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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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tot. Schneewittchen ist uns allen genommen worden.« Sie streckte die Hand aus und streifte mit den Fingerspitzen Talias Arm. »Entscheide dich bald, Dornröschen.«
    Ein Hauch von Verzweiflung lag in ihren letzten Worten. Talia gab keine Antwort, aber ihre Haut brannte, wo Gerta sie berührt hatte.

*
    Schnee stand am Bug der frisch umgetauften Schneekönigin und beobachtete, wie sich von den zwei Schiffen, die auf sie zusteuerten, der Nebel auf sie zuwälzte. Der Wind war umgesprungen, als sie sich Tollavon genähert hatte, bis es selbst für den erfahrensten Seemann eine harte Nuss gewesen wäre, das Schiff in den Hafen zu lavieren.
    Es spielte keine Rolle. Ihre Wettermagier waren nur Stechmücken im Vergleich zu dem Mann, der an Schnees Seite stand. Das Alter hatte Eminio Perins Statur um viel beraubt. Sein Kopf war nach vorn gebeugt, die Hände an den Knöcheln geschwollen, doch die Präsenz des Mannes, der es gewohnt war, die Bühne zu beherrschen, hatte er sich bewahrt. Schnee hatte ihn zum ersten Mal auftreten sehen, als sie sechs war. Er hatte vor der Königin und ihrem Hofstaat gestanden, auf dem Kopf eine Perücke aus kastanienbraunen Menschenlocken, die ihm bis auf die Brust fielen, und ein selbst komponiertes Lied gesungen, in welchem Königin Curtana verherrlicht wurde.
    Es wurde gemunkelt, dass es auch private Treffen zwischen ihm und der Königin gab, aber nur wenige errieten seinen wahren Beruf. Perin war auch ein erfahrener Zauberer, dem sein Ruf als Sänger Zutritt zu adligem Publikum in ganz Allesandria bescherte. Von den siebenundvierzig Adligen, die während der Großen Säuberung ums Leben gekommen waren, hatten Curtanas Todeskrähen dreißig auf dem Gewissen. Schnee wusste von acht, die Perin ermordet hatte.
    Für die meisten waren die Todeskrähen bloß Gerüchte; Phantome, die Stoff für die Albträume einer Generation von Kindern lieferten. Manche Leute weigerten sich zu glauben, dass sie jemals existiert hatten, aber Schnee wusste es besser. Sorgsam hatte ihre Mutter die tödlichsten der Sturmkrähen ausgewählt, die ihr als persönliche Spione und Attentäter dienten.
    Nur zwei der geheimen Killer der Königin waren jemals für ihre Taten der Gerechtigkeit zugeführt worden; der Rest war nach Roses Tod untergetaucht. Aber durch den Spiegel kannte Schnee sie alle, einschließlich des Mannes, den man den Schlächter nannte. Schnee hatte keine Zweifel, dass sie ihn hätte besiegen können, aber es war leichter gewesen, das junge Dienstmädchen zu infizieren, das die Tür seiner Villa geöffnet hatte.
    Es war dieses Mädchen, das eine winzige Glasscherbe in die Wildbretwurst steckte, die sich Perin am Morgen schmecken ließ. Mit Illusionen verhüllt hatte der Splitter seine Schutzzauber umgangen. Er hatte keinen Argwohn gehegt, bis das Glas sich in die Innenseite seines Halses gebohrt hatte, und dann hatte er Schnee gehört.
    Nebel strömte aus dem Hafen, waberte um den Rumpf herum hoch und ergoss sich aufs Deck. Er war selbstverständlich magischer Natur und machte andere Magie ausfindig. Er heftete sich an die Besatzung, kostete die Splitter verzauberten Glases in ihrem Fleisch. Er quoll auf Schnee zu, aber ein geflüsterter Zauberspruch kühlte die Luft um sie herum ab. Der Nebel trieb tiefer und bildete Wirbel weißen Reifs auf dem Deck.
    Er störte ihre Kontrolle nicht. Die Mannschaft arbeitete schweigend und bemühte sich nur darum, ihre Position zu halten. Ihre Männer reagierten auf ihren Willen auch ohne die derbe Unterbrechung durch gerufene Kommandos. Es war sowohl friedlich als auch effizient, und keine sterbliche Magie konnte ihre Besatzung von der Schönheit ihrer neuen Königin losreißen. Sie waren loyal bis in den Tod.
    Alle bis auf Jakob. Schnee runzelte die Stirn, als sie einen Blick auf ihre Schulter warf, wo der Prinz zitterte und sich aufplusterte, um etwas Wärme zu bekommen. Der Junge kannte keine Zauberei. Seine Fähigkeit, ihr zu widerstehen, entstammte keiner Zauberkraft, sondern unmittelbar seiner Natur. Nicht zum ersten Mal zog sie in Erwägung, ihn zu töten und daraus an Macht zu ziehen, was sie konnte, so wie ihre Mutter es einst bei ihr versucht hatte.
    Achselzuckend wandte sie sich ab. Sie würde Jakobs Geheimnis noch früh genug lüften. Durch den Nebel konnte sie die Schatten der zwei Schiffe sehen, die näher kamen. Kanonendonner war die unmissverständliche Aufforderung, die Position zu halten.
    Schnee warf der Todeskrähe einen Blick zu. »Meister Perin,

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