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Daemon von Karanda

Daemon von Karanda

Titel: Daemon von Karanda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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dem entfernten Fenster konnte Garion sehen, daß sie im Lauf der Jahrhunderte verrostet war, so daß das auf kalte Weise schöne Gesicht schuppig und verwüstet aussah. Was es vielleicht noch gräßlicher machte, waren die zwei Rostklumpen, wo die Augen sein sollten, von denen halb-flüssiger Rost über die Wangen rann. Schaudernd erinnerte sich Garion an die feurigen Tränen, die dem tödlich getroffenen Gott über das Gesicht geflossen waren.
    Sie stiegen die drei Stufen zu dieser finsteren Tür hoch, und Toth schob sie langsam auf.
    Die Vorhalle dahinter war von einer flackernden Fackel am hinteren Ende schwach erhellt. Gleich neben der Tür befand sich die breite Treppe, von der Feldegast gesprochen hatte. Die Stufen waren mit heruntergeroll-ten Steinen übersät, und Spinnweben hingen von der Decke, die in der Dunkelheit verborgen war. Immer noch im gemessenen Grolimschritt führte Belgarath sie zur Treppe und begann die Stufen hinaufzusteigen.
    Garion folgte ihm dichtauf, ebenfalls gemessenen Schrittes, obwohl jeder Nerv ihn drängte zu rennen.
    Sie hatten etwa die halbe Treppe hinter sich, als sie einen klickenden Laut hinter sich hörten. Plötzlich flammte Licht am Fuß der Treppe auf.
    »Was macht Ihr da?« fragte eine scharfe Stimme. »Wer seid Ihr?«
    Garion erschrak und drehte sich um. Der Mann am Fuß der Treppe trug einen knielangen Kettenpanzer, einen Helm und am linken Arm einen Schild. In der Rechten hielt er eine Fackel hoch.
    »Kommt sofort herunter!« befahl er.
    Der Hüne Toth drehte sich gehorsam um. Er hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und die Arme überkreuzt, so daß seine Hände sich in den Ärmeln befanden. Scheinbar unterwürfig stieg er die Stufen wieder hinunter.
    »Ich meine Euch alle!« knurrte der Tempelwächter. »Ich befehle es Euch im Namen des Gottes von Angarak.«
    Als Toth das Fußende der Treppe erreichte, weiteten sich des Wächters Augen, denn ihm wurde bewußt, daß das Gewand des Hünen nicht gro-limschwarz war. »Was soll das?« rief er. »Ihr seid kein Chandim! Ihr…«
    Toths riesige Hände, die sich rasch um seinen Hals gelegt hatten und ihn vom Boden hoben, würgten ihm die weiteren Worte ab. Er ließ seine Fak-kel fallen und zappelte mit Händen und Füßen. Dann nahm Toth ihm mit einer Hand den Helm ab und schlug seinen Kopf an die Korridorwand.
    Der Gerüstete zuckte und erschlaffte. Toth hob den Bewußtlosen über seine Schulter und stieg die Treppe wieder hinauf.
    Silk lief die Stufen hinunter, hob den stählernen Helm auf und die erlo-schene Fackel und eilte wieder zu den anderen hoch. »Man muß immer alle belastenden Beweise beseitigen«, flüsterte er Toth zu. »Kein Verbrechen ist gelungen, ehe man nicht aufgeräumt hat.«
    Toth grinste.
    Die oberen Stufen waren mit Laub bedeckt, das hereingeweht worden war, Spinnweben hingen in Fetzen wie verrottete Vorhänge und wiegten sich im Wind, der stöhnend durch zerbrochene Fenster blies.
    Auf dem Boden des Korridors, der vom Kopfende der Treppe wegführ-te, lagen knöcheltief trockene Blätter, die im Wind aufwirbelten. Ein gro-
    ßes, scheibenloses Fenster am Korridorende war halb mit Efeu zugewach-sen; er raschelte im kalten Nachtwind, der von den Berghängen pfiff. Die meisten Türen waren halb verrottet, und nur Teile hingen noch in den Angeln. Die Räume hinter diesen Türen waren ebenfalls mit Laub und Staub bedeckt. Möbel und Betten hatten längst auch den letzten Rest von Stoff und Polstermaterial an fleißige Mäuse für ihre Nester abtreten müssen. Toth trug seinen bewußtlosen Gefangenen in einen dieser Räume, dann fesselte er ihn und steckte ihm einen Knebel in den Mund, um zu verhindern, daß er Hilfe herbeirief, falls er vor dem Morgen erwachen sollte.
    »Das Licht war am anderen Ende des Hauses, nicht wahr?« fragte Garion. »Was befindet sich in jenem Teil?«
    »Dort waren Toraks eigene Räume«, antwortete Feldegast. Er schob die Blende seiner Laterne so weit hoch, daß ihnen ein schmaler Lichtstreifen leuchtete. »Sein Thronsaal liegt dort und seine private Kapelle. Ich könnte Euch sogar sein privates Schlafgemach zeigen, und Ihr könntet auf seinem großen Bett – oder was davon übrig ist – herumspringen, wenn Euch danach ist.«
    »Ich glaube, darauf kann ich verzichten.«
    Belgarath hatte sich an einem Ohrläppchen gezupft. »Warst du in letzter Zeit mal hier?« fragte er den Jongleur.
    »Sechs Monate mag's her sein.«
    »War da außer Euch jemand hier?« erkundigte sich

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