Daemon von Karanda
übertönen, was wir sagen.«
»Warum erst, wenn es dunkel ist?«
Silk legte einen Finger neben seine lange, spitze Nase. »Damit die Nacht unsere Lippenbewegungen vor den Geheimpolizisten verbirgt, die nicht mit den Ohren lauschen.«
»Wie schlau!« lobte Garion.
»Ja, das finde ich auch.« Dann verzog Silk das Gesicht. »Um ehrlich zu sein, es war Liselles Idee«, gestand er.
Garion lächelte. »Aber sie gestattete dir, die Arbeit zu machen.«
Silk brummte etwas, dann sagte er: »Sie wollte ihre Fingernägel nicht abbrechen. Ich war drauf und dran, mich zu weigern, da setzte sie ihre Grübchen ein, und ich gab nach.«
»Darin ist sie sehr geschickt, nicht wahr? Ihre Grübchen sind gefährlicher als deine Messer.«
»Willst du dich über mich lustig machen, Garion?«
»Traust du mir so was zu, alter Freund?«
Als der warme Frühlingsabend sich über Mal Zeth herabsenkte, schloß Garion sich seinen drei Freunden im dämmrigen Atrium neben Silks rau-schendem Wasserfall an.
»Hast du sehr gut gemacht, Kheldar«, lobte Sammet den kleinen Mann.
»Oh, sei still!«
»Warum denn, Kheldar?«
»Also gut«, sagte Garion und rief sie zur Ordnung. »Was haben wir, von dem wir ausgehen könnten? Belgarath möchte, daß wir Mal Zeth womöglich sofort verlassen.«
»Ich habe Euren Rat befolgt, Belgarion«, flüsterte Sadi, »und meine volle Aufmerksamkeit Baron Vasca gewidmet. Er ist durch und durch korrupt und hat seine Finger in so vielen Sachen, daß er manchmal gar nicht mehr weiß, wer ihn gerade wofür besticht.«
»Was führt er momentan im Schild?« fragte Garion.
»Er versucht immer noch das Beschaffungsamt zu übernehmen«, meldete Sammet. »Dieses Amt untersteht jedoch dem Oberkommando und wird hauptsächlich von Obersten betrieben, doch der Amtsleiter ist ein General
– Bregar, heißt er. Die Obersten sind nicht zu geldgierig, aber Bregar braucht viel Geld, das er unter seinen Generalkameraden verteilen muß, um Vasca in Schach halten zu können.«
Garion überlegte. »Bestichst du Vasca nicht ebenfalls, Silk?«
Silk nickte düster. »Der Preis steigt jedoch. Das Konsortium melcenischer Handelsherren schiebt ihm eine Menge Geld in den Rachen, um ihn zu veranlassen, Yarblek und mich auf die Westküste zu beschränken.«
»Kann er Kräfte mobilisieren – irgendeine Art von Streitkräften, meine ich.«
»Er hat Verträge mit einer beachtlichen Zahl Bandenführern«, antwortete Sadi, »und deren Leute sind ziemlich rauhe und zu allem bereite Burschen.«
»Gibt es im Augenblick eine solche Bande in der Stadt?«
Sadi hüstelte. »Ich ließ gerade einen Wagenzug von Camat hierherbrin-gen«, gestand er. »Landwirtschaftliche Produkte, hauptsächlich.«
Garion blickte ihn finster an. »Ersuchte ich Euch nicht, das einzustel-len?«
»Die Pflanzen waren bereits geschnitten, Belgarion«, rechtfertigte sich der Eunuch. »Man kann sie doch nicht auf den Feldern zum Verrotten liegenlassen.«
»Rein geschäftliche Überlegung, Garion«, versuchte Silk zu vermitteln.
»Jedenfalls«, fuhr Sadi hastig fort, »ist diese Bande, die Ernte und Transport für mich besorgt, eine der größten in diesem Teil von Mallorea
– zwei- bis dreihundert in etwa. Außerdem habe ich noch eine beachtliche Zahl beherzter Burschen für die Verteilung hier.«
»Das habt Ihr alles in diesen paar Wochen zustande gebracht?« staunte Garion.
»Man erzielt wenig Gewinn, wenn man das Gras unter seinen Füßen wachsen läßt«, erklärte Sadi salbungsvoll.
»Gut gesagt, Sadi«, lobte Silk.
»Danke, Fürst Kheldar.«
Garion schüttelte geschlagen den Kopf. »Gibt es irgendeine Möglichkeit, Euren Banditen Zugang zu den Schloßanlagen zu verschaffen?«
»Banditen?« entrüstete sich Sadi.
»Sind sie das etwa nicht?«
»Ich ziehe vor, sie Unternehmer zu nennen.«
»Wie auch immer. Könnt Ihr sie hereinkriegen?«
»Das bezweifle ich, Belgarion. Was hattet Ihr vor?«
»Ich dachte, wir könnten ihre Dienste Baron Vasca in seiner bevorstehenden Auseinandersetzung mit dem Oberkommando anbieten.«
»Kommt es zu einer Auseinandersetzung?« fragte Sadi erstaunt. »Davon habe ich gar nichts gehört.«
»Das liegt daran, daß wir es noch nicht eingefädelt haben. Vasca wird herausfinden – wahrscheinlich morgen – , daß dem Oberkommando seine Unternehmungen ein Dorn im Auge sind, und daß es Truppen in sein Ministerium schicken wird, um ihn festzunehmen und seine Akten nach belastenden Beweisen zu durchsuchen, die es dem Kaiser
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