Daemon von Karanda
Ballen seegrüne Seide, mehrere Ellen geschmackvolle Spitze und eine Überraschung.«
»Besorg mir auch so ein Übergewand, wie du es trägst.«
Er wartete.
Sie spitzte überlegend die Lippen. »Sonst fällt mir im Augenblick nichts ein, Garion. Aber du und Silk könntet Liselle und Lady Polgara fragen, ob sie etwas brauchen.«
Er seufzte.
»Das gehört sich, Garion.«
»Ja, Liebes. Ich mache mir vielleicht besser eine Liste.«
Silk blickte ihm unbewegt entgegen.
»Nun?« fragte Garion herausfordernd.
»Ich habe nichts gesagt.«
»Das wird auch gut sein.«
Sie gingen zur Tür.
»Garion!« rief ihm Ce'Nedra nach.
»Ja, Liebes?«
»Vielleicht kannst du auch ein paar Süßigkeiten besorgen.«
Garion trat hinter Silk auf den Korridor und schloß die Tür.
»Du machst das recht gut«, lobte Silk.
»Reine Gewohnheit.«
Sammet fügte auch noch einiges auf Garions wachsender Liste hinzu und Polgara ebenfalls.
Während sie durch den langen, hallenden Korridor zum Hauptgebäude des Schlosses gingen, warf Silk einen Blick auf die Liste. »Ob Brador uns vielleicht einen Packesel leihen könnte?« murmelte er.
»Hör auf, dich über mich lustig zu machen!«
»Als ob ich so was täte!«
»Warum eigentlich die Fingersprache, als du kamst?«
»Spitzel.«
»In unserer Privatflucht?« entfuhr es Garion erschrocken, als er sich erinnerte, wie wenig sich Ce'Nedra darum scherte, was sie trug – oder nicht trug – , wenn sie allein waren.
»Gerade in Privatgemächern erfährt man die interessantesten Geheimnisse. Kein Spion läßt sich die Gelegenheit entgehen, an einem Schlafgemach zu lauschen.«
»Das ist abscheulich!« rief Garion mit brennenden Wangen.
»Natürlich. Aber allgemein üblich.«
Sie kamen durch die Kuppelhalle gleich am Schloßeingang und traten hinaus in den strahlenden Frühlingsmorgen; eine sanfte Brise trug ihnen Blütenduft entgegen.
»Weißt du«, sagte Silk, »ich mag Mal Zeth. Es riecht immer so gut. Unser Kontor liegt über einer Bäckerei, und manchmal macht mir der herrliche Geruch, der von unten hochkommt, regelrecht den Mund wäßrig.«
Am Tor des Schloßkomplexes wurden sie nur ganz kurz aufgehalten.
Eine barsche Geste von einem der beiden unauffälligen Männer, die ihnen folgten, sagte den Wachen, daß Silk und Garion Erlaubnis hatten, die Stadt zu besuchen.
»Polizisten können manchmal auch nützlich sein«, brummte Silk, als sie der breiten Prunkstraße vom Schloß folgten.
Auf den Straßen von Mal Zeth wimmelte es von vielen Menschen aus dem ganzen Reich und nicht wenigen aus dem Westen. Garion staunte, wie viele tolnedrische Umhänge er unter den bunten Übergewändern der Einheimischen sah. Auch Sendarer waren zu erkennen sowie Drasnier und eine beachtliche Zahl Nadraker. Murgos jedoch überhaupt keine.
»Ein reges Treiben«, stellte Garion fest.
»O ja, Mal Zeth macht Tol Honeth zum Jahrmarkt und Camaar zum Wochenmarkt.«
»Es ist das größte Handelszentrum der Welt, nicht wahr?«
»Nein, das ist Melcene – aber natürlich geht es in Melcene um Geld, nicht um Ware. Nicht einmal einen Kochtopf kann man in Melcene bekommen. Das einzige, was man dort kaufen kann, ist Geld.«
»Silk, wie kann man Gewinn machen, wenn man Geld mit Geld kauft?«
»Nun, es ist ein wenig kompliziert.« Silk kniff die Augen leicht zusammen. »Weißt du was?« sagte er. »Wenn du an den Staatsschatz von Riva rankämst, könnte ich dir zeigen, wie du ihn innerhalb von sechs Monaten auf der Basarstraße in Melcene verdoppeln könntest – und dabei spränge noch eine anständige Provision für uns beide heraus.«
»Du möchtest, daß ich mit dem Staatssäckel spekuliere? Wenn auch bloß einer das herausfände, käme es zum Aufstand!«
»Das ist das Geheimnis, Garion. Du sorgst dafür, daß es niemand er-fährt.«
»Sag, hattest du überhaupt je in deinem Leben einen ehrlichen Einfall?«
Der kleine Mann dachte nach. »Nicht, daß ich mich erinnern könnte«, gestand er. »Und ich habe ein sehr gutes Gedächtnis.«
Die Räumlichkeiten von Silk und Yarbleks Handelsimperium hier in Mal Zeth waren bescheiden und befanden sich, wie Silk erwähnt hatte, über einer geschäftigen Bäckerei. Zum ersten Stock gelangte man über eine Außenstiege von einer schmalen Seitenstraße aus. Als Silk sie hoch-stieg, wich spürbar eine gewisse Spannung, die Garion gar nicht aufgefallen war, von seinem Freund. »Ich hasse es, wenn man sich nicht offen unterhalten kann«, sagte er. »Es gibt so viele
Weitere Kostenlose Bücher