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Daemon von Karanda

Daemon von Karanda

Titel: Daemon von Karanda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Garion, sonst könnten die Leute einen König oder Kaiser gar für einen ehrlichen Mann halten.«
    »Ihr seid heute schrulliger Laune.«
    »Vielleicht ist das eine weitere dieser Nachwirkungen, von denen Liselle gesprochen hat. Wir schlafen heute nacht an Bord und stechen im Morgengrauen in See.«
    Garion nickte und streichelte Chretiennes gesenkten Kopf mit unge-wohntem Bedauern, als er einem Pferdeknecht die Zügel übergab.
    Das Schiff, zu dem sie vom Sandstrand übergesetzt wurden, war ein schwimmender Palast. Im Gegensatz zu den engen Kabinen auf den meisten Schiffen, auf denen Garion gefahren war, waren die Kajüten auf diesem fast so geräumig wie die Gemächer eines vornehmen Hauses. Er brauchte eine Weile, bis ihm der Grund für diesen Unterschied bewußt wurde. Die anderen Schiffe hatten an Kabinenraum gespart, weil sie Platz für die Fracht brauchten. Die einzige Fracht jedoch, die dieses Schiff je be-förderte, war der Kaiser von Mallorea.
    Zum Dinner an diesem Abend speisten sie Hummer. Soviel Aufmerksamkeit hatte Garion während der vergangenen Woche dem unberechen-baren Kaiser gewidmet, daß er nicht viel dazu gekommen, sich mit seinen Freunden zu unterhalten. Deshalb setzte er sich, als sie an der Tafel Platz nahmen, mit voller Absicht ans entgegengesetzte Tischende von Zakath.
    Mit großer Erleichterung stellte er fest, daß er zwischen Polgara und Durnik saß, während Ce'Nedra und Sammet den Kaiser mit sprudelndem weiblichen Geplauder ablenkten.
    »Du siehst müde aus, Garion«, stellte Polgara fest.
    »Ich stand unter einer gewissen Anspannung«, erwiderte er. »Ich wünschte mir, dieser Mann würde mich nicht alle paar Minuten mit einem anderen Charakterzug überraschen. Jedesmal, wenn ich mir einbilde, ich sähe klar mit ihm, wartet er mit einem anderen Ich auf.«
    »Man soll Leute auch nicht in Kategorien ordnen, Liebes«, riet sie ihm ruhig und legte die Hand auf seinen Arm. »Es verrät eigene Unsicherheit, wenn man es tut.«
    »Sollen wir wahrhaftig diese Dinger essen?« fragte Durnik angeekelt und deutete mit dem Messer auf den knallroten Hummer, der mit scheinbar angriffsbereiten Zangen auf seinem Teller lag.
    »Dafür ist das Spezialbesteck da, Durnik«, erklärte Polgara eigenartig milden Tones. »Du mußt seinen Panzer aufschlagen.«
    Durnik schob seinen Teller zur Seite. »Ich habe nicht vor, etwas zu essen, das wie ein riesiger roter Käfer aussieht«, erklärte er ungewöhnlich hitzig. »Irgendwo muß man seine Grenzen ziehen!«
    »Hummer ist eine Delikatesse, Durnik«, sagte sie.
    »Manche essen auch Schnecken«, brummte er.
    Ihre Augen blitzten, aber dann beherrschte sie sich und sprach weiter in demselben milden Ton zu ihm: »Ich bin sicher, daß wir dir etwas anderes bringen lassen können.«
    Er funkelte sie an.
    Garion blickte von einem zum andern. Dann fand er, daß sie sich lange genug kannten und vor Problemen nicht aus Höflichkeit die Augen zu schließen brauchten. »Was ist los, Durnik?« fragte er geradeheraus. »Du bist so gereizt wie ein Dachs mit weher Nase.«
    »Nichts«, knurrte Durnik.
    Da erinnerte sich Garion, worum Andel Polgara gebeten hatte. Er blickte die Tafel hinunter, wo der stumme Hüne saß, mit dem Blick gesenkt, fast als versuche er sich unsichtbar zu machen. Dann schaute er zu Durnik zurück, der starr das Gesicht von seinem früheren Freund abgewandt hielt. »Oh«, sagte Garion. »Ich glaube, jetzt verstehe ich. Tante Pol sagte dir etwas, was du nicht hören wolltest. Jemand, den du sehr gemocht hast, tat etwas, das dich zornig machte. Dann hast du erfahren, daß er gar keine andere Wahl hatte, und daß es schon richtig war, was er getan hat. Jetzt möchtest du wieder gut mit ihm sein, aber du weißt nicht, wie du es an-stellen könntest. Ist das daran schuld, daß du dich so benimmst – und so unfreundlich zu Tante Pol bist?«
    Zunächst starrte Durnik ihn bestürzt an, dann färbte sein Gesicht sich rot und gleich darauf weiß. »Das muß ich mir nicht anhören!« brauste er auf und sprang hoch.
    »Oh, setz dich wieder, Durnik«, sagte Garion. »Wir lieben einander alle zu sehr, um uns so zu benehmen. Statt verlegen und gereizt zu sein, sollten wir uns lieber was einfallen lassen, um die Sache wieder in Ordnung zu bringen, meinst du nicht?«
    Durnik versuchte Garions Blick standzuhalten, doch schließlich senkte er den Kopf mit flammendem Gesicht. »Ich habe ihn schlecht behandelt, Garion«, murmelte er und ließ sich auf seinen Stuhl

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