Dämon
Hand bewegten sie sich weiter, der Tanzfläche entgegen. Jefferson zog seine Manschetten zurecht. Sie waren ein Paar, das sich für ein paar ungestörte Augenblicke zurückgezogen hatte.
Ringsum war die Party in vollem Gange. Niemand schien Notiz von ihnen zu nehmen. Der große Samoaner stand noch immer am anderen Ende des Saals vor dem Aufzug, ein Klemmbrett in der Hand. Sie würden ihn im Auge behalten müssen.
McKenna und Jefferson standen inmitten einer großen Menge. An der Decke hingen breite Bahnen aus Seidenstoff, die von oben beleuchtet wurden und den Saal in ein weiches Licht tauchten. Irgendwo lief eine Seifenblasenmaschine; Jefferson sah Seifenblasen über die Tanzfläche schweben, bevor sie platzten und von einem Augenblick zum anderen verschwunden waren.
Entlang einer Wand des Saals war ein Büfett aufgebaut. Drei Männer in weißen Smokings standen hinter den Tischen und servierten das Essen. Erdbeeren im Schokoladenmantel und andere Appetithappen. Der Trompetenspieler beendete sein Solo, ließ sich auf seinen Stuhl fallen und massierte sich die Lippen.
Jefferson und McKenna bewegten sich Händchen haltend zwischen den Tanzenden hindurch.
»Siehst du jemanden, den wir kennen?«, fragte McKenna.
Jefferson hielt nach Brogan und Lyerman Ausschau, bisher jedoch vergeblich.
»Nein, ich sehe kein bekanntes Gesicht.«
McKenna und Jefferson gingen zu einer der Säulen, die in regelmäßigen Abständen die Tanzfläche umstanden, lehnten sich mit dem Rücken dagegen und beobachteten die Menge. Die Musik wurde langsamer und ging in einen Jazzrhythmus über. Eine Tafel über der Band verkündete deren Namen: Baker Sax-O-Tet.
»Ganz schön luxuriös das alles«, sagte McKenna.
Der Saal war in der Tat sehr elegant und stilvoll. Die Wände waren mit purpurnem Samt bespannt, Kristalllüster hingen von der Decke, und in den Ecken standen große grüne Farne in irdenen Kübeln. Frauen mit Glockenhüten und in seidenen Faltenröcken standen an der Tanzfläche, eine Hand auf der vorgestreckten Hüfte, in der anderen eine Zigarette an einer langen Spitze.
Die Männer trugen ausnahmslos Smokings. Eine hübsche junge Frau mit einem altmodischen Bauchladen ging durch die Menge und verkaufte Zigaretten. Sie schob sich an Jefferson vorbei und lächelte ihm flüchtig zu, bevor sie nach weiteren potenziellen Kunden Ausschau hielt.
»Ich hole mir etwas zu trinken«, sagte McKenna. »Möchtest du auch was?«
Jefferson nickte, und McKenna ging zur Bar. Er sah ihr hinterher, wie sie sich durch die Menge bewegte. Er beobachtete den Schwung ihrer Hüften unter dem schwarzen Stoff des Abendkleids, ihre schlanke Taille und ihr im Licht schimmerndes Haar.
Auf der Bühne gab es plötzlich Gedränge. Eine attraktive Frau mit langen blonden Haaren und einem glitzernden blauen Kleid stieg unsicher die Stufen zur Band hinauf. Sie war offensichtlich betrunken und schwankte bedrohlich. In einer Hand hielt sie ein Martiniglas. Die Flüssigkeit schwappte unablässig über den Rand, während sie vorantaumelte. Sie winkte der Band mit einer weit ausholenden Geste der freien Hand, worauf die Musiker zu spielen aufhörten. Dann trat sie mitten auf die Bühne und ergriff das Mikrofon. Sie lächelte die Menschenmenge trunken an und hob ihr Martiniglas.
»So endet die Welt«, sagte sie und hielt sich am Mikrofon fest. »Nicht mit einem Knall, sondern sang- und klanglos.«
Ihr Kopf sank für eine Sekunde schlaff auf die Brust, und Jefferson meinte schon, sie würde ohnmächtig. Dann blickte sie plötzlich wieder auf und starrte unsicher auf die Menge hinunter, bis sich wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht legte. Erneut hob sie ihr Glas und verschüttete noch mehr von dessen Inhalt.
»Gib mir einen Whiskey … und stell dich verdammt noch mal nicht so zimperlich an, Baby …«, intonierte sie mit erhobenem Glas. Mit diesen Worten räumte sie die Bühne, und die Band hinter ihr spielte weiter.
Die Leute wandten sich ab und nahmen ihre unterbrochenen Unterhaltungen wieder auf; das allgemeine Gemurmel kehrte zurück. Jefferson beobachtete die betrunkene Frau weiterhin, die eine Hand an den Kopf gedrückt hielt, als müsse sie verhindern, dass er ihr von den Schultern fiel. Irgendetwas an der Frau kam Jefferson bekannt vor.
Er betrachtete ihr Gesicht genauer. Sie hatte fast den Rand der Bühne erreicht, als ihm plötzlich dämmerte, wer sie war. Veronica. Die Hostess aus Richard Lees Teestube. Die Frau, die Jefferson und Brogan nach hinten zu
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