Daemon von Karanda
ausgezeichnet.« Er hielt das Glas hoch, um die Farbe des Weines im Sonnenlicht zu bewundern. »Also weiter. Mengha wacht eines Morgens mit hämmernden Kopfschmerzen auf, einem abscheulichen Geschmack im Mund und einem Brennen im Magen, das auch noch soviel Wasser nicht löscht. Er sieht keinen guten Grund, weshalb er weiterleben sollte. Vielleicht greift er sogar nach einem Opfermesser und setzt es an die Brust.«
»Sind Eure Vermutungen nicht sehr weit hergeholt?« warf Zakath ein.
Belgarath lachte. »In jüngeren Jahren habe ich mir den Lebensunterhalt mit Geschichtenerzählen verdient«, entschuldigte er sich. »Es geht in Fleisch und Blut über, eine gute Geschichte ein wenig auszuschmücken.
Also gut, vielleicht dachte er daran, sich zu töten, vielleicht auch nicht.
Jedenfalls hatte er seinen tiefsten Punkt erreicht. Da kam ihm der Einfall mit den Dämonen. Dämonenbeschwörung ist fast so gefährlich, wie der oberste auf einer Sturmleiter während des Angriffs auf eine befestigte Stadt zu sein. Aber Mengha hatte nichts zu verlieren. Also begab er sich dort oben in die Wälder, fand einen karandesischen Magier und brachte ihn irgendwie dazu, ihn in seinen Künsten zu unterrichten – wenn man es so nennen kann. Um alles Erforderliche zu lernen, brauchte er etwa zwölf Jahre.«
»Wie kommt Ihr auf diese Zahl?« erkundigte sich Brador.
Belgarath zuckte die Schultern. »Seit dem Tod Toraks sind vierzehn Jahre vergangen. Kein normaler Sterblicher kann länger als zwei Jahre aus-schweifenden Raubbau an seiner Gesundheit treiben, ohne daß er völlig zerfällt. Also dürfte sich Mengha vor etwa zwölf Jahren auf die Suche nach einem Magierlehrmeister gemacht haben. Nachdem der ihm alles beigebracht hatte und er alle Geheimnisse kannte, tötete er ihn und…«
»Einen Moment«, warf Zakath ein. »Warum sollte er das tun?«
»Weil sein Lehrmeister zuviel über ihn wußte, und auch er Dämonen beschwören und unserem ehemaligen Grolim hätte nachschicken können.
Dann ist da die Tatsache, daß die Abmachung zwischen Lehrmeister und Schüler in solchen Fällen vorsieht, daß der Schüler dem Meister lebens-lang dient, was mit einem Zauber erhärtet wird. Mengha konnte demnach nicht fort, ehe sein Meister nicht tot war.«
»Woher wißt Ihr soviel darüber, Belgarath?« staunte Zakath.
»Vor ein paar tausend Jahren machte ich das alles selbst einmal bei den Morindim durch. Ich hatte damals nichts Wesentliches zu tun, außerdem interessierte ich mich für Magie.«
»Habt Ihr Euren Lehrmeister getötet?«
»Nein – nun, nicht direkt. Als ich ihn verließ, schickte er mir seinen Dä-
monen vertrauten nach. Ich übernahm die Kontrolle über ihn und sandte ihn zurück.«
»Und sein eigener Vertrauter hat ihn getötet?«
»Das ist anzunehmen. Sie tun es gewöhnlich. Aber kommen wir zu Mengha zurück. Er traf vor etwa sechs Monaten vor den Toren von Calida ein und beschwor eine ganze Armee von Dämonen. Niemand, der bei klarem Verstand ist, würde zu einer gegebenen Zeit mehr als einen rufen, weil sie viel zu schwierig unter Kontrolle zu halten sind.« Belgarath runzelte die Stirn, stiefelte wieder hin und her und starrte auf den Boden.
»Ich kann mir nur eines denken: Es ist ihm irgendwie gelungen, einen Dämonenherrscher zu beschwören und ihn unter seine Kontrolle zu kriegen.«
»Dämonenherrscher?« fragte Garion.
»Auch sie haben Rangstufen, genau wie die Menschen. Wenn Mengha einen Dämonenlord unter Kontrolle hat, dann ist es dieser, der eine Armee untergebener Dämonen ruft.« Er füllte sein Glas nach und schien mit sich zufrieden zu sein. »Das dürfte so ungefähr Menghas Lebens-geschichte sein.« Er setzte sich wieder.
»Eine großartige Darstellung, Belgarath«, lobte Zakath.
»O danke.« Der Alte nickte. »Das fand ich auch.« Er blickte Brador an.
»Wie wäre es, wenn Ihr uns sagt, was er inzwischen gemacht hat?«
Brador stellte sich wieder vor die Karte und mußte den Zeigestab von demselben Kätzchen befreien. »Nachdem Mengha Calida eingenommen hatte, breitete sich die Kunde von seiner Macht über ganz Karanda aus«, begann er. »Es hat den Anschein, als wäre der Torakglaube in den Karandesern nie wirklich verwurzelt gewesen, und das einzige, was sie veranlaßt hatte, Ergebenheit vorzutäuschen, war ihre Furcht vor den Opfermes-sern der Grolims.«
»Also wie bei den Thulls?« warf Garion ein.
»Genauso, Eure Majestät. Sobald Torak jedoch tot war und die Kirche in Auflösung
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