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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Ich dachte, er hätte zu weinen angefangen. Vincent schien der gleichen Meinung zu sein, denn als Nächstes legte er dem Mann beruhigend die Hand auf den Kopf und streichelte ihn, während er zugleich den Rand des Dschungels im Auge behielt. Die Lichter brannten noch immer zwischen den Bäumen, doch nun bewegten sie sich nicht mehr.
    Plötzlich ging ein Ruck durch Hartmere. Sein Rumpf schüttelte sich wild. Vincent sah zu ihm herab und bemerkte kleine Fältchen um die Augen herum. Das hechelnde Atmen veränderte sich, wurde lauter und klangvoller, bis wir alle schlagartig erkannten, dass Hartmere nicht weinte. Er lachte.
    Erschrocken zog Vincent seine Hand zurück und trat einen Schritt von dem gestürzten Marine weg. Langsam hob Hartmere den Kopf, bis er Vincent direkt ansah. Das Gesicht des Mannes hatte sich verändert. Seine Lippen waren zurückgezogen, und er bleckte Zähne, die im Dämmerlicht scharf und spitz aussahen. Die Augen waren nicht mehr braun, sondern gelb, und leuchteten. Er kniete auf dem Boden vor Vincent, die Arme ans Kreuz genagelt, und lachte aus vollem Hals.
    »Hartmere?«, fragte Vincent bestürzt und beugte sich vor.
    Hartmere sprang auf und riss eine Hand vom Kreuz. Er hielt etwas Spitzes gepackt und stieß es vor, zielte auf Vincents Leib. Vincent stieß einen unterdrückten Fluch aus und wich zur Seite. Der heimtückische Stoß ging fehl. Hartmere setzte laut lachend nach. Vincent wich weiter zurück. Er war völlig verwirrt. Die Lichter im Dschungel wurden heller. Vincent wandte sich um und rannte zurück zum Bunker.
    Hartmere erhob sich nun vollends und riss auch die andere Hand frei. Dann sprang er Vincent hinterher. Beide näherten sich der offenen Bunkertür.
    »Die Tür!«, rief ich. »Jemand soll die Tür zumachen!«
    »Beeilung! Los, beeil dich!«, rief Seals dem näher kommenden Vincent zu. Hartmere war ihm dicht auf den Fersen.
    Vincent warf sich mit einem Hechtsprung durch den Eingang, und einer der japanischen Soldaten stemmte die Tür zu, während ein zweiter mit dem Baumstamm bereitstand und die Tür sofort sicherte. Hartmere prallte mit einem lauten Krachen von außen dagegen, und die japanischen Soldaten wurden beinahe zurückgeschleudert. Seals und der Captain halfen ihnen, indem sie sich mit dem ganzen Gewicht gegen die Tür stemmten, um Hartmere zurückzuhalten … oder was aus Hartmere geworden war.
    »O Scheiße!«, ächzte Vincent. »Das war kein Mensch! Was war das, um Himmels willen?«
    Von draußen erscholl erneut das dumpfe Trompeten.
    »Sie kommen!«, rief der Captain. »Zurück an die Scharten. Männer!«
    Der kalte Wind, der Kuro, wehte nun heftig, füllte den Bunker mit eisiger Luft und drohte die Fackeln auszublasen. Mit pochendem Herzen rannte ich an meinen Platz zurück und schob den Lauf des Gewehrs durch die Schießscharte. Die Lichter draußen bewegten sich, näherten sich unserem Bunker. Im Dschungel ertönte ein lang gezogener Schrei. Ein weiterer folgte, dann ein dritter, und noch einer, bis es sich anhörte, als würden hundert Männer rufen. Das Trompeten hielt an und peitschte sie vorwärts. Ich hörte ein stampfendes, hämmerndes Geräusch, und aus der Dunkelheit des Dschungels brachen Gestalten auf die Lichtung. Sie blieben am Rand des Unterholzes stehen, während sie uns unverständliche Dinge zuriefen, die sich wie Hohn und Spott anhörten.
    Sie trugen Rüstungen – Ritterrüstungen, wie ich sie auf Gemälden von den Kreuzzügen gesehen hatte. Sie hielten Fahnen in verschiedenen Farben, die in der steifen Brise des Kuro flatterten. Auf einigen waren goldene Adler oder Löwen zu sehen. Die Ritter hatten ihre Visiere heruntergeklappt. Ich konnte zwar keine Gesichter erkennen, doch hinter den Sehschlitzen leuchteten gelbe Augen. Als würden sie von innen heraus brennen.
    Sie stellten sich in einer breiten Linie auf, reckten die Schwerter in die Luft und brüllten. Ich versuchte, sie zu zählen. Es waren Hunderte, und sie hatten unseren Bunker regelrecht eingeschlossen. Hörner wurden geblasen. Eine Gestalt auf einem Pferd bahnte sich einen Weg durch die Reihen. Es war ein riesiges schwarzes Tier, und aus seinen Nüstern stieg Rauch, als es sich auf die Hinterhand erhob. Seine Brust wurde von einer breiten Eisenplatte geschützt, und eine zweite Platte bedeckte das lange Gesicht.
    Der Reiter trieb das Tier bis vor seine Armee und schwang einen gewaltigen Streitkolben. Er trug eine Rüstung, die seine Arme und Beine schützte, und auf seinem

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