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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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nassen Kies gingen.
    Jefferson schüttelte den Kopf.
    »Damals war die Gegend hier noch nicht so heruntergekommen. Die Leute hatten noch alle Arbeit, waren ständig außer Haus, und niemand hatte Zeit, mit Dope zu dealen, sich Feuergefechte zu liefern und was weiß ich.«
    Brogan stieg vorsichtig über eine Pfütze. »Ja, die Zeiten ändern sich. Aber es bringt nichts, sentimental zu werden.«
    Gebäude B der Walnut Park Projects erhob sich vor ihnen aus dem nassen Beton. Vereinzelt brannte Licht hinter den Fenstern, die wegen des Regens ausnahmslos geschlossen waren. Die Nummerierung der Apartments im Erdgeschoss begann bei 3 B. Jefferson stellte fest, dass die letzte Wohnungstür auf der Vorderseite die Nummer 9 B trug. »Vierzehn muss auf der Rückseite liegen«, sagte er und schirmte die Augen gegen den Regen ab.
    Sie umrundeten rasch das Gebäude. Die Fenster von 14 B waren vernagelt, die Tür fest verschlossen. Selbst hier draußen war der Gestank überwältigend, und Jefferson erkannte sofort, dass es weder Körpergeruch noch verwesende Nahrungsmittel waren.
    Die alte Dame hatte Recht – in Apartment 14 B lag ohne Zweifel eine Leiche.
    »Wir haben hier was gefunden, so viel steht fest.« Brogan hielt sich die Nase zu.
    »Ich würde sagen, dass die Reinigungsfrau seit ein paar Wochen nicht mehr da war«, brummte Jefferson und machte vor der Tür Halt. Der einzige Hinweis auf die Nummer der Wohnung war mit einem schwarzen Stift auf den Metallrahmen der Tür gekritzelt. Jefferson zögerte und kämpfte gegen ein instinktives Verlangen, an die Tür zu klopfen.
    »Wartest du darauf, dass jemand uns reinlässt?« Brogan grinste. »Ich glaube nicht, dass einer zu Hause ist.«
    »Stimmt«, sagte Jefferson. »Gib mir eine Sekunde, okay?«
    Er atmete tief durch die Nase ein, ein letzter Zug frischer Luft, wie ein Taucher, der in schwarze, unbekannte Gewässer springt.
    Dann drehte er den Griff und stieß die Tür auf.
    Der Gestank nach Verwesung und Fäulnis traf ihn beinahe körperlich. Er drehte den Kopf unwillkürlich zur Seite und bemühte sich, nicht mehr durch die Nase zu atmen.
    Noch immer im Eingang wandte er sich zu Brogan um und deutete auf einen Mülltonnendeckel an der Hauswand. »Kannst du mir den geben?«
    Brogan nickte, bückte sich und reichte Jefferson den Deckel.
    Jefferson klemmte das runde Stück Metall so unter die Tür, dass sie nicht zufallen konnte, um die Wohnung ein wenig zu lüften, bevor er sie tatsächlich betrat. Er zückte seine Taschenlampe und leuchtete damit ins Innere des Raumes.
    Das erste Zimmer war leer. Eine Wand war mit schwarzem Ruß und Fetzen verbrannter Tapete verschmiert. Auf dem Boden lag ein alter, ausgetretener Teppich. Die Worte des Hausmeisters klangen Jefferson im Gedächtnis, dass die Wohnung bei einem Brand teilweise zerstört worden war. Genauso sah es tatsächlich aus. Die Brandflecken setzten sich über die Decke hinweg fort. Mehrere Fliesen waren abgefallen und am Boden zersprungen. Sämtliche Wände waren braun verfärbt, wahrscheinlich vom Rauch wie auch vom Löschwasser aus den Schläuchen.
    Mit den braunen Wänden, die das Licht der Taschenlampe schluckten, anstatt es zu reflektieren, wirkte die Wohnung noch düsterer als das Apartment von Saint. Jefferson streckte den Kopf ins Badezimmer. Es war ebenfalls leer, die Toilette ausgetrocknet, und im Waschbecken lagen ein paar tote Insekten. Der Duschvorhang war vor langer Zeit abgenommen worden, doch in der Duschwanne stand eine vergessene Flasche Sesame Street Shampoo. Auf der Flasche klebte ein Bild, das einen mit Seifenschaum bedeckten Bert zeigte. Jefferson überkam ein Anflug von Trauer.
    Er spürte eine Berührung an der Schulter. Brogan stand hinter ihm und deutete auf den hintersten Raum des Apartments. Jefferson leuchtete mit seiner Taschenlampe hinein.
    Dort lag der Leichnam. Der Lichtkegel glitt über die Gestalt. Sie sah schlimm aus.
    Jefferson sah, dass es ein männlicher Toter war, wahrscheinlich irgendwo Anfang zwanzig, doch das war schwer zu sagen – die Augen waren bereits schwarz, und der Leib war aufgedunsen von Verwesungsgasen. Er lag mitten auf dem Teppich in einem ansonsten leeren Raum. Er lag auf dem Rücken, ein Arm auf der Brust, der andere zur Seite ausgestreckt, die Beine übereinander geschlagen, fast, als wäre er eingeschlafen. Eine zerdrückte Mütze der Red Sox lag ein kleines Stück abseits, verklebt mit dunklem, getrocknetem Blut, das den Teppich durchtränkt hatte.
    Der Tote

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