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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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steckten sie einen Bruder namens Cecil Edwards ins Loch. Am nächsten Tag war er tot … zerstückelt.« Ramsey fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Als hätte ein großes Raubtier ihn zerfetzt. Ein Auge war ausgekratzt, die Brust aufgerissen. Er war wirklich übel zugerichtet. Alle gerieten in Panik wegen dem, was diesem armen Hundesohn passiert war. Der Direktor hat es als Unfall abgetan, aber das ist natürlich Schwachsinn. Man kann sich nicht die eigene Brust aufreißen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ja.« Jefferson nickte. »Gab es eine Autopsie? Eine Untersuchung?«
    »Nichts. Der Direktor hat es verhindert. Verstehen Sie, das Gefängnis hat sein eigenes medizinisches Personal, seinen eigenen Leichenbeschauer und so. Es sind alles gute alte Freunde, die seit mehr als zwanzig Jahren mit dem Direktor zusammenarbeiten. Glauben Sie mir, wenn der Direktor sagt, jemand starb bei ’nem Kampf unter Sträflingen, dann steht genau das in den medizinischen Unterlagen.«
    »Okay«, sagte Jefferson und machte eine Notiz, dass Dr. Wu bei Gelegenheit nach der Autopsieakte eines Cecil Edwards suchen sollte. »Erzählen Sie weiter.«
    »Seitdem kommt jeder, der ins Loch gesteckt wird, genau wie Edwards wieder raus. Zerfetzt, in Stücke gerissen. Manchmal fehlen ganze Körperteile. Ein Arm, ein Bein, eine Hand … Der Direktor hat ein paar Wachleute nach unten geschickt, um sich die Sache anzusehen. Die Räume dort unten sind völlig leer, und es gibt keinen anderen Weg rein oder raus als den normalen. Also steckt der Direktor weiterhin Gefangene ins Loch, und alle kommen in Stücke gerissen wieder raus. Wie Konfetti.«
    »Wieso hat niemand etwas davon erfahren? Haben die Sträflinge denn keine Anwälte? Keine Besuche von Familienangehörigen?«, fragte Brogan. »Niemand, dem sie etwas erzählen könnten?«
    »Die Insel gehört dem Direktor. Hier geschieht nichts, von dem er nicht weiß. Anrufe nach draußen werden überwacht, Anwaltsbesuche werden überwacht, einfach alles. Der Raum, in dem wir uns jetzt befinden, ist sauber, weil sie gerade erst anfangen, ihn zu benutzen. Unter den Häftlingen heißt es, dass man der Nächste im Loch ist, wenn man das Geheimnis nach draußen lässt.«
    »Was ist mit den Häftlingen, die entlassen werden? Saint, zum Beispiel? Wie kommt es, dass er keinem was erzählt hat?«
    »Die meisten von den Jungs sind auf Bewährung. Der Direktor muss nur bei dem entsprechenden Bewährungshelfer anrufen, und schon schreibt der einen Bericht, der einen direkt wieder in den Knast bringt. Wenn jemand draußen mit den falschen Leuten redet, landet er schneller wieder hier, als er pieps sagen kann. Es braucht nicht viel, auf Blade Island ein Geheimnis zu bewahren, wenn jeder dabei mitmacht.«
    »Was sagten Sie, wie die Wunden aussehen?«, fragte Jefferson.
    »Wie von Klauen oder so. Überall, am ganzen Körper«, antwortete Ramsey.
    Brogan wechselte einen Blick mit Jefferson. Wie bei den Leichen drüben in der Stadt.
    »Inzwischen hat jeder Häftling Angst, auch nur zu furzen. Niemand will ins Loch gesteckt werden. Wir benehmen uns hier alle wie bei einer Dinnerparty von Martha Stewart, fünfhundert vornehme Häftlinge. Jeder sieht nett aus, ist freundlich und hat Angst, jemandem auf die Füße zu treten. Es ist der sicherste Knast im ganzen Land.«
    Ramsey nahm die Zigarette aus dem Mund und starrte auf die glimmende Spitze. »Mann, ich hab wirklich schon einige schlimme Sachen im Leben gemacht, und für die meisten wurde ich nie erwischt. Wahrscheinlich verdiene ich es wirklich, hier zu sitzen. Aber keiner verdient dieses Loch! Alle leben in ständiger Angst! Nach einer Weile raubt es einem jede Selbstachtung. Es ist einfach nicht richtig, einen Menschen so zu behandeln!« Ramsey nahm einen weiteren tiefen Zug an seiner Zigarette und starrte durch den Rauch ins Leere. »Es ist einfach nicht richtig«, murmelte er.
    »Was meinst du?«, fragte Jefferson leise mit einem Seitenblick auf den Gefangenen.
    Ramsey saß noch immer am Ende des langen Tisches, rauchte eine weitere Zigarette und starrte geistesabwesend vor sich hin. Brogan zog sich die Hose zurecht. »Hättest du mich vor drei Wochen gefragt, hätte ich geantwortet, dass der Kerl sie nicht alle beisammen hat. Aber nach allem, was in letzter Zeit passiert ist …« Brogan hob die Augenbrauen und seufzte. »Ich weiß nicht. Ein Teil von mir glaubt seine Geschichte, verstehst du?«
    »Ich weiß, was du meinst.« Jefferson blickte auf die

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