Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
Vom Netzwerk:
und zog ihre 22er, die sie am rechten Oberschenkel in einem Halfter trug. Sie hielt die Waffe nach unten und legte den Sicherungshebel um, während Jefferson seine Beretta aus dem Schulterhalfter zog und entsicherte. Stumm deutete er auf den Computer und dann auf McKenna, bevor er eine kreisende Bewegung durch den Saal machte. McKenna nickte – sie hatte verstanden.
    Jefferson zeigte ihr den erhobenen Daumen; dann duckte er sich, bis er mit dem Kopf unterhalb der Trennwände war. Die kleinen Abteile waren rechteckig und reihten sich wie Bienenwaben aneinander. In jedem konnte sich jemand verstecken; falls dem so war, würde er es erst bemerken, wenn er direkt davor stand. Er drehte sich nach McKenna um und wollte sie warnen, doch sie war bereits verschwunden, untergetaucht in einem Labyrinth aus grauen Wänden.
    Langsam setzte Jefferson sich ebenfalls in Bewegung, ging tief geduckt, bedächtig und vorsichtig. Schließlich bog er rechts ab und bewegte sich langsam durch den langen Mittelgang voran. In der umliegenden Stille hörte er die Arbeitsgeräusche des einzelnen Computers: Das Surren der Festplatte, das leise statische Rauschen des Monitors, dessen Licht blau und weiß von der Decke reflektierte. Langsam hob Jefferson den Kopf über die Trennwand.
    Nichts rührte sich.
    Vier Abteile vor ihm fuhr der Computer weiter von alleine hoch, unbeaufsichtigt von Menschenhand.
    Vergiss nicht, der Dämon kann menschliche Gestalt annehmen. Er könnte als jedermann auftauchen.
    Jefferson lauschte noch einen Augenblick, hörte aber nicht das geringste Geräusch. Leise flüsterte er McKennas Namen.
    Er vernahm ein Scharren, und mehrere Abteile weiter tauchte McKennas Kopf hinter einer Trennwand auf. Er deutete auf den Computer, dann auf den Rest des Saals, dann auf seine Uhr. Er zuckte die Schultern. Vielleicht wurde der Computer von einer Zeitschaltuhr gesteuert?
    McKenna richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. Sie hielt noch immer die Waffe in beiden Händen, mit dem Lauf nach unten, während sie durch das Gewirr von Gängen zu Jefferson kam.
    »Nichts?«, fragte sie.
    »Nichts.«
    Der Computer hatte den Bootvorgang abgeschlossen; nun blinkte ein einsamer Cursor auf dem Bildschirm. In der Etage über ihnen spielte die Band noch immer schwungvolle Tanzmusik; dort oben waren Licht, Lachen und Leben. Ein Stockwerk tiefer hingegen herrschte unheimliche Dunkelheit in einem Saal voller Computer.
    McKenna und Jefferson starrten auf den Bildschirm, der bis auf den blinkenden Cursor immer noch leer war.
    McKenna stieß langsam den Atem aus, entspannte sich, sicherte ihre 22er und schob die Waffe ins Oberschenkelhalfter zurück. »Sieht so aus, als wäre ich für nichts und wieder nichts in meinem neuen Abendkleid durch den Saal geschlichen.«
    »Nein, warte«, sagte Jefferson und packte sie am Ellbogen.
    Der Cursor auf dem Bildschirm hatte sich in Bewegung gesetzt und hinterließ eine Spur aus Buchstaben, als würde jemand auf der Tastatur schreiben.
    »Mein Gott«, flüsterte McKenna. Ihre Hand fuhr unbewusst wieder zum Halfter, als sie beobachtete, wie der Cursor sich über den Bildschirm bewegte. Jefferson wandte sich ab und behielt den Rest des Saals misstrauisch im Auge. Sie waren allein. Es sei denn, irgendetwas hielt sich hinter den Trennwänden verborgen. Irgendetwas, das auf sie wartete.
    Noch immer die Waffe in den Händen, drehte Jefferson sich wieder zum Bildschirm um. Der Cursor war mit seiner Reise über die schwarze Mattscheibe fertig. Eine einzelne Zeile war auf dem Schirm zu lesen.
    Ihr solltet nicht hier sein.
    Jefferson spürte ein eisiges Frösteln, das sich vom Rücken über seinen gesamten Körper bis hin zu den Fingerspitzen ausbreitete. McKenna stieß den Atem aus und flüsterte etwas, das Jefferson nicht verstand. Auch sie spürte die unheimliche Kälte.
    Die Zeile verschwand, und eine Serie von Bildern huschte über den Schirm. Sie blieben jeweils nur für einen Sekundenbruchteil stehen, dann folgte bereits das nächste Bild, wie Millionen Schnappschüsse eines blinzelnden Auges.
    Jefferson sah religiöse Bilder. Buddha, Christus und Mohammed. Bilder von der Klagemauer, von chinesischen Tempeln, Kirchen mit Zwiebeltürmen, französischen Kathedralen. Gemälde von der Mutter Gottes, von Christus am Kreuz, Textzeilen auf Arabisch und Hebräisch. Männer auf den Knien, die Köpfe am Boden, im Gebet versunken, schluchzende Frauen mit zum Himmel erhobenen Armen. Weiter und weiter und weiter. Die Bilderflut

Weitere Kostenlose Bücher