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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Jefferson beugte sich hinab und sog schnüffelnd die Luft ein.
    »Blut«, sagte er und erhob sich langsam wieder.
    Ein paar Tropfen hatten einen Ring aus roten Flecken auf dem weißen Teppich hinterlassen. Neben der Schale lag eine lange Machete, deren glänzende Klinge rot gefleckt war von Blut. Die blanken Stellen der Klinge reflektierten das flackernde Kerzenlicht. Die Machete lag auf einer gefalteten Zeitung, die offensichtlich verhindern sollte, dass das Blut den Teppich besudelte. Neben der Zeitung lag ein Kranz, geflochten aus Dornenranken und Stroh. Alles war arrangiert wie auf einem Altar, direkt vor den Kerzenreihen.
    Eine Seite der Holzschale war bis zum Rand fleckig von angetrocknetem Blut, als hätte jemand einen Teil des Blutes ausgeschüttet oder aus der Schale getrunken. Neugierig sah Jefferson sich weiter um. An die nächstgelegene Wand, in die auch die Tür eingelassen war, hatte jemand mit ungeschickter Hand ein Bild gemalt. Es sah aus wie eine Reihe willkürlicher Striche in dunkler Farbe, die aufs Weiß gespritzt worden waren. Jefferson legte den Kopf zur Seite, während er sich einen Reim auf die Linien zu machen versuchte.
    »He!«, rief er Brogan zu. »Schau dir das hier an!«
    Brogan betrat den Raum und wandte sich zu der Wand. »Was soll das denn sein?«
    »Keine Ahnung.«
    Die Tür stand offen, sodass das Bild durchbrochen war, und Licht flutete in den Raum.
    »Schließen Sie doch bitte für einen Augenblick die Tür, Billy, ja?«, bat Jefferson den uniformierten Cop.
    »Kein Problem«, antwortete der Officer, griff nach der Klinke und zog die Tür von außen zu.
    Als sie geschlossen war, wurde die Ebene der Wand durchgehend. Die Linien des Bildes trafen auf der Rückseite der Tür zusammen und vervollständigten es.
    »Es ist ein Affe!« Brogans Stimme verriet sein Erstaunen.
    Es war tatsächlich ein Affe.
    Der Rumpf des Affen war auf die Tür gemalt. Kopf und Gesicht befanden sich über dem Rahmen. Er schien zu fauchen; die Zähne gebleckt, die Arme vor sich ausgestreckt, der Schwanz aufgerichtet, die Klauen gespreizt, als wolle er irgendetwas Unsichtbares vor sich in der Luft angreifen oder sich, in die Enge gedrängt, verteidigen. Sogar seine Haare standen zu Berge und verliehen ihm einen noch boshafteren Ausdruck. Es sah fast aus, als wolle er den Raum beschützen.
    Brogan hatte den gleichen Eindruck. »Sieht aus, als hätte Saint vor irgendetwas Angst gehabt.«
    Jefferson nickte.
    Fragte sich nur, vor was.
    Jefferson spürte eine Berührung an der Schulter, als er Saints Schlafzimmer wieder verließ. Er dachte noch immer über das merkwürdige Bild des Affen nach, das auf die Eingangswand gemalt war. Detective Vincent blickte ihn mit besorgter Miene an.
    »Kann ich einen Augenblick mit dir reden?«
    Jefferson nickte. »Sicher. Was gibt’s?«
    »Und mit Brogan.«
    Brogan war im Wohnzimmer und unterhielt sich mit einem uniformierten Cop. Jefferson rief ihn herbei, und Vincent führte die beiden Detectives in das erste Schlafzimmer, in dem Saints Bett stand. Vincent schloss die Tür, als alle drei Männer im Raum waren, und blieb dann ein wenig verlegen neben dem Bett stehen.
    »Was ist?«, fragte Brogan.
    »Ich habe es schon wieder gehört«, begann Vincent.
    »Was?«
    »Ihr wisst, was ich meine«, antwortete Vincent. »Die Stimmen. Die gleichen Stimmen, die wir in Zvornik gehört haben.«
    »Ich hab in Zvornik überhaupt nichts gehört«, entgegnete Brogan. »Absolut nichts.«
    »Aber du hast etwas gehört«, entgegnete Vincent an Jefferson gewandt. »Du hast es gehört. Du weißt, was ich meine.«
    Jefferson zuckte die Schultern. »Na ja … ich hab etwas gehört, zugegeben. Aber ich habe keine Ahnung, was es war.«
    »Und dieser aufgehängte Mann. Den habt ihr gesehen, oder?«
    Jefferson nickte. »Ja.«
    »In jener Nacht ist irgendwas passiert. Wir alle haben irgendetwas gespürt … etwas Falsches. Ich glaube, was es auch war, es ist uns bis hierher gefolgt. Bis nach Boston.«
    Brogan schüttelte den Kopf. »He, Mann, fang nicht wieder mit diesem Scheiß an. Wir haben das hinter uns gelassen. Was in Zvornik passiert ist, wissen nur wir drei und J. C. und sonst niemand. Ich dachte, wir wären uns einig gewesen, nie wieder darüber zu reden?«
    »Ja«, räumte Vincent ein. »Aber was auch immer es sein mag, ist offensichtlich anderer Meinung. Irgendetwas ist hier, ich kann es spüren. Vergangene Nacht bin ich aus einem Albtraum aufgewacht. Ich konnte ganz deutlich spüren, dass

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