Dämon
Staaten, und Sie verlangen, dass ich Ihnen diesen Kram glaube?«
»Erscheint Ihnen die Geschichte nicht längst vertraut?«, entgegnete der Captain. »Sie sind doch auch durch den Dschungel marschiert. Sie müssen doch wissen, wovon ich rede.«
Vincent nickte. Einer der japanischen Soldaten schien unserer Unterhaltung zu folgen. Er kratzte den letzten Rest Essen aus seinem Napf und schulterte sein Gewehr. Dann stand er auf, klopfte seine Sachen ab und sagte etwas auf Japanisch.
»Was hat er gesagt?«, fragte Vincent.
»Der Kuro ist ein böser Wind aus der japanischen Legende«, antwortete der Captain. »Er sagt, diese Bestien seien Dämonen, die vom Kuro auf diese Insel verschlagen worden sind. Sie sind die Geister toter Krieger, angezogen vom Geruch des Krieges.«
Der Captain blickte hinauf zum Blätterdach des Dschungels. Er nahm seinen Becher, schwenkte den Rest Kaffee darin und goss ihn dann mit Schwung ins Feuer. Es zischte, und eine Dampfwolke stieg auf. Der Captain erhob sich.
»Es wird dunkel«, sagte er. »Sie werden bald kommen. Wir müssen uns bereitmachen.«
Wir nahmen unsere Helme und stapften los, um Wasser aus dem breiten Flusslauf zu holen, der quer über die Insel verlief, und das Kokosholz des Bunkers damit zu tränken. Seals kniete neben Brogan, Vincent und mir am Ufer.
»Was meinen Sie dazu, Sir?«, fragte Vincent mit gedämpfter Stimme, ohne den Blick von der Lichtung mit den Japanern und den Soldaten der vermissten Einheit zu nehmen.
»Ich weiß es nicht, Vincent«, antwortete Seals. »Was glauben Sie?«
»Sir?«
»Ich frage Sie nach Ihrer Meinung, Vincent. Ergreifen Sie die Gelegenheit, solange ich sie Ihnen biete.«
»Nun ja, Sir …«, sagte Vincent, »einesteils glaube ich, dass jeder hier den Verstand verloren hat. Dass wir geradewegs in einem Irrenhaus gelandet sind. Vielleicht war die verdammte Anspannung für die Männer zu groß, das ständige Kämpfen im Dschungel. Es ist wie bei einem Damm. Er kann nur eine bestimmte Menge Wasser halten, bevor er bricht.«
»Stimmt.«
»Aber ein anderer Teil von mir«, fuhr Vincent fort, »ein anderer Teil sagt mir, dass diese Männer die Wahrheit sagen. Wir haben selbst eine Reihe sehr merkwürdiger Erlebnisse auf dem Weg hierher gehabt, Sir.«
»Amen«, sagte Brogan.
»Ein paar wirklich unheimliche Sachen sind passiert«, fuhr Vincent fort. »Und ein Teil von mir sagt, dass diese Irren hier die Einzigen sind, die wissen, was in dem verfluchten Dschungel vor sich geht.«
»Und Sie?«, fragte Seals und blickte mich an.
»Ich stimme Vincent zu«, antwortete ich. »Ob wir es uns nun eingestehen oder nicht – irgendetwas geht in diesem Dschungel vor, das nichts mit dem Krieg zu tun hat. Offen gestanden, Sir, ich glaube, wir sind sicherer, wenn wir den Rat annehmen, als wenn wir kehrtmachen und versuchen, uns allein durch den Dschungel zu schlagen.«
»Verdammt richtig«, brummte Brogan.
Seals’ Finger spielten im Wasser, während er überlegte.
»Also gut«, sagte er schließlich. »Wir bleiben die Nacht über hier. Vielleicht ändern die Dinge sich bis morgen Früh.«
Wir füllten unsere Helme mit Flusswasser und kehrten auf die Lichtung zurück, wo wir die Stämme des Bunkers mit dem Wasser begossen. Genau wie der amerikanische Captain es uns gesagt hatte.
»Seit kurzem setzen sie Feuer gegen uns ein«, erklärte der Captain. Er hatte drei volle Feldflaschen im Arm und deutete mit der freien Hand auf schwarze Brandstellen im Dach des Bunkers. »Sie versuchen uns auszuräuchern. Zum Glück hat es gestern Nacht geregnet, sonst hätten wir das Dach verloren. Ich glaube nicht, dass wir heute Nacht wieder so viel Glück haben.«
Nachdem wir das Dach gründlich nass gemacht hatten, benutzten Vincent, Brogan und ich unsere Messer, um zwei Meter lange Bambusstäbe anzuspitzen. Zwei der japanischen Soldaten gruben sie mit den Spitzen schräg nach außen in einem Kreis um den Bunker herum ein. Vincent beobachtete die Japaner misstrauisch, während er mit dem Messer schnitzte. Ich konnte sehen, was er dachte. Es fiel ihm schwer, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Im einen Augenblick noch hatten wir uns die größte Mühe gegeben, alles umzubringen, was Schlitzaugen besaß, und im nächsten Moment waren wir mit ihnen verbündet.
Seals hatte sich den Flammenwerfer von Martinez umgeschnallt und steckte das Unterholz am Rand der Lichtung in Brand, um die freie Fläche zu erweitern. Wer immer sich dem Bunker näherte, hatte inzwischen
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