Dämon
Uhr. »Es ist noch früh. Warum gehen wir nicht los und werfen selbst einen Blick in dieses Loch? Sehen nach, was sich da unten verbirgt?«
Brogan nickte, klopfte mit den Knöcheln auf den Tisch und wollte sich zum Gehen wenden, als er hinter sich ein leises Flüstern vernahm.
»Was haben Sie gesagt?«, fragte Jefferson und näherte sich dem Häftling.
»Ich habe gesagt«, antwortete Ramsey, »dass Sie beide nicht die Einzigen sind, die mir diese Fragen gestellt haben.«
Neugierig ging Jefferson weiter auf den Mann zu. »Was soll das heißen?«
»Vor ungefähr zwei Monaten war ein Typ hier, der mir die gleichen Fragen gestellt hat wie Sie. Über das Loch und so, und was für unheimliche Dinge sich da unten abspielen.«
»Wer war das?«
Ramsey schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, er hat mir seinen Namen nicht genannt. Und ich hab ihm kein Wort erzählt.«
»Wie hat er ausgesehen?«
»Er war älter … nach seiner Kleidung ein stinkreicher Typ …«
»Ja?«
»Und er saß in einem elektrischen Rollstuhl.«
Lyerman. Lyerman Senior war hier gewesen und hatte Fragen über das Loch gestellt. Was hatte er mit der Sache zu tun? Jefferson stand einen Augenblick da und dachte über die möglichen Verbindungen nach, die sich abzuzeichnen begannen. Lyerman, Older, die Galla – sie alle schienen auf irgendetwas hinzudeuten, das sich in diesem Loch verbarg.
Jefferson und Brogan marschierten durch eine Reihe von Doppeltüren und standen schließlich blinzelnd in der späten Nachmittagssonne des Gefängnishofes. Die massiven Granitmauern des Bauwerks stachen grell vor den vorbeiziehenden Wolken des dunkler werdenden Himmels hervor. In Höhe des zweiten Stocks waren Fenster in die Wände eingelassen, aus denen vereinzelt die Gesichter gelangweilter Gefangener blickten. Jefferson spürte ihre Blicke auf sich ruhen, als er gemeinsam mit Brogan über den Hof ging.
Das Loch war nicht schwer zu finden; ein Kreis aus vertrocknetem Gras markierte die Stelle auf dem Hof deutlich. Die rostige Falltür lag mitten in der vertrockneten Fläche. Jefferson trat mit dem Fuß gegen das Metall und lauschte auf das hohle Geräusch, das sein Tritt erzeugte. Die Tür besaß einen großen Eisenring zum Öffnen, der flach auf der Seite lag.
Jefferson beugte sich vor, um an dem Ring zu ziehen, als Brogan ihn bei der Schulter packte. Er blickte auf und sah den Direktor mit raschen Schritten über den Hof kommen.
»Kann ich Ihnen helfen, Gentlemen?«, rief er ihnen bereits aus der Entfernung entgegen. Eine Windbö riss seine Krawatte aus dem Jackett und ließ sie über die Schulter wehen.
Jefferson ließ den Ring los und richtete sich auf. »Wir möchten einen Blick in das Loch werfen.«
»Ich fürchte, das ist unmöglich.« Der Direktor lächelte, doch seine Stimme klang angespannt.
»Warum?«, fragte Brogan und wandte sich dem Direktor zu.
»Nun, weil wir …«, begann der Direktor, zögerte und lächelte erneut. Jefferson beobachtete, wie er sich wand, während er krampfhaft überlegte. »Es ist nun mal so.«
Brogan blickte ihm in die Augen. »Wir sind in einer polizeilichen Ermittlungssache hier. Einer Morduntersuchung. Ich denke, Sie wissen, was das bedeutet.«
»Selbstverständlich, Lieutenant. Es ist nur so, dass wir Besucher nicht dort hinunterlassen.«
Brogan schüttelte den Kopf. »Was glauben Sie, wer wir sind? Irgendwelche Reporter von Dateline, die nur wegen des Nervenkitzels hier sind?«
»Nein, nein.« Der Direktor schüttelte abwehrend den Kopf. »Selbstverständlich nicht. Bitte entschuldigen Sie.«
»Was ist denn nun mit dem Loch?«, fragte Brogan.
Der Direktor blickte die beiden Detectives an, während seine Krawatte und sein Haar im Wind flatterten. Er verzog die Lippen zu einem verzerrten Lächeln. »Nun, ich schätze, mir bleibt keine andere Wahl.«
»So könnte man es ausdrücken«, erwiderte Brogan.
Der Direktor zuckte die Schultern. Schließlich trat er einen Schritt zurück und hob resignierend die Hände. »Also schön, einverstanden.«
Jefferson beugte sich erneut vor, um an dem eisernen Ring zu ziehen.
»Nur ein guter Rat, bevor Sie hinuntergehen«, sagte der Direktor leise.
»Und der wäre?«, fragte Brogan.
Der Direktor blickte zum Himmel, dann sah er wieder Jefferson und Brogan an. »Bleiben Sie nicht zu lange da unten. Kommen Sie wieder raus, bevor es dunkel wird.«
Jefferson nickte wortlos und zog am Ring.
Langsam öffnete sich die Falltür.
Während der Direktor und Brogan daneben
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