Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)
einfacher, dem Feuer selbst das Leben zu rauben.« Laurence gab einem seiner Zauberer ein Zeichen, der sich daraufhin ans Fenster stellte und einen Zauber zu wirken begann.
Ein kleiner Junge taumelte vor ihnen in den Korridor. Seine Kleidung sah aus wie die Uniform eines Edelknaben, dunkelblau und gelb und etwas zu kurz für seine schlaksigen Glieder. Er blutete aus einer kleinen Schnittwunde an der Wange.
Talia bewegte sich zur Seite und verbarg einen Dolch in der hohlen Hand. »So viel zum Thema ›den König in Sicherheit bringen‹.«
»Hallo Talia.« Der Page lächelte. »Bevor du etwas unternimmst, vergiss bitte nicht, dass ich mir diesen Körper nur geliehen habe. Nur zu, zerstöre ihn, wenn du magst – ich habe jede Menge anderer gefunden.«
Die Sturmkrähen traten vor, um ihren König zu beschützen. Talias Nackenhaare stellten sich, als sie ihre Zauber vorbereiteten, aber der Junge schien sich nicht darum zu kümmern.
»Was willst du, Ermillina?«, fragte Laurence.
»Zuerst einmal möchte ich, dass du aufhörst, mich so zu nennen. Ermillina ist der Name, den meine Mutter mir gegeben hat; ich persönlich ziehe Schnee vor.« Der Page kam auf sie zu. »Ich habe dir vertraut. Du hast gewusst, wie sie war, Vetter. Du hast gewusst, was sie mir angetan hat. Was sie Roland angetan hat. Trotzdem hast du vor all den Jahren den Befehl für meinen Tod unterschrieben.«
»Ich habe dich beschützt, so gut ich konnte«, verwahrte sich Laurence. »Aber als du die Königin umgebracht hast …«
»Ja, ja.« Er klang gelangweilt und winkte ab. »Dann sag doch mal, Laurence: Wer wird dich jetzt beschützen, wo du das Gleiche getan hast?«
Laurence runzelte die Stirn. »Wovon redest du?«
Der Page seufzte. »Ich hatte daran gedacht, eine deiner Sturmkrähen zu nehmen, aber so fand ich es stimmungsvoller. Ich frage mich, was deiner Frau am Ende durch den Kopf ging. Ob sie wohl wusste, dass es dein Befehl war, auf den hin ihr das Messer an die Kehle gesetzt wurde, weil man sie für mich hielt?«
»Odelia!« Laurence erbleichte. Das Zepter fiel zu Boden.
Diesen Moment benutzte der Page, um zwei Eiswespen zu werfen. Eine der Sturmkrähen gestikulierte, und die erste Wespe knallte gegen die Wand. Talia sprang hoch und warf ihren Umhang um die zweite und zerquetschte sie durch den Stoff, dann riss sie die Zaraqpeitsche aus dem Gürtel. Die dünne, beschwerte Schnur schnellte vor und wickelte sich um das Handgelenk des Jungen. Sie zerrte daran, bis er zu Boden ging. Bevor er wieder aufstehen konnte, war Talia über ihm und band ihm die Hände zusammen.
»Er lügt.« Danielle packte Laurence am Arm. »Königin Odelia ist unversehrt. Wer auch hingerichtet wurde, die betreffende Person wurde als Gefangene in den Palast geführt. Es war jemand, den Schnee fand, bevor ihre Wespen überhaupt in diese Mauern eindrangen.«
Laurence straffte sich und machte sich los. »Natürlich. Verzeiht mir.« Er hob das Zepter auf und berührte die Wand damit. Sein Antlitz verhärtete sich. »Sie haben meine Frau oder meine Kinder immer noch nicht gefunden.«
» Sie nicht!« Das Lachen des Jungen klang so sehr wie Schnees eigenes, dass Talia eine Gänsehaut bekam. »Denk an deine Familie, während deine Wachen sich den Weg durch den Palast kämpfen und nie genau wissen können, ob der Feind, den sie erschlagen, ein namenloser Diener oder dein eigen Fleisch und Blut ist!«
»Wo bist du, Schnee?«, fragte Danielle.
Er ignorierte die Frage. »Das Gleiche gilt für dich, Danielle: Nach allem, was du weißt, könnte es auch Jakob sein. Überlege es dir gut, bevor du deine Glasklinge benutzt!«
»Du bist nicht Jakob.« Talia zerrte den Jungen auf die Füße.
»Bist du gewillt, das Leben des Prinzen darauf zu verwetten?«, fragte der Junge.
Talia zögerte. Die Wolfssinne konnten die meisten Illusionen mühelos durchdringen, aber das hier war keine Illusion. König Laurences eigene Sturmkrähen hatten Schnees Zauber nicht durchschaut.
Danielle trat näher, und ihr Glasschwert zuckte vor und verletzte den Jungen am Arm. »Diese Klinge würde meinem Sohn nie Schaden zufügen.«
Das war für Talia Bestätigung genug. Sie schleuderte ihn zu Boden, den Sturmkrähen zu Füßen. »Euer Majestät, ich kann uns zur Königin und Euern Kindern bringen, egal, wohin sie gegangen sind. Aber nur, wenn Ihr versprecht, Schnees Leben zu schonen. Sie muss Danielle und Lorindar übergeben werden.«
Laurence fing an, den Kopf zu schütteln.
»Sie ist unsere
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