Dämon
wiederauferstehen konnten.« Ugriumov verstummte, lächelte und zeigte seine ungewöhnlich weißen Zähne. »Jedenfalls steht es so in den Schriftrollen.«
Der kleine Mann sah die beiden Detectives an, und sein Grinsen wurde breiter. Eine zweite Fledermaus huschte über die Decke auf der Suche nach Insekten unter den Hunderttausenden verwitternder Reliquien und anderer Dinge in den Katakomben. Ugriumov wandte sich von Jefferson und McKenna ab, klopfte sich mit der Brechstange auf die Handfläche und blickte hinunter auf den Inhalt der Kiste.
»Vom Standpunkt eines Sammlers ist dieses Skelett ein sehr interessantes Stück«, sagte er.
»Warum sollte ein Sammler so etwas haben wollen?«, fragte McKenna.
»Es ist selten, eine Kostbarkeit, nur für Superreiche zu bezahlen, Miss Watson«, erwiderte Ugriumov. »Sie sammeln interessante Stücke.«
»Haben Sie jemals ein Angebot für dieses Skelett erhalten?«
Ugriumov nickte. »Sogar noch in jüngster Zeit. Allerdings ist es nicht unsere Politik, unsere Sammlung Stück für Stück zu verkaufen. Obwohl es Russland schlecht geht, haben wir kein Interesse, uns zu prostituieren.«
»Wissen Sie zufällig den Namen dieses Sammlers?«, fragte McKenna.
»Einer von Ihren reichen amerikanischen Geschäftsleuten«, antwortete Ugriumov. »Ein gewisser Joseph Lyerman.«
Wenn Lyerman versucht hatte, dieses Skelett zu kaufen, musste er gewusst haben, dass der Inhalt dieser Kiste von Bedeutung war. Jefferson war nun sicher, dass die Kreatur von der gleichen Art war wie die, welche in Boston ihr Unwesen trieb – die Bestie, die auf dem Friedhof und in Sinatras Haus die Morde begangen hatte. Er war außerdem sicher, dass Lyerman dies ebenfalls wusste. Und was immer auf Blade Island gewesen war, es kam vom gleichen Ort wie das Skelett in der Kiste.
Jefferson starrte die Knochen an, die klaffende tödliche Wunde am Hinterkopf unmittelbar über der Stelle, wo die Halswirbel anfingen. Die fehlenden Knochensplitter lagen nicht in der Kiste. Der nach hinten gebogene Kopf und das Loch darin ließen den Schädel noch hässlicher und bösartiger aussehen. Jefferson konnte sich beinahe vorstellen, welch unaussprechliche Wut dieses Ding verspürt haben musste, als irgendein gewaltiger Krieger ihm den Schädel zertrümmert hatte. Der Rachen war aufgerissen, und die scharfen Raubtierzähne, die Ugriumov erwähnt hatte, waren deutlich zu sehen. Sie zeigten schräg nach vorn wie bei einem Wolf. Das Skelett hätte beinahe menschlich sein können, jedoch nicht diese Zähne.
»Sieht wie ein ganz gemeiner Bastard aus«, sagte Jefferson leise. »Was es auch gewesen sein mag.«
McKenna beugte sich vor, betrachtete den Schädel und streckte vorsichtig eine Hand aus. »Darf ich es berühren?«, fragte sie Ugriumov.
Der kleine Mann nickte. »Wenn Sie mögen.«
McKenna streckte die Hand in die Kiste und betastete mit den Fingern die glatte Oberfläche des Schädels. »Es ist warm!«, sagte sie staunend, als sie die Nackenwirbel berührte.
Ugriumov lachte. »Knochen nehmen sehr schnell die Temperatur der Umgebung an.«
»Aber es ist nicht warm hier drin «, sagte McKenna.
Jefferson beugte sich vor und berührte die Rippen mit den Fingerspitzen. McKenna hatte Recht, die Knochen fühlten sich tatsächlich warm an. Wärmer als die umgebende Luft, so viel stand fest.
»Autsch!«, rief McKenna plötzlich und riss ihre Hand zurück. Auf der Spitze ihres Zeigefingers wurde ein Blutstropfen sichtbar.
»Was ist passiert?«, fragte Jefferson.
Sie schüttelte abwechselnd die Hand und rieb sich die Fingerspitze. »Ich hab mich gestochen.«
Jefferson blickte in die Kiste. Einer der Raubtierzähne war blutig. McKenna hatte sich an einem der verdammten Reißzähne der Kreatur gestochen. Vorsichtig betastete Jefferson den Zahn; er war scharf wie ein Rasiermesser.
Er zeigte auf den roten Blutfleck. »Ich kann nicht glauben, dass die Zähne nach so vielen Jahren immer noch so scharf sind.«
»Ich auch nicht«, flüsterte Ugriumov und beugte sich vor, um den Zahn genauer zu inspizieren. Er hielt noch immer die Brechstange, und Jefferson sah, dass die Handknöchel weiß hervortraten, so fest packte er das Metall. Das Grinsen war aus seinem Gesicht verschwunden, als er sich über den Schädel beugte.
»Was macht der Finger?«, fragte Jefferson an McKenna gewandt.
»Ich werd’s überleben.« Sie lächelte tapfer und ließ ihre Hand in der seinen.
Ugriumov betrachtete immer noch den Schädel. Plötzlich richtete
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