«
    Talia lenkte ihr Pferd an den Straßenrand, brach einen kleinen Zweig von einem Baum und ließ ihn an Gertas Schulter abprallen. »Auf mich wirkst du real genug.«
    »Ich bin Teil von ihr. Sie hat mir so viele ihrer Gedanken und Erinnerungen mitgegeben. Aber ich bin nicht sie.« Gerta senkte den Blick. Talia war sich nicht sicher, wen sie zu überzeugen versuchte. »Wir

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